„Potentielle Kunden der hier Ausgebildeten sind wir ja alle, irgendwann einmal. Warum also nicht sich schon mal kundig machen“, meinte einer der Teilnehmer scherzhaft, als sich zwei Dutzend Mitglieder der Kolpingfamilie Münnerstadt zu einer Führung durchs Bundesausbildungszentrum der Bestatter (BAZ) einfanden.
Rosina Eckert, die Leiterin dieser Einrichtung, wusste in lockerer und informativer Art vieles über dieses weltweit wohl einmalige Ausbildungszentrum zu berichten. Schon 1994 war ein erster Lehrfriedhof des bayerischen Bestatterverbandes in Münnerstadt eingerichtet worden. Seit 2000 finden hier überbetriebliche Ausbildungen für Bestattungsfachkräfte statt. Seit 2005 sind Schule und Fortbildung bundesweit hier konzentriert. Jährlich durchlaufen etwa 500 Auszubildende die Schule. Alle Bestatter-Azubi besuchen die Berufsschule in Garitz. Sie kommen aus ganz Deutschland hier zusammen, wie die oft wenig geläufigen Autokennzeichen auf dem Parkplatz zeigten. Münnerstadt dürfe sich daher mit Recht Bestatter-Hauptstadt nennen. Das BAZ sei in der Branche durchaus angesehen und besitze einen hervorragenden Ruf.
Eckert, die die Einrichtung seit sieben Jahren managt, meinte scherzhaft, dass sie oft das Gefühl habe, in der interessantesten Schule Deutschlands tätig zu sein. Fast wöchentlich gibt es Wünsche für Führungen oder Fragen nach Informationen von Medien, berufsbezogenen Gruppen, aber auch anderen Interessierten aus aller Welt. Die Einrichtung sei außerdem zu einem Treffpunkt der Bestatter aus Deutschland und darüber hinaus geworden. Münnerstadt sei in diesem Bereich das absolute Zentrum. Hier finden nicht nur Aus- und Fortbildungen statt.
Die Abschlussprüfungen der Handwerkskammer Würzburg werden hier abgenommen. Eckert führte an, dass die Bestatter-Azubis ein breitgefächertes Ausbildungsprogramm durchlaufen, das handwerkliche Geschicklichkeit ebenso erfordert wie Maschinenbedienung, kaufmännisches Wissen, Psychologie, Menschenkenntnis, Floristik und Gartenbau bis zu Steinmetz-Kenntnissen. Dazu kommen für Fortbildungen Spezialisierungen wie Krematoriumwissen, Notfall- und Katastropheneinsätze, Thanatopraktiken oder Konservierung. Mittlerweile werden auch Meisterkurse abgehalten.
Es gebe keinen Lehrlingsmangel bei den Bestattern, antwortete Rosina Eckert auf die Frage eines Teilnehmers der Führung. „Dabei ist es ein schwieriger Beruf, denn es sterben ja nicht nur alte Leute im Bett.“
Bei der Führung durchs BAZ konnten die Besucher Einblick nehmen in die Ausbildungsräume: Werkstätten, Sarg- und Urnenlager, Bibliothek mit Fachliteratur, Computer-Lehrsaal, Hygieneräume bis zu dem „Kapelle“ genannten Raum, in dem die Azubis die Gestaltung und Durchführung einer Trauerfeier nach individuellen Wünschen üben.