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Hammelburg: Hammelburg: Warum die Grünpflege in den Siedlungen kompliziert ist

Hammelburg

Hammelburg: Warum die Grünpflege in den Siedlungen kompliziert ist

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    Werner Hofmann von der Gebäudeverwaltung und Christian Karch heben in der Siedlung an der Breslauer Straße die Bedeutung von Sommerlinden hervor.  
    Werner Hofmann von der Gebäudeverwaltung und Christian Karch heben in der Siedlung an der Breslauer Straße die Bedeutung von Sommerlinden hervor.   Foto: Wolfgang Dünnebier

    "Darüber habe ich mich geärgert", sagt Diplom-Ingenieur (FH) Christian Karch (Oerlenbach) zu einem Artikel dieser Redaktion. Karch ist mit seinem Unternehmen auch für die Pflege des Grüns an dem betreffenden Wohnblock beauftragt. Werner Hofmann von der Gebäudeverwaltung pflichtet ihm bei. Die Berichterstattung sei zu sehr auf den einen Busch fokussiert gewesen, sagt Hofmann bei einem Vorort-Termin mit einem Fingerzeig auf rundum sprießenden Büsche und Bäume. Durch die Darstellung sei der Eindruck entstanden, als sei hier etwas absolut Ungesetzliches geschehen.

    Grundsätzlich gehe man beim Schneiden von Büschen sehr sensibel vor, stellt Hofmann klar. Zumal der radikale Rückschnitt einer Hecke laut Naturschutzgesetz wohlweislich nur von Oktober bis Februar erlaubt ist. Ausnahmen gibt es nur ganzjährig für einen sanften und schonenden Form- und Pflegeschnitt.

    "Verkehrssicherungs-Schnitt war erforderlich" 

    Völlig außer Acht geblieben sei, dass es auch den sogenannten Verkehrssicherungs-Schnitt gibt. Dieser sei bei dem in die Kritik geratenen Strauch erforderlich gewesen. Es handelt sich um eine Wildrose, die etliche Meter in die Höhe gewachsen war und mit ihren Dornen auch den nahen Plattenweg überrankt habe. Damit sei durchaus eine Verletzungsgefahr verbunden gewesen. Störend sei an dem Plattenweg auch ein wild angewachsener Ahorn gewesen. Ihn habe man ebenfalls entfernt, erklärt Hofmann.

    Pflegerückstand aufgeholt

    Alles in allem habe man in den letzten Monaten auf den 20 Hektar Fläche zweier Wohnanlagen einen vorübergehenden Pflegerückstand von drei Jahren aufgeholt, um jungem Grün wieder eine Chance zu geben. Bei den vielen Büschen und etwa 200 Bäumen falle es nicht ganz leicht, allen Ansprüchen der Natur sowie der Anwohnerinnen und Anwohner gerecht zu werden. Zumal es bei aller Liebe zum Grün auch erforderlich sei, die Kosten im Blick zu behalten, an denen diese über eine Umlage beteiligt sind.

    Dabei geschehe bei seiner Arbeit nichts aus Zufall, so Christian Karch. Auf seine Qualifikation lässt er nichts kommen. Er verweist auf seine Qualifikation als Diplom-Ingenieur (FH) und angehender Fachagrarwirt Greenkeeping.

    Sommerlinden als Bienennahrung 

    Die betroffenen Grünanlagen werden mit Augenmerk auf reichlich Rückzugsgebiete für Vögel und Insekten in Form gehalten, versichert er. "Grünpflege ist organisierte Unordnung", verweist er auf seine Philosophie. Er weiß offenbar wovon er spricht: Sein Wissen sei unter anderem bei der Pflege von 50 Hektar Bienenweide der Universität Würzburg gefragt. Besonders freut er sich passend zum Thema über die vielen Sommerlinden in dem Wohngebiet an der Breslauer Straße, die reichlich Bienennahrung böten. In vergleichbaren Wohngebieten in anderen Städten seien sie längst verschwunden, "weil es heißt, sie würden Dreck machen", wie er bedauert.

    Mit seinem Know-how betreibt Karch nach seinen Schilderungen auf den Rasenflächen umfangreiche Wasserstabilisierung mit dem Einsatz von Mulchmähern, die angesichts der zunehmender Trockenheit immer wichtiger werde.

    Gleichzeit sei er immer wieder mit Missverständnissen beim Rasenmähen zwischen den Wohnblocks konfrontiert. "Der Sommerschnitt" ist wichtig, sagt Karch zur Arbeit in dieser Jahreszeit. Wenn danach die abgeblühten Wiesenkräuter drei Tage liegen gelassen werden und dabei aussamen können, trage dies später zur nahrungsreichen Rasenstruktur für Kleingetier bei. Anders verhalte es sich vor dem Winter. Da sollte Rasen keinesfalls zu kurz geschnitten werden, um Insekten, wie der Erdwespe, bei Kälte Unterschlupf zu gewähren.

    Busch treibt wieder aus

    Und dann hakt er bei der Buschpflege ein: Dabei sei der sogenannte Johannisschnitt im Juli nicht zu unterschätzen, der die besonders buschigen Johannistriebe kurz hält und frischem Grün Raum verschafft. Vor derlei Pflegeschnitten gelte es genauer in die betroffenen Büsche hereinzuhören, ob darin keine Vögel angesiedelt sind.

    Bestätigt sieht Karch seine Behandlung der ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Wildrose. Ihre Dornen gefährden nun niemanden mehr und sie treibt wenige Tage nach dem Rückschnitt schon wieder munter aus.

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