Und von den vier neuen Oberministranten sind drei ebenfalls Mädels. „Das ist schon außergewöhnlich“, sagt der Schönderlinger Ministrantenbetreuer Armin Wießner auf Nachfrage der MAIN-POST. Ministrantinnen gibt es seit den 70er Jahren. Offiziell billigte der Vatikan weibliche Messdiener erst 1994. Vorher galten Messdiener als potenzieller Priesternachwuchs, der Dienst war deshalb nur war männlichen Personen vorbehalten.
In Schönderling ist eine der fünf neuen Ministrantinnen Selina Wolf. Das Ministrieren gefällt ihr sehr, sagt die Zehnjährige im Gespräch mit der MAIN-POST. „Es ist schön“, sagt Selina Wolf, die bei den Gottesdiensten einen nicht unwichtigen Dienst hat. Sie ist eine der Ministranten, die den Klingelbeutel durch die Kirchenbänke herumreichen.
„Es ist schön.“
Selina Wolf (10 Jahre), eine von fünf neuen Ministranten in Schönderling
Dass unter den neuen Ministranten keine Jungen sind, findet sie nicht schlimm. Jungen müssten nicht dabei sein. Außerdem komme sie mit den Mädels besser zurecht. „Es sind ja alles meine Freundinnen“, sagt sie. Die acht Kommunionkinder in Schönderling waren heuer fünf Mädels und drei Buben. Wießner fragte sie alle, ob sie Lust aufs Ministrieren hätten. Während die Mädchen alle zusagten, wollte nur ein Bub mitmachen. Und auch er kam nur einmal zum Ministrantentreffen. Danach nicht mehr. Auf Wießners Nachfrage meinte der Bub: „Ich möchte nicht solche Mädchenkleider anziehen.“
Konkurrent Fußball
Indes, größere Probleme als die Ministrantenröcke bereitet bei der Suche nach neuen männlichen Ministranten ein runder Konkurrent: der Fußball. Buben, die im Verein spielen, haben nämlich immer sonntags ihr Fußballspiel. Und zwar parallel zum Gottesdienst.
Mit dem hohen Mädchenanteil an den Minstranten hat Wießner überhaupt keine Probleme. Es laufe absolut positiv. Im Gegenteil sei es eher unverständlich, dass das Messdieneramt für Mädchen früher nicht offen gewesen sei.
Es komme darauf an, den Ministrantengruppen vor Ort attraktive Freizeitangebote zu machen, sagt Markus Schlereth, der neue Jugendseelsorger des Dekanats Hammelburg, zu dem Schönderling gehört. Nur so könne es gelingen, nicht nur überhaupt Ministrantinnen und Ministranten zu gewinnen, sondern dass sie länger als bis zur siebten Schulklasse dabei bleiben, sagt Schlereth.
Der 30-Jährige hat gerade Fragebögen in punkto Ministranten an alle Pfarreien im Dekanat Hammelburg verschickt. Gefragt wird darin unter anderem nach der Zahl und dem Alter der Ministranten. Außerdem will Schlereth herausfinden, wie es denn in der lokalen Ministrantenarbeit läuft und wo der Schuh drückt. Nach dem Geschlecht der Ministranten wird nicht gefragt, erläutert Schlereth, der auf die Idee zur Befragung gekommen ist, weil er so etwas aus seiner eigenen 15 Jahre währenden Ministrantenzeit in Aschaffenburg kennt und in guter Erinnerung hat. Ergebnisse der gerade angelaufen Befragung liegen noch nicht vor.
Interessante Zahlen
Interessante Zahlen: Insgesamt gibt's in Schönderling derzeit 35 Ministranten. 19 von ihnen sind Mädels und junge Frauen. Die Jüngste ist Zehn, die beiden Ältesten sind 17. Beachtlich sind auch die Zahlen in Langendorf. Von den 18 Ministranten sind 14 Mädels. Freilich gibt es auch Pfarreien mit anders zusammengesetzten Ministrantenrunden. In Westheim sind elf der 21 Ministranten männlich. Am Ministrantentag des Dekanats Hammelburg nahmen laut Schlereth heuer 156 aktive Ministranten teil. Darüber, wie hoch der Anteil der weiblichen ist, gibt es im Dekanat keine Gesamtschau.
Chef der Schönderlinger Oberministranten dürfte der einzige Mann unter ihnen werden, Patrick Hahn, der aller Voraussicht nach auf Markus Heil folgen wird, so Armin Wießner, der selber seit 2000 Ministrantenbetreuer ist. Zu dem Amt sei er gekommen „wie die Jungfrau zum Kind“, sagt der 47-Jährige. Auf einem Pfarrfamilienabend sei Thema gewesen, dass sich kein Ministrantenbetreuer finde. Da habe ihn seinerzeit Hans Greisensteiner angesprochen: „Dann mach doch du es!“ Die Aufgabe bereite ihm noch immer viel Freude.