„Wie viele Leute kommen da eigentlich?“ wollte vor Wochen der Wirt des Hotels Tilman von Monika Grim wissen. „So zwischen einem und 30“, antwortete die Kulturwartin des Rhönklub-Zweigvereins – und lag mit dieser Schützung ziemlich daneben.
Tatsächlich drängten sich rund 100 Interessierte im Tilman-Saal, um das Großereignis, das vor einem Vierteljahrhundert für Schlagzeilen und Aufmerksamkeit über die Stadtgrenzen hinweg gesorgt hatte, noch einmal zu erleben. „650 Jahre Stadtrechte“ wurde 1985 in Münnerstadt gefeiert. Höhepunkt der Feierlichkeiten war am 28. Juli der große Festumzug durch die Stadt.
Mitglieder des Fotokreises, einer seinerzeit wie noch heute sehr aktiven Abteilung des Rhönklubs, hatten damals unzählige Meter Diafilm verschossen, um den Umzug aus allen möglichen Blickwinkeln für die Nachwelt festzuhalten. Wolfgang Bayer hat sich die Mühe gemacht, aus 160 der schönsten und interessantesten Dias eine sehr sehenswerte Schau zusammenzustellen.
Die Gäste erlebten im Hotel Tilman noch einmal mit, wie 57 Wagen und Gruppen bei dem historischen Umzug an Tausenden von jubelnden Zuschauern aus dem weiten Umkreis vorbeizogen – ausgehend von der Schützenstraße durchs Jörgentor kreuz und quer durch viele Straßen, Gassen und Plätze bis zum Festplatz. Zahlreiche Vereine und Gruppen aus der Stadt und den Stadtteilen hatten sich daran beteiligt, hatten Wagen oder Gruppen zusammengestellt, die fast alle etwas mit unterschiedlichen Aspekten der langen Geschichte von Münnerstadt zu tun hatten.
Kegler erinnerten an Weinbau
Beispielhaft seien nur der Obst- und Gartenbauverein mit der Darstellung des Henneberger Wappens genannt, die Heimatspielgemeinde mit dem Motto „die Deutschherren um 1230“, der Heimatverein Reiterswiesen mit dem Wagen „Mühlen in Münnerstadt“, der Kegelverein Münnerstadt mit dem Wagen „Weinbau in Münnerstadt“ oder die „Lateinschule 1310“, präsentiert von der Hauptschule Münnerstadt.
„Nicht alle Vereine wollten oder konnten sich beteiligen. Mancher Stadtteil blieb abseits“, heißt es im damaligen Festprogramm bedauernd. Doch das tat der Festfreude damals keinen Abbruch, wie man sehr deutlich sehen konnte.
Klar, dass sich viele der Besucher, die seinerzeit naturgemäß 25 Jahre jünger waren, auf den Bildern wieder erkannten. „Fritz, das bist doch Du!“ oder „das ist die Elfriede da links auf dem Bild“, hieß es da, aber auch wehmütig: „Der ist schon lange tot.“
Der Beifall aller Gäste war Bayer und dem ganzen Fotokreis für diesen gelungenen Abend sicher.