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GERODA: Geschichten vom Rhönschaf

GERODA

Geschichten vom Rhönschaf

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    Leckerei: Johanna füttert ein Rhönschaf.
    Leckerei: Johanna füttert ein Rhönschaf. Foto: Foto: Kerstin Junker

    „Kalben die Weibchen oder die Männchen?“, fragt der fünfjährige Till aus Platz den Rhönschäfer. Bestimmt ein bisschen im Scherz, denn vermutlich kennt sich Till aus: zu Hause hat seine Familie selbst Kühe. „Die kleinen Schafe finde ich am schönsten“, sagt Johanna. Liebevoll streichelt sie das Lamm, das Ludwig Schneider aus der Herde gefangen hat und nun auf dem Schoss hält, damit es die Kinder anfassen und die weiche Wolle fühlen können. 17 Kinder begutachten am Aktionstag des Bauernverbandes das Leben auf einem Bauernhof - in diesem Fall bei den Schneiders in Geroda.

    Zwei Schafe für die Wiesenpflege, so hat es 1992 angefangen. Die beiden Rhönschafe Susi und Flori kamen nach Geroda, um die weitläufigen Wiesen der Schneiders „ohne viel Aufwand“ zu bewirtschaften, erzählt Heidi Schneider. In Frage kam für sie und Ehemann Ludwig, genannt Lupo, nur das Rhönschaf.

    Schwarzer Kopf, weiße Beine

    Diese vor wenigen Jahrzehnten beinahe ausgestorbene Rasse wird nicht zuletzt seit der Gründung des Biosphärenreservats wieder vermehrt gezüchtet. Als eine der ältesten Nutztierrassen Deutschlands ist sie perfekt an das Leben in der rauen Rhön angepasst. Das Rhönschaf erlangte auch durch den skurrilen Streit um Rhönhilde, das Comic-Schaf, Popularität, dessen Beine die falsche Farbe hatten. Kennzeichen des echten Rhönschafs: Schwarzer Kopf, aber weiße Beine. Susi und Flori, die ersten Rhönschafe der Schneiders, bekamen bald Nachwuchs, schließlich kamen drei weitere Schafe dazu, und nach ein paar Jahren gab es eine richtige Herde.

    Ein großer Schafstall wurde auf der Hangwiese gebaut. Und die Schneiders entschlossen sich auch, ihren Wohnhaus-Neubau zu den Tieren zu verlegen. „Wir wollten näher bei den Schafen sein. So ist das bei uns“, sagt Heidi Schneider lachend. Momentan umfasst die Herde 300 Schafe, davon rund 200 Jungtiere.

    Im Jahr 2006 gründete die gebürtige Weichersbacherin Heidi Schneider gemeinsam mit ihrer Freundin Hannelore Rundell die Firma „Wollke 7“, um ihr Rhöner Woll-Erlebnis, wie sie es nennt, besser zu vermarkten. Seitdem sind die Schneiders mit Woll-Artikeln und manchmal auch mit echten Schafen auf zahlreichen Bio-Märkten und Gewerbeschauen im ganzen Bundesgebiet vertreten.

    Lupo und Heidi Schneider haben ein Herz für ihre Vierbeiner. „Ich behalte meine Schafe, bis sie alt sind, und schlachte sie dann selbst“, erzählt der Rhönschäfer den Kindern. Rund zwanzig Jahre kann ein Schaf zählen, bis es zu alt und schwach ist, um in der Herde zu bleiben. Das Los vieler Altschafe, über Italien in den Libanon verschifft und dort geschlachtet zu werden, will Schneider seinen Tieren nicht antun.

    15 Euro bekäme er für ein älteres Schaf, 100 Euro für ein Lamm – bei einer größeren Anzahl wäre schon was verdient, weiß er zwar. Doch das schenke er seinen Vierbeinern lieber, denn die unmenschlichen Tiertransporte sind ihm ein Dorn im Auge. Das möchte er auch den Kindergartenkindern vermitteln.

    „So ein Schäfchen wäre schön im Bett“, meint die kleine Johanna aus Geroda. „Ja, aber es stinkt“, rufen die anderen Kinder im Chor. Dass Schafwolle, wenn sie geschoren und gewaschen wurde, Energie spendet und als Hausmittel bei Schmerzen dienen kann, erzählt Heidi Schneider den Kindern. Und schenkt jedem zum Abschied einen Streifen Wollwickel. Davon können sie sich zum Beispiel etwas abschneiden und ins Ohr stecken, wenn sie mal Ohrenschmerzen haben.

    Die Kinder nutzen ihr Vlies gleich, um Lupo Schneider, der sich zu den Kindern ins Gras gesetzt hat, im Gesicht zu betupfen. „So lass ich mir das gefallen“, lacht der Rhönschäfer und findet, es könnten ruhig öfter mal Kinder zu Besuch kommen. Denn einfach so im Gras liegen und Geschichten erzählen, dafür hat er sonst keine Zeit.

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