Die Erwartungen waren groß: Nach einem Jahr Pause sollte das Open Air im Staatsbad wieder ein Großereignis werden. Mit Joe Cocker, der Publikum in Massen lockt. Das Konzert geriet durchwachsen. Aber der Veranstalter war zufrieden.
Sonntag, später Nachmittag in Bad Brückenau. Es gießt und wohl kaum jemand glaubt, dass bei solchen Bedingungen ein Freiluftkonzert Spaß machen kann.
Sonntag, 19.30 Uhr, im Staatsbad. Zu dieser Zeit gibt es keinen Parkplatz mehr. Die Feuerwehr hat Konzertbesucher erst ins Parkhaus geleitet, dann die Wiesen gefüllt.
„Eineinhalb Kilometer in Richtung Stadt am Regena ist noch was frei“, sagt einer der Kameraden. Der Rückweg an der Ernst-Putz-Straße zum Veranstaltungsort wird lang.
Dort geht alles zivil zu: keine langen Wartezeiten am Einlass, aber viele Menschen unter den Bäumen der Kurpromenade. Es regnet, wenn auch nicht so stark wie in den Stunden zuvor.
Viele Einheimische scheinen nicht da zu sein. Ungewohnte Mundarten sind zu hören. Laut den Autokennzeichen kommen die Besucher meist aus ganz Unterfranken, aus Hessen und Thüringen.
Während die Sitzplatzinhaber es sich drinnen bequem machen (soweit das bei Regen geht), spielt sich draußen vorm Dorint eine Szene ab. Zwei Frauen, eine aus Volkers, die andere aus Unterleichtersbach, schlendern vor dem Hotel entlang, da tritt der Meister aus der Tür. Ein schüchternes „Hello“ bringen die Damen hervor; Joe Cocker schaut verdutzt.
Offenbar glaubt er Autogrammjägerinnen am Werk. Begleitet von Bodyguards steigt der Sänger in einen schwarzen BMW, fährt zur Bühne.
Die liegt zwar Luftlinie nur 100 Meter vom Hotel entfernt. Aber man stelle sich vor, der Künstler müsste zu Fuß durch die Massen. Er käme am nächsten Morgen nicht an.
Pünktlich 20.30 Uhr beginnt er seine Show mit treibenden Songs aus dem aktuellen Album „Fire it up“. Doch es sind die bewährten Balladen wie „Up where we belong“ und „You're so beautiful“, die Atmosphäre ins erleuchtete Staatsbad zaubern.
Vom Hocker gerissen sind die Zuhörer im Sitzbereich dennoch nicht, auch wenn das Cockers Songs verdient hätten. Ist der Regen schuld?
Erst zum Ende, „With a little help from my friends“, stehen alle. Mit dem Song begann Cockers Karriere.
Der Meister versucht, den Ort seines Auftritts korrekt auszusprechen. Das „Bääd Briggenau“ klingt zwar ausbaufähig. Aber Lokalbezug kommt an. Angeblich soll Cocker vor dem Planen seiner Termine Fotos vom Kurpark und von den Schlossanlagen in Fulda gesichtet haben. Seine Wahl fiel auf das Staatsbad.
Nach nur einer Zugabe ist um 22.05 Schluss. Die durchnässten Zuschauer eilen zu ihren Autos. Ob Cocker zum Dorint zurückgefahren wird, ist nicht überliefert.
Anna-Maria Dietz vom Konzertveranstalter Provinztour ist am Tag drauf zufrieden. Die erhofften 4000 Besucher seien da gewesen. Nur das schlechte Wetter habe Kurzentschlossene abgeschreckt.
Genaue Zahlen gebe es, wenn die Abrechnung da sei. Dann werde entschieden, ob es 2014 wieder ein Open Air im Staatsbad geben wird.