(eb) Den Schleier der Geheimnisse über dem „ethischen Bund freier Menschen“, den Freimaurern, lüftete Klaus-Dieter Guhling in einem Vortrag im Deutschordensschloss. Er fand selbst nach vielen Jahren Zugang zu der Vereinigung, die in ihrem Selbstverständnis alle soziale Schichten, Bildungsgrade und Glaubensvorstellungen in sich vereint.
Vieles sei den Freimaurern in den Jahrhunderten der Geheimbündelei nachgesagt und angehängt worden. Heute könne man dagegen bereits über das Internet das Wesentliche über die Arbeit, Organisation, Symbole und Rituale der Freimaurer erfahren.
Das gelte insbesondere für die Tempelarbeit in den rituellen Versammlungen der Freimauer. Auch der Aufbau der Organisation in verschiedenen Graden, vom Lehrling über den Gesellen bis zum Meister ist kein Geheimnis mehr. Das gleiche gelte für den Zusammenschluss der Freimaurer in Logen und Großlogen sowie für die Aufnahmekriterien und ihr Verhältnis zur Religion.
Besonderes das Verhältnis zur katholischen Kirche war lange sehr gespannt. Die Freimaurerei wurde von der Kirche bekämpft. Päpste geißelten die „höllischen Zusammenkünfte“ der Freimauer. Die Evangelische Kirche überlässt eine Mitgliedschaft bei den Freimaurern dagegen dem im freien Ermessen des Einzelnen. Für die Freimaurer ist Toleranz gegenüber jeder Glaubensrichtung Pflicht und Selbstverständnis.
Winkel und Zirkel
Guhling berichtete vom Ursprung der Freimaurer, deren Bräuche sich auf historische Steinmetzbruderschaften zurückführen lassen, die beim Bau von Kirchen im 15. Jahrhundert tätig waren. Daher finden sich unter den Symbolen der Freimaurer auch Winkel und Zirkel wieder.
„Suchende“, die Aufnahmekandidaten, kommen über die Empfehlung von „Brüdern“ zu den Freimaurern oder lernen in Gästeabenden die Mitglieder kennen.
Berühmte Namen haben Zugang zu den Freimaurern gefunden, wie Gotthold Ephraim Lessing oder Gustav Stresemann, George Washington, Gustave Eiffel, der deutsche Kaiser Wilhelm I. und sein Sohn Friedrich III. Auch Feldmarschall Gebhart Leberecht von Blücher und Johann Wolfgang von Goethe waren Freimaurer. Waren es Anfangs der Adel, kamen allmählich Beamte und Bürger dazu.
In Deutschland gibt es seit 1737 die erste Loge. Die Freimaurer fanden rasch Ausbreitung. Friedrich der Große war ein eifriger Förderer. 1741 gab es in Meiningen und in Bayreuth weitere Logen-Gründungen.
Zählten die Freimaurer vor 1933 in Deutschland noch 80 000 Mitglieder, wurden sie unter den Nazis verboten. Ihre Zahl betrug nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch 5000. Heute sind etwa 15 000 Freimaurer in 470 Logen aktiv, berichtete Guhling. Weltweit seien es etwa vier Millionen.
In der DDR verboten
In der ehemaligen DDR blieb das Verbot für Freimaurer bestehen, so Guhling. Theodor Vogel aus Schweinfurt spielte eine bedeutende Rolle bei der Wiedereinführung nach der deutschen Einigung 1990.
Die meisten deutschen Logen männlicher Freimaurer sind zu Großlogen zusammengefasst. Die erste dieser Großlogen wurde 1949 in der Frankfurter Paulskirche ins Leben gerufen. 1970 entstand aus ihnen die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“. Inzwischen gibt es Großlogen von Frauen ebenso wie gemischtgeschlechtliche. In Fragen der Gleichberechtigung zeige man sich verhältnismäßig offen, so Guhling.