„Münnerstadt hat unter den Bestattern einen guten Ruf“, meinte Landrat Thomas Bold in seinem Grußwort anlässlich der Freisprechungsfeier von 151 jungen Bestattungs-Fachkräften in der Aula des Schönborn-Gymnasiums. Der Bestatter-Beruf beanspruche durch die psychischen Belastungen die ganze Persönlichkeit. Bold lobte daher die Ausbildung im Bundesausbildungszentrum für Bestatter (BAZ) in Münnerstadt und in der Berufsschule in Bad Kissingen.
Das Bundesausbildungszentrum für Bestatter in Münnerstadt, das einzige seiner Art in Deutschland, besteht seit Februar 2005. Die angehenden Bestatter müssen während ihrer Ausbildung hier drei Lehrgänge absolvieren; das sind zum einen Grabtechnik, Warenkunde und Grab-Gestaltung, zum anderen die Versorgung der Leichname und die Trauer-Psychologie. Außerdem beinhaltet der Lehrplan auch die Schulung im Verfassen und Vortragen von Trauerreden. Dozenten sind erfahrene Bestatter, Rechtsanwälte, Standesbeamte, Psychologen und Floristen.
Seit im Jahr 2003 der Ausbildungsberuf Bestattungsfachkraft ins Leben gerufen wurde, haben 750 junge Frauen und Männer diese Ausbildung absolviert. Der Frauenanteil beträgt inzwischen fast 50 Prozent. „Ihre Qualifikation ist das Werk eigener Energie und der Überzeugungsarbeit der Ausbilder“, betonte Bürgermeister Helmut Blank in seiner Ansprache. Qualifizierter Nachwuchs sei nötiger denn je.
„Praxis in den Betrieben, Theorie in der Berufsschule und erste praktische Erfahrungen im Bestatterzentrum bilden die Grundlagen für die Qualifikation zur Bestattungsfachkraft“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Bestatter, Claus-Dieter Wulf. Er hofft, dass sich die Absolventen sich weiter fortbilden. Ursprünglich sei der Bestatter-Beruf ein reines Handwerk gewesen. Heute decke das Berufsfeld auch andere Bereiche eines Trauerfalls ab. Es gelte, praktische und kaufmännische Aufgaben gleichermaßen zu bewältigen. Jeder Bestattungsfall sei eine neue Herausforderung. Unabdingbar seien persönlicher Respekt beim Umgang mit den Trauernden. Zu bewahren sei auch die menschliche Würde eines Verstorbenen, denn „Menschenwürde endet nicht mit dem Tod“, so Wulf.
Wulf sprach auch den Wandel in der Bestattungskultur an. Während es früher nur Erdbestattungen gab, würden diese mancherorts bis zu 80 Prozent durch Feuerbestattungen und andere Arten der Beisetzung ersetzt.
„Bestatter ist der facettenreichste Beruf, den das Handwerk bereithält“, stellte Hugo Neugebauer, der Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken, fest. So leistungsstark wie der Bestatter-Beruf sei auch die derzeitige Situation des unterfränkischen Handwerks, dem zurzeit jedoch 1000 Meister, 9000 Gesellen und mehrere Hundert Lehrlinge fehlen.
Nach dem Überreichen der Freisprechungs-Urkunden und der Auszeichnung der Landessieger lobte der Leiter der Staatlichen Berufsschule Bad Kissingen, Oberstudiendirektor Hofmann, die guten Leistungen der Bestatter. Die Bestatter würden an seiner Schule auffallen ob ihrer starken Leistungen. Er zeichnete 22 Absolventen mit einem Buchpreis aus, darunter sieben mit dem Noten-Durchschnitt von 1,0 und 15 mit bis zu 1,5.
„Ich bin sicher, wir haben den Beruf gewählt, den uns das Herz vorgegeben hat“, sagte der Absolventen-Vertreter Toni Stum. Diese außergewöhnlich fundierte Ausbildung sei ein Privileg. „Damit gehören wir zur Elite der Bestatter“, meinte er.
Die Absolventen kommen aus Baden-Württemberg (12), Bayern (29), Berlin (4), Brandenburg (3), Hamburg (3), Hessen (9), Niedersachsen (18), Nordrhein-Westfalen (40), Rheinland-Pfalz (8), Saarland (1), Sachsen (12), Sachsen-Anhalt (2), Schleswig-Holstein (4), Thüringen (6).