Am Wochenende entscheidet sich maßgeblich, welche Dimension die vorgesehene Nahwärmeversorgung Fuchsstadt bekommen soll. Mit einem Anteil von 8000 Euro können sich Unterzeichner nach den bisherigen Planungen einen Anschluss sichern, um so künftig ohne eigene Heizung auszukommen. Die Zahl der Anmeldungen entscheidet über die Projektierung der Anlage. Fertige Pläne will die Genossenschaft im Oktober zur Abstimmung vorlegen. Diese Redaktion hat mit den Vorständen Ingo Betz-Eichler und Robert Volpert sowie Bürgermeister René Gerner als Aufsichtsratsvorsitzendem über die bisherige Resonanz gesprochen.
FRAGE: Wie viele Mitglieder haben sich bisher eingeschrieben?
Ingo Betz-Eichler: Relevant ist nicht die Zahl der Mitglieder, sondern die Zahl der angemeldeten Gebäude. Die liegt bei rund 260.
Sind Sie damit zufrieden?
Betz-Eichler: Ja, wir haben in den letzten Tagen noch ein paar Anmeldungen reinbekommen. Erfahrungsgemäß kommt gegen Ende noch ein ganz schöner Schwung an Anmeldungen, so dass wir noch knapp 300 erreichen können.
Robert Volpert: Bei einer ersten Vorab-Abfrage hatten wir ja rund 260 Interessenten. Sicherlich waren bei der Gründungsversammlung neulich davon welche dabei, die jetzt immer noch zögern. Aber wegen der aktuellen politischen Lage und den Turbulenzen auf dem Energiemarkt ist eher mit etwas mehr Interesse zu rechnen. 300 haben wir uns erhofft. Mal gucken, vielleicht kommen wir noch hin.
Wird es zu dem angedachten Investitionsvolumen kommen?
Betz-Eichler: Die ursprüngliche technische Kalkulation war ja auf 400 teilnehmende Gebäude gerechnet. Bei 250 bis 300 Häusern wird die Summe entsprechend niedriger ausfallen.
Volpert: Die Planungen waren ja bisher sehr grob. Jetzt brauchen wir ein Planungsbüro, das genauer kalkuliert.
René Gerner: Die Preisentwicklung auf dem Energiesektor ist ein Blick in die Glaskugel. Ich habe jetzt Pellets gekauft zum vierfachen Preis von zwei Jahren. Deswegen wundert es mich, worauf die Leute warten und warum sie nicht mit auf den Zug zur Nahwärme aufspringen.
Aber es gibt doch auch bei der Fernwärme Unwägbarkeiten?
Betz-Eichler: Bei den Leuten vor allem dann, wenn sie gerade erst eine neue Heizung gekauft haben. Außerdem spekulieren manche darauf, dass die Energiepreise nach dem Ukraine-Krieg wieder fallen. Und andere machen lieber ihr eigenes Ding.
Volpert: Unsere Unwägbarkeit ist die kaum kalkulierbare Entwicklung der Baukosten. In der Phase steigender Zinsen prüfen wir auch, ob es sich für die Beteiligten lohnen kann, der Genossenschaft Kredite zu geben.
Haben Sie ein paar Rahmendaten zu der geplanten Anlage parat?
Betz-Eichler: Je nach Zahl der Anschlussnehmer so zwischen vier und sechs Megawatt. Denkbar sind bis zu 13 Kilometer Rohrleitung.
Volpert: Hackschnitzel aus dem heimischen Wald sollen ja Hauptenergieträger werden. Dazu kommt Solarthermie sowie Fotovoltaik für den Strom. Ziel ist der komplett ökologische Betrieb mit erneuerbaren Energieträgern. Ölkessel daheim als Redundanz wollen wir zum Beispiel nicht.
Gerner: Es wäre ein Traum, wenn die Anlage bei so einem Wetter wie jetzt mit Solarthermie über die Sonneneinstrahlung komplett autark laufen könnte.
Was hören Sie in Fuchsstadt als größte Zweifel an der Anlage?
Betz-Eichler: Die Wärmeverluste auf dem Weg in die Häuser. Sie sind aber zu vernachlässigen.
Volpert: Bei der eigenen Gasheizung habe ich rund 20 Prozent Verluste. Das muss man ja auch bedenken. Beim Anschluss an das Wärmenetz zahlt man hingen nur die tatsächlich genutzte Wärmemenge. Eigentlich ist der Verbrauch bei uns dadurch geringer.
Betz-Eichler: Wichtig ist auch, dass man keine neuen Heizkörper braucht. Das ist aktuell die meistgestellte Frage. Lediglich einen Wärmetauscher, der zu der Anlage gehört und einen neuen Hausanschluss.
60 Häuser in Fuchsstadt sind bereits an eine Hackschnitzelheizung des örtlichen Gasversorgers angeschlossen. Wegen der Preise hat sie nicht den besten Ruf. Was wollen Sie besser machen?
Volpert: Diese Anlage bot uns ja den Anstoß für die Gründung der Genossenschaft. Wir denken, dass wir das vor Ort günstiger hinbekommen. Wir wollen ja keinen Gewinn erzielen. Falls doch, käme er dem Wärmepreis im Folgejahr zugute.
Gerner: Durch die aktuelle Entwicklung auf dem Energiesektor stehen die Kunden bei besagter Anlage im Vergleich gar nicht mehr so schlecht da.
Wieviele solcher Energiegenossenschaften vertragen die Wälder der Region?
Betz-Eichler: Das hängt auch von der Zahl der Wärmeabnehmer ab. Die Menge, die wir anstreben, werden wir zum Großteil aus dem Gemeindewald bedienen können. Eine Gemeinde ohne eigenen Wald wird sich schwertun.
Gerner: Wir haben in der Nachbarschaft auch noch den Staatsforst. Wir brauchen ja für unsere Anlage das Kronenmaterial, was ansonsten nicht verwertet wird. Deshalb wird es für Interessenten weiterhin genügend Scheitholz geben.
Wie geht es nun für die Mitglieder weiter?
Betz-Eichler: Wir gehen davon aus, dass wir die ersten 1000 von 8000 Euro zwischen Oktober und Dezember einziehen. Angedacht sind weitere Raten 2023 und 2024. Je nachdem, wann gebaut wird.
Wann rechnen sie mit dem Betriebsbeginn des Nahwärmenetzes ?
Betz-Eichler: Es wird keinen Druck auf den roten Knopf geben, bei dem es für alle losgeht. Wir rechnen mit einem Beginn der Wärmelieferung, Zug um Zug, in den Jahren 2025 und 2026. Für die Erdarbeiten wollen wir auch die sowieso anstehende Verlegung von Versorgungsleitungen im Dorf nutzen.