Ab und zu mal wieder so ungebunden sein wie früher. Sich die Luft um die Nase wehen lassen. Und unterm Hintern der zur Maschine gewordene amerikanische Traum von Freiheit. Der 2. Harley Davidson Friendship Ride auf der Wasserkuppe mit 25 000 Teilnehmern ließ so manche schlummernde Sehnsüchte Wirklichkeit werden.
Man müsste einmal messen, welche seismischen Erschütterungen der Motor einer Harley erzeugt. Auf jeden Fall bebte die Wasserkuppe, als am Samstag Tausende davon den höchsten Berg der Rhön erklommen und das Plateau neben dem Fluggelände mit einem gewaltigen Donnern erfüllten.
Es waren freilich nicht nur die amerikanischen Zweizylinder, die sich in eines der größten Harley-Treffen Deutschlands einreihten, doch beherrschten sie auf jeden Fall das Bild auf dem Berg der Segelflieger. Woher sie kommen, kann Harley-Pressesprecher Rudi Herzig gar nicht sagen: Auf jeden Fall aus dem gesamten Bundesgebiet, außerdem konnte er Gruppen aus Italien und Frankreich ausmachen.
Unter den Teilnehmern die gesamte Phalanx an Motorradfahrertypen: der schnieke gedresste Schönwetterfahrer, der im Jahr keine 500 Kilometer auf den Tacho bringt; der Senior, der sich einen Jugendtraum erfüllt; der ewige Rocker, dessen leicht verspannte Kutte eher an eine Wurstpelle erinnert; ihr junger Nachwuchs, der tätowiert und mit dem Emblem der Hell Angels oder sonstiger Gruppen Furcht einflößenden Eindruck verbreitet; braungebrannte Langhaarige als Relikt der längst überholten Flower-Power-Zeit und der eingefleischte Motorradfreak, bei dem unzählige getrocknete Insekten auf dem Lederkombi von seiner Leidenschaft zeugen. Sie alle drängten sich durch die Stände, die dem eingeschworenen Harley-Fahrer das nötige Outfit verleihen; vorbei an den Tausenden von Zweirädern, vom neuesten Serienmodell bis hinzu den fantasievollsten Eigenkreationen, von denen man den Preis lieber gar nicht wissen möchte. Die Besucher bildeten kleine Gruppen und redeten „Benzin“, lauschten den vielen Bands, von denen besonders der Jimmy-Hendrix-Interpret mit sirenengleichem Gitarrensound tosenden Beifall erhielt.
Die Musik stand zwar im Unterhaltungsprogramm im Mittelpunkt, doch auch sonst kam keine Langeweile auf. Jedem Harley-Freund muss zum Beispiel in der Seele weh getan haben, was der Stuntman Rainer Schwarz mit den im Grunde so schwerfälligen Maschinen veranstaltete. Der als weltbester Gleitschirmflieger geltende Pal Takats aus Ungarn zeigte atemberaubende Luftakrobatik, im Radom ließ Frank Tischer kosmische Musik erklingen und zwischendurch wurden immer wieder verschiedene Touren durch die Rhön angeboten.
Während am Samstag traumhaftes Motorradwetter herrschte, war es allerdings am Sonntag mit der schönen Pracht vorbei, was sich als erstes auf die Motorradparade nach dem Gottesdienst niederschlug. Doch trotz des einsetzenden Regens schlossen sich dem Tross, der von der Wasserkuppe nach Fulda und zurück führte, gut 1000 Motorräder an.
Eine gute Nachricht hatte dann Harley-Pressesprecher Rudi Herzig am Nachmittag noch zu vermelden: Bis dahin waren noch keine schwerwiegenden Vorfälle oder Unfälle zu verzeichnen.