Seit Jahren arbeitet Colani an einer Idee, maximale Wohnfläche bei minimalen Außenmaßen zu gewährleisten. In Hanse Haus hat er jetzt einen Partner gefunden, der die Studie in einem realen Haus verwirklicht. Das Hanse-Colani-Rotorhaus soll bis Mitte September im Musterhaus-Zentrum im Gewerbegebiet Buchrasen stehen, wenn dort das 75-jährige Bestehen gefeiert wird.
Zentraler Bestandteil des nur sechs auf sechs Meter großen Hauses ist ein so genannter Rotor, ein drehbares Element in einer Ecke des Gebäudes. Aufgeteilt in drei Bereiche enthält der kreisrunde Zylinder des Rotors ein Bad, eine Küche und eine Schlafkoje. Der jeweils benötigte Bereich wird in den großen Raum des Hauses gedreht. Neben Wohnküche und Wohn-Schlafzimmer "entsteht ein Wohnbad von geradezu königlichem Ausmaß", so Colani überschwänglich.
Die Mitarbeiter des Designers arbeiten seit rund zwei Monaten an der Fertigstellung des Rotors, der dann in das Haus am Buchrasen eingebaut wird. "Wir können bald lackieren und streichen", berichtete Colani. Anette Müller, die Architektin von Hanse Haus arbeitet zur Zeit an den Plänen für das Äußere des Hauses, das auf einem Betonsockel schweben wird. "Erhaben, nicht im Dreck", so Colani mit großer Geste. "Ein Holzschrein mit Technorotor."
Eine Seite des Hauses wird von einem großen Balkon eingenommen. Die waagrechte Holzverschalung wird an den Kanten von Leisten eingefasst, die Colani als "massiv wie ein Schiffsbug" beschreibt. In Sachen Farbgebung fühlt sich Colani nach eigenen Worten zwar nicht als Experte. Eine Vorstellung hat er aber trotzdem. Er würde das revolutionäre Haus in konservativen Farben halten, so komme die Inneneinrichtung besser heraus.
Wenn sich genügend Interessenten finden, könnte das Hanse-Colani-Rotorhaus auch in Serie gehen, sagte Hanse-Geschäftsführer Humberg. Trotz des visionären Rotors müsste man dafür nicht einmal besonders tief in die Taschen greifen. Humberg sprach von rund 100 000 Euro für das Haus.
Die Zusammenarbeit mit dem eigenwilligen Designer gestaltete sich für Architektin Anette Müller völlig problemlos. "Schon beim zweiten Treffen war der Rotor in der Werkstatt im Entstehen", schilderte sie die Unkompliziertheit, mit der Colani auf das Angebot von Hanse Haus einging. Man habe wegen einer Aktion zum 75-jährigen Bestehen der Firma mehrere Designer kontaktiert, verriet Geschäftsführer Humberg. Warum nicht den mit dem bekanntesten Namen, war dann die Überlegung. Colani beantwortete die E-Mail so prompt positiv, dass Anette Müller zuerst fürchtete, sie werde auf den Arm genommen.