Bad Brückenau (MM) Schon vor der Sanierung hatte die Hartwaldklinik im Staatsbad eine sichere Stellung. Sie war eines von nur zwei Häusern der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, das auf die Rehabilitation bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Gastronenterologie, spezialisiert war. Der Träger BfA ist inzwischen in der Deutschen Rentenversicherung aufgegangen. Und die grundlegend sanierte Klinik hat nach der Wiedereröffnung ein größeres Arbeitsgebiet.
Der ärztliche Leiter Dr. Christoph Reichel und Verwaltungschef Heinz Borowski stellten die künftigen Aufgaben der Klinik im Rahmen des Stadtgesprächs dar, zu dem der PWG-Vorsitzende Dr. Ingo Walcher eingeladen hatte.
Gastroenterologie gehört weiter zu den Schwerpunkten des Hauses, berichtete Chefarzt Reichel. In der Vergangenheit hat die Klinik aber auch schon Männer nach Prostataoperationen behandelt. Dieses Arbeitsgebiet wurde jetzt ausgeweitet. "Es wird eine eigene Abteilung", so Reichel. Die Hartwaldklinik beschäftigt inzwischen einen Urologen als Oberarzt.
Anlass für den Aufbau der neuen Abteilung ist zum einen die Tatsache, das Prostatakrebs bei Männern aufgrund der immer höheren Lebenserwartung immer häufiger auftritt. Und für bösartige Erkrankungen wie Krebs ist auch dann noch der Rentenversicherungsträger zuständig, wenn die Patienten längst in Rente sind.
Zum anderen hat die frühere BfA die Weichen für das zusätzliche Arbeitsgebiet der Hartwaldklinik gestellt, weil sie überhaupt noch keine Einrichtung mit diesem Spezialgebiet hatte, informierte Verwaltungskleiter Borowski. Abgerundet wird die Neuaufstellung der Klinik durch den Aufbau einer zusätzlichen Onkologie. Spezialisten für bösartige Erkrankungen benötigt man nicht nur für die Prostata-Patienten. Auch Patienten mit Krebserkrankungen im Magen-Darm-Trakt sollen versorgt werden, so Chefarzt Reichel.
Der Träger hat gesehen, dass eine Weiterentwicklung des am 30. April 1970 als Kurklinik eröffneten Hauses nötig war, das später von den Gesundheitsreformen der Politik überrollt wurde, sagte Heinz Borowski. Den Anlass für die Sanierung hatte ein Gutachten geliefert, das festgehalten hatte, dass die Klinik nicht mehr den aktuellen Brandschutzrichtlinien entsprach.
In der Verwaltung der früheren BfA in Berlin hatte man erwogen, ein Haus der Klinik stillzulegen und zu sanieren, während im anderen der Betrieb weiterläuft. Drei Jahre lang Boschhammer und Flex während der Reha, das wäre geradezu eine "Kontraindikation" gewesen, so Borowski. Die Klinikleitung hat daher den Umzug in die leerstehende Klinik Regina in Bad Kissingen vorgeschlagen.
Waren ursprünglich 14 Monate geplant, hat die Sanierung deutlich länger gedauert, nachdem Belastungen mit der krebserregenden Chemikalie PCB gefunden wurden und die Arbeiten ebenso verzögerten wie drei Firmen, die während des Umbaus in Konkurs gingen. Erst nach 20 Monaten erfolgte der Umzug zurück nach Bad Brückenau. Statt der früheren 229 Betten hat die Hartwaldklinik jetzt eines weniger, weil ein Zimmer für Rollstuhlfahrer eingerichtet wurde, das mehr Platz benötigte.
Die Monate der Abwesenheit aus Bad Brückenau führte dazu, dass die Bedeutung der Hartwaldklinik als größter Kurtaxzahler der Stadt mehr als bisher wahrgenommen wurde, urteilt Borowski im Rückblick.