Wie? Es gibt schon einen Badesee in Kothen? Ja, gibt es. Einziges Manko: Der See darf nur von den Gästen des Campingplatzes und der Pension Rhönperle genutzt werden. Gudrun Hain, bestätigt das Bedauern, vor allem der Kothener, den Badesee nicht nutzen zu dürfen.
Seit 1977 führt sie zusammen mit ihrem Ehemann Günther den Campingplatz. Den Platz hatte ihr Onkel Rudolf Herch 1953 erbaut – direkt an der damaligen Hauptverbindung von Norden nach Süden, an der Bundesstraße 27. „Ein Campingplatz ohne Wasser, das ist nichts“, lautete sein Motto, erinnert sich die Nichte. 1968 erfolgten der Bau und die Anlage des Badessees. „Die Maschinen kamen aus der Oberpfalz. Die Firmen hier, waren noch nicht auf den Teichbau spezialisiert“, erinnert sich die Eigentümerin, die, wie ihre Geschwister und Cousinen, das Schwimmen und Schlittschuhlaufen in und auf dem See lernte.
Unterirdische Quellen
Der Badessees wird zum größten Teil von unterirdischen Quellen und nur zu einem geringen Teil von der Kleinen Sinn gespeist. Im Winter steht und stand der See auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Auf eigene Gefahr darf hier Schlittschuh gelaufen werden. „Im Sommer hat die Erholung unserer Gäste Vorrang“, so Hain. Als einen weiteren Grund, den See nicht der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, nennt Gudrun Hain, dass es keine Badeaufsicht gibt und das öffentliche Baden darum gefährlich sei. „Eine Badeaufsicht ist nur in einem Schwimmbad ab einer Wassertiefe von 1,50 Meter Pflicht“, so die Auskunft von Thomas Lindörfer, Bezirksbeauftragter der Wasserwacht in Unterfranken auf Anfrage der Main-Post. Deshalb, so Lindörfer, würden viele Hotels Schwimmbecken bei einer Wassertiefe von 1,40 Meter belassen.
„Eine Präsenz einer Aufsicht an einem Badesee ist nicht festgeschrieben“, machte Lindörfer deutlich. Trotzdem ließen sich vor allem größere Badesseen über den Rettungszweckverband aufnehmen und Wasserrettungsstationen aufbauen, die ehrenamtlich von der Wasserwacht betreut würden.
Mit dem Beitritt zur EU wurde auch die Bayerische Badegewässerverordnung umgeschrieben. 1995 musste das Gesundheitsamt alle Badegewässer melden, die im öffentlichen Interesse stehen. Seither kommt Matthias Kleinhenz, Hygiene-Sachbearbeiter, in der Gesundheitsverwaltung im Landratsamt Bad Kissingen, alle 14 Tage nach Kothen. Wasser füllt er in eine sterile Probenentnahmeflasche ab.
Wasser-Proben werden verschickt
Gut verpackt schickt Kleinhenz dann per Express die Probe nach Erlangen zum Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Das Ergebnis erhält er nach sieben Tagen. Sollte jedoch eine Probe positiv ausfallen, erhält er kurzfristig einen Anruf. Nachproben würden fällig. Bei Überschreitung der Grenzwerte wird sofort ein Badeverbot ausgesprochen und vor allem ausgeschildert, so Kleinhenz. So etwas habe es in Kothen jedoch noch nie gegeben, sagt er, während er mit seinem Messgerät den ph-Wert und die Wassertemperatur misst.
Seit er nach Kothen kommt, habe es keine Leit- oder Grenzwertüberschreitungen gegeben. Man kann bis auf den Grund sehen, so klar ist das Wasser. Einmal im Jahr muss Kleinhenz der EU Bericht erstatten. Die Kosten für die Hygieneüberwachung des Sees übernimmt der Freistaat Bayern. Also optimale Bedingungen im Badesee in Kothen, nur leider nicht für alle. Wobei von der Nutzung des Badessees vor allem der Fremdenverkehr in Motten profitieren könnte. Die Attraktivität eines Badesees für Urlauber ist unumstritten – zumindest dann, wenn der Sommer nicht verregnet ist.