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Gezogene Pistole und schusssichere Weste

Bad Brückenau

Gezogene Pistole und schusssichere Weste

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    Plötzlich standen sie vor der Haustür. Wie aus dem Nichts. Schusssichere Weste, gezogene Pistole, der Zeigefinger auf dem Mund deutet an, dass man sich still verhalten soll. Voll konzentriert, die Nerven bis aufs Äußerste gespannt, schleichen die Kripobeamten die Treppe in den ersten Stock des unscheinbaren Mietshaus. Ein kurzes Klopfen, die Aufforderung, die Tür zu öffnen, dann geht alles ganz schnell, ist der Mieter der Wohnung gefesselt und verhaftet.

    "Ich bin jetzt noch ganz aufgeregt", erzählt eine Augenzeugin, deren Aufregung man ihr am Zittern in der Stimme fast eine Woche nach dem Erlebnis noch anmerkt. "Ich war fix und alle", erinnert sich die Frau. Denn so eine Aktion, die man eigentlich nur aus dem Fernsehen kennt, erlebt man in Kothen ja nicht alle Tage.

    Die Beamten, lässt die Frau das Erlebte noch einmal Revue passieren, hätten sie beruhigt und sie angehalten, sich ruhig zu verhalten. Es sei alles blitzschnell gegangen, der Mann, mit dem sie und ihre Familie keinen Kontakt hatten, wurde abgeführt, danach seien noch zwei Zivilbeamte in der Wohnung geblieben. Als sie vom Einkaufen zurückkam, war alles wie immer. Sie habe keine Ahnung, was die Polizei dort gesucht habe. Allgemeines Dorfgespräch sei der Vorfall aber auf alle Fälle.

    Laut einer Mitteilung des Pressesprechers des Polizeipräsidiums Osthessen, Matthias Heim, führten Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Kripo Fulda wegen des Überfalls vom 13. März 2002 auf die Hauptstelle der Sparkasse am Fuldaer "Buttermarkt" zu der Spur nach Kothen. Einer rumänischen Bande könne man in diesem Zusammenhang bisher sieben Banküberfälle in Deutschland zuordnen. Ein Anfang Juli in Mainz beabsichtigter Bankraub wurde vereitelt.

    Nach dem Stand der Ermittlungen, so die Pressemitteilung, stehen derzeit sieben Männer und zwei Frauen im Verdacht, im Laufe des Jahres neben dem Fuldaer Überfall weitere sechs Banküberfälle in Karlsruhe, Darmstadt, Gießen und Kassel in wechselnder Beteiligung verübt zu haben. Die Beute von zusammen etwa 60 000 Euro konnte nicht aufgefunden werden.

    Nach zwei 18-jährigen Tätern, die sich ins Heimatland abgesetzt haben dürften, fahndet die Polizei. Die mutmaßlichen "Drahtzieher" im Alter von 30 und 34 Jahren, der 19-jährige Räuber von Fulda, ein 20-jähriger und die beiden 19 und 20 Jahre alten ebenfalls aus Rumänien kommenden Freundinnen der Haupttäter sitzen seit dem Wochenende in Untersuchungshaft.

    Durch intensive Ermittlungen der Kripo Fulda in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft und mit Unterstützung von Polizeisondereinheiten konnten die offenbar organisiert vorgehenden Täter vergangenes Wochenende dingfest gemacht werden. Vor allem das ähnliche Vorgehen bei den Überfällen in Fulda, Karlsruhe, Kassel, Darmstadt und Gießen brachte die Ermittler auf die Spur der Bande.

    Laut Matthias Heim schleusten die beiden 30 und 34 Jahre alten Haupttäter ihre jungen Landsleute nach entsprechender Vorbereitung im Heimatland nach Deutschland ein, damit diese die Überfälle begehen, um die Akteure anschließend gleich wieder in Rumänien untertauchen zu lassen.

    Die 30 und 34 Jahre alten Rädelsführer sowie die beiden Frauen wohnten während des relevanten Tatzeitraums zunächst bei dem 44-jährigen mutmaßlichen Unterstützer, der am Freitag in Kothen verhaftet wurde. Die vier waren dann aber Anfang Juli in eine Fuldaer Wohnung umgezogen. Der gegen den 44-jährigen Mann erlassene Haftbefehl wurde am Dienstag gegen Auflagen wieder außer Vollzug gesetzt.

    Durch ein Bild der Überwachungskamera der Sparkasse in Fulda konnte der 19 Jahre alte Täter identifiziert werden. Allerdings wurde der rumänische Staatsbürger erst am 26. Juni auf dem Flug von Bukarest nach Paris bei einer Zwischenlandung in Frankfurt/Main kontrolliert und verhaftet. In den Vernehmungen durch Fuldaer Kripobeamte gestand er den Überfall vom 13. März. Außerdem ist ihm der Überfall auf eine Karlsruher Sparkasse am 10. April zuzuordnen.

    Bezüglich der weiteren Überfälle auf Karlsruher Sparkassenfilialen am 26. März und 4. April wurde ein namentlich bekannter 18-Jähriger als Tatverdächtiger ermittelt, der auch an dem Kasseler Sparkassenüberfall vom 7. Mai beteiligt gewesen sein soll. Gegen ihn besteht Haftbefehl. Er hält sich vermutlich in Rumänien auf, wie der 18-Jährige, der im Verdacht steht, am 24. Mai eine Sparkasse in Darmstadt überfallen zu haben. Wie sich insbesondere aus Vernehmungen und Tatspuren ergibt, wurden die beiden angeleitet durch die übrigen inzwischen Inhaftierten, die zum Teil erst im Zuge der Ermittlungen identifiziert werden konnten.

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