Seit letztem Jahr arbeiten Walter Kömpel, Ortschronist von Wildflecken, und Gerwin Kellermann, der schon etliche heimatkundliche Veröffentlichungen geschrieben hat, an einer Chronik des Dorfes Oberbach. Aufwendig und zeitraubend sind die Recherchen im Gemeindearchiv und im Staatsarchiv in Würzburg.
Schwierig gestaltet sich oft schon das Entziffern alter Texte. Nicht nur alte Schriften sind mühsam, wenn überhaupt, zu lesen. Auch Wortwahl und Ausdrücke sind oft nicht mehr nachzuvollziehen. Hier setzt dann Detektivarbeit ein, um den Sinn mancher Aussage zu enträtseln.
Im vergangenen Sommer nahm Bürgermeister Alfred Schrenk Kontakt mit Kömpel und Kellermann auf wegen der geplanten 475-Jahr-Feier, die für 2009 ins Auge gefasst ist. Es gibt zwar bereits eine Pfarrchronik von 1990 über Oberbach, aber keine Gemeindechronik. Die Nachbardörfer Riedenberg (500 Jahre 1994) und Wildflecken (475 Jahre 1999) haben bereits eine.
Walter Kömpel, den die Geschichte des Oberen Sinngrunds gepackt hat, wirkt an der Chronik mit, auch wenn der Schwerpunkt seiner Interessen sonst anderen Aspekten gilt, etwa der Auswanderung. „Eigentlich hatte ich mit dem Chronikschreiben abgeschlossen“, sagt der andere Autor Gerwin Kellermann. „Meine Leidenschaft gilt inzwischen der Bildhauerei.“ Er wusste aufgrund seiner Erfahrungen wie viel Arbeit auf ihn zukommen wird und überlegte es sich lange. Nachdem genügend Vorlaufzeit für die Arbeit gesichert scheint, sagten beide zu.
Sie erarbeiteten ein Konzept und eine erste Grobgliederung. Die einzelnen Themen teilten sie auf. Nach jedem Besuch in den Archiven tauschen sich die beiden aber aus. „Jeder weiß, woran der andere gerade arbeitet“.
Eine Vorgabe der Gemeinde war, herauszufinden, ob das Jubiläumsdatum für eine 475-Jahrfeier 2009 zu halten ist. Die Spekulation, dass Oberbach viel älter sein könnte, hat sich bei den Nachforschungen nicht bestätigt. Es gibt in den Archiven keinerlei Unterlagen dafür.
Nur was eindeutig aus Dokumenten belegt werden kann, hat für die Geschichtsforschung und damit das Jubiläumsjahr einen Wert, so die Chronisten. So mancher Oberbacher mag die Hoffnung gehegt haben, dass das heutige Oberbach vielleicht doch die älteste Ansiedlung im Oberen Sinngrund wäre oder überhaupt wesentlich älter sei. Auch die Autoren wären über eine solche Entdeckung erfreut gewesen. Es gebe jedoch nicht den kleinsten Hinweis.
Das hängt vor allem mit der Besiedlungsgeschichte des einst kalten und feuchten Waldtals der Sinn zusammen, das wohl erst aus der blanken Not heraus als spät Siedlungsraum erschlossen wurde, und dass damals von den Fürstbischöfen zu Würzburg, die im oberen Sinngrund das Sagen hatten, Ansiedlungen zuerst nicht geduldet wurden. Frühe Debatten über die Ansiedlung in Oberbach und andere Orte im Sinngrund, der daraus folgende Schriftverkehr und die Bittgesuche der frühen Einwohner sind die ersten Belege für das Dorf am Oberbach.
Statt neuer Erkenntnisse über Gründung Oberbachs stoßen Kömpel und Kellermann aber immer wieder auf andere bisher nicht bekannte Einzelheiten aus den vergangenen Jahrhunderten, die sehr interessant sind. Anderes, nach dem gesucht wird, zum Beispiel Details über den großen Brand von 1808, sind bisher noch nicht aufgetaucht.
Am heutigen Dienstag werden die beiden Autoren die Ergebnisse ihrer bisherigen Arbeit dem Gemeinderat in der öffentlichen Sitzung im Rathaus um 19.30 Uhr vorstellen.