Die anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Fachakademien organisierte Tagung versprach in doppelter Hinsicht, ein Brennspiegel zu werden: Die aktuellen Probleme, der Fachkräftemangel, die unzureichende Wertschätzung von Erzieherinnen, die Tendenzen zur Akademisierung der Ausbildung würden verhandelt, und zwar von den maßgeblichen Politikern, Wissenschaftlern und Vertretern der Spitzenverbände.
Deutliche Perspektiven zur Verbesserung zeichnete Ministerialdirektor Friedrich Seitz, Amtschef des Bayerischen Sozialministeriums. Sein Haus mache sich stark für einen besseren Betreuungsschlüssel, für eine Anhebung des Anteils von Fachkräften bei der Betreuung von Kindern und Jugendlichen, für die Bildung von Teams, in denen unterschiedliche Fachkräfte kooperierten. Die Bayern, zurzeit im Vorsitz der „Arbeits- und Sozialministerkonferenz“, hätten eine Initiative zur „Wertschätzung sozialer Berufe“ angeregt. Außerdem plane man eine eigene Fortbildungsakademie für soziale Berufe. Bezüglich der Bezahlung verwies Seitz darauf, dass es automatisch höhere Zuschüsse gebe, wenn die Tarifparteien sich auf eine bessere Entlohnung einigten.
Durchaus Kritisches merkte Dr. Christa Preissing von der Freien Universität Berlin zu den aktuellen Tendenzen an, die Vorschule als Bildungsinstanz zu verstehen. Sie forderte das „Recht des Kindes auf den heutigen Tag“ und sah große Defizite bei der Chancengleichheit von Kindern. Auf keinen Fall dürfte der Selektionsdruck, wie er an den Grundschulen herrsche, in den Vorschulbereich verlagert werden. Die „Projektarbeit“ sah sie als eine Methode, zugleich leistungs- und kindorientiert zu arbeiten.
In der Diskussion um die Akademisierung des Erzieherberufs brach Dr. Eleonore Hartl-Grötsch eine Lanze für die Fachakademieausbildung. Als Verantwortliche für die Kindertageseinrichtungen der Stadt München wisse sie die Praxisorientierung der Erzieherinnen zu schätzen. Hochschulabsolventen ohne Praxis fehle der Überblick und das Gespür, die Realität richtig einzuschätzen.
Als die Arbeitsgemeinschaft bayerischer Fachakademien 1969 entstanden sei, habe ein den heutigen Verhältnissen vergleichbarer Fachkräftemangel geherrscht, erklärte Gründung- und Ehrenvorsitzender Dr. Josef Hederer.
Die Fachakademien hätten damals ihren Beitrag zur Problemlösung geleistet und würden es auch jetzt wieder tun. Hans-Georg Aigner, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft, warnte angesichts des Mangels vor einer Verkürzung der Ausbildung, sie widerspräche allen Bemühungen um Qualitäts- und Statusentwicklung des Erzieherberufes.
Auch die zuständige Referatsleiterin im Kultusministerium Christine Hefer verteidigte mit Blick auf die Qualitätssicherung unter dem Beifall der 400 Teilnehmer die Bedingungen einer staatlichen Anerkennung neuer Fachakademien.