"Die Kirmes ist bei uns einfach Kult", erzählt Katharina Kuhn, Mitglied des Vorstands der Kirmesgesellschaft, "fast alle machen ab der Konfirmation mit, schließlich geht es nicht nur um das Tanzen, sondern um Geselligkeit und das Zusammengehörigkeitsgefühl".
Die wöchentlichen Tanzproben, die eigene Veranstaltung im Herbst und die Ausflüge zu anderen Kirmesgesellschaften sind es, die die Gerodaer Jugendlichen zusammen wachsen lassen. Wer einmal dabei war, bleibt es in der Regel auch für einige Jahre, die ältesten Teilnehmer sind schon 23. Im Gegensatz zu den umliegenden Gemeinden haben die Geroader ein anderes System der Pärchen-Bildung: "Bei uns gibt es keine Ersteigerung der Mädchen, sondern die Leute sprechen sich untereinander ab", so Kuhn. "Entweder zwei neue Teilnehmer kommen als Paar dazu oder es wird ein Ersatzpartner gesucht, wenn jemand ausscheidet."
Regelmäßige Treffen
Jeden Sonntag treffen sich die Jugendlichen, um im Bürgerhaus die Tänze einzustudieren. Die Kirmes-Polka, das Spinnradl und die Mazurka stehen in diesem Jahr unter anderem auf dem Programm. Aus einem Repertoire von rund 15 Kirmes-Tänzen wählte der Vorstand, Katharina Kuhn, Markus Schneider, Felix Dorsch, Stefan Müller und Karina Scholz, jeweils Anfang August fünf Tänze aus, um diese mit den Teilnehmern über den Sommer einzustudieren.
Anhand von alten Notizen der Schrittfolgen werden die Tänze in Erinnerung gerufen, was nicht immer ganz einfach ist: "Wenn wir nicht genau wissen, wie ein Schritt aussehen soll, erkundigen wir uns meistens bei den Ehemaligen", erzählt Felix Dorsch. "Wenn man die Tänze einmal mitgemacht hat, kann man sich aber in der Regel schnell wieder daran erinnern", so Kuhn.
In diesem Jahr geht es bei den Proben besonders eng zu. Mit 50 Teilnehmern haben die Pärchen aus Geroda und Platz einen neuen Beteiligungsrekord aufgestellt. "So viele waren wir noch nie, wir haben allein neun Neuzugänge bekommen", freut sich Kuhn. "Im näheren Umkreis sind wir wahrscheinlich die mit Abstand größte Kirmesgesellschaft", vemutet Dorsch.
"Die Kirmes ist bei uns einfach Kult"
Katharina Kuhn, Mitglied der Vorstandschaft der Kirmesgesellschaft
Ein kleines Problem stellt diese große Zahl für die Ausstattung der Teilnehmer dar. Zum Kirmestanz gehören nämlich auch die traditionellen Trachten, von denen allerdings nicht so viele vorhanden sind. "Die Kleider der Mädchen sind noch von unseren Großmüttern und werden je nach Größe auch mal untereinander getauscht", so Kuhn.
Wer kein passendes Dirndl auftreiben kann, muss sich ein neues anfertigen lassen, was mit knapp 250 Euro nicht gerade billig ist. Aber auch für die Jungen ist ein spezielles Outfit vorgeschrieben: Kniebundhosen und eine rote Weste sind ein Muss für den Auftritt.
Plomännchen darf nicht fehlen
Was am Kirmes-Wochenende natürlich auch nicht fehlen darf: der Plobaum und das so genannte Plomännchen. "Das Männchen basteln wir alle zusammen aus Stroh und Draht", erzählt Kuhn. "Auf einem Stuhl sitzend wird es oben am Plobaum befestigt und wenn der Baum an Neujahr gefällt wird, beerdigen wir unseren Plomann."
Einen Kirmesspruch, bei dem das Dorfgeschehen des Jahres auf die Schippe genommen wird, und den Plotanz gibt es traditionell am Kirmes-Sonntag. Die Kirmesmädchen treffen sich bei der ältesten Teilnehmerin Natascha Selner und werden von ihren Tanzpartner abgeholt.
In Begleitung der Geroader Musikkapelle geht es zum Vorplatz des Bürgerhauses, wo bereits am Samstag der Plobaum aufgestellt wird. Im Gegensatz zu den letzten Jahren beginnt die Gerodaer Kirmes diesmal übrigens schon am Freitag, an dem acht Kirmes-Gesellschaften zur DJ-Party im Bürgerhaus erwartet werden.
Der Samstag ist als reine Tanzveranstaltung geplant. "Früher war es samstags im Bürgerhaus immer recht eng, wenn die verschiedenen Gesellschaften da waren", erinnert sich Kuhn, "daher haben wir uns überlegt, in diesem Jahr freitags die Gäste einzuladen und am Samstag eine Tanz-Veranstaltung für die Einheimischen und die Leute aus der näheren Umgebung zu organisieren."
Einen Vorteil hat die zusätzliche Tanz-Gelegenheit auch für die Kirmes-Paare selbst: Bei so viel Übung im Vorfeld wird beim großen Auftritt am Sonntag sicher nichts mehr schief gehen.