„Ab sofort können sich Bürger und Besucher Münnerstadts endlich wieder über die exakte Tageszeit auf der Uhr am Oberen Tor informieren“, sagte der Vorsitzende des Vereins Freunde des Oberen Tores, Wolfram Graeber, nach der Montage des neuen Zeigerpaares am Ziffernblatt hoch oben am südlichen Stadtausgang. Rund 120 Jahre lang war das nicht mehr möglich, stellte Graeber fest.
Mit der Montage der 110 und 80 Zentimeter langen vergoldeten Aluminium-Zeiger durch Uhrmachermeister Harald Götz aus Sondheim/ Rhön unter Assistenz von Thomas Froning gehe ein langer Dornröschenschlaf der Turmuhr zu Ende, so Graeber. Götz konnte vom Korb der Drehleiter der Münnerstädter Floriansjünger aus montieren und das Spiel der Zeiger justieren.
Graeber erinnerte an die Geburtsstunde des „Türmer-Vereins“ im Jahr 2003. Anlass der Vereinsgründung sei der Nachbau des historischen Ziffernblattes gewesen. Die Holzunterlage stammt aus einer alten Stiege des Treppenhauses der Zehntscheune von Roland Gopp; nach historischem Vorbild hat dies Bärbel Will bemalt; der Wetterschutz aus Metall stammt von Josef Wilz. Seither prangte das Ziffernblatt an der Stadtseite des Tores, ohne jedoch die Zeit anzuzeigen. Für ihn sei dies ein bewegender Moment, denn nach vielen Jahren der Planung in Verbindung mit der Denkmalschutzbehörde und intensiven handwerklichen Arbeiten für die Wieder-Begehbarkeit des Stadttores sei die exakte Uhrzeit von der Turmuhr jetzt ein Zeichen dafür, dass wieder Leben in das mittelalterliche Gemäuer eingekehrt ist, betonte Graeber bei einem Gespräch mit unserer Zeitung am Rande der kleinen Feier.
Dabei erläuterte er auch die Entwicklung des Turmuhr-Konzeptes von den ersten Planungen bis zur Ingang-Setzung des Werkes und der Montage der Zeiger. Das mechanische Uhrwerk mit elektrischem 380-Volt-Antrieb ist ein altes Uhrwerk aus der Stadtpfarrkirche, das im Herbst 2008 mit Unterstützung von Norbert Düring, Dieter Petsch, Christoph Gehring und Meinrad Götz in die Spitalmühle transportiert worden war, um es dort vorerst einzulagern. Ein gutes Jahr später brachten Michael Winkler und Dieter Petsch mit Sohn Andreas das Werk zur Überarbeitung in die Werkstatt von Joachim Labastille. Im Februar dieses Jahres transportierten wiederum ehrenamtliche Helfer das etwa 3,5 Zentner schwere Uhrwerk ins Obere Tor, wo es später auf einer massiven Bodenplatte (eine Spende der Schreinerei Buhl in Strahlungen) befestigt wurde. Ende Juli dann konnte das Werk ans Netz angeschlossen werden, nachdem die Firma Remog den Antrieb hergestellt hatte.
Mit der Zeiger-Montage sei jetzt ein weiterer Schritt in die Zukunft des Oberen Tors getan, so Graeber.