In Kleinbrach ging es am Mittwoch ans Eingemachte. Selbst das DFB-Pokal-Halbfinale konnte etwa 60 Einwohner nicht davon abhalten, in der über zweistündigen Bürgerversammlung Oberbürgermeister Kay Blankenburg und seinem Mitarbeiterstab ihre Sorgen und Probleme vorzutragen. Während die großen Themen Bad Kissingens kaum Reaktion hervorriefen, kam es dagegen bei den kleinen Dingen des Alltags zu teilweise hitzigen Diskussionen.
So nahm man Blankenburgs Erläuterungen zum Fortgang der Großprojekte Fürstenhof („Baubeginn ist im Herbst“) und Kurhaushotel schweigend zur Kenntnis. Immerhin konnte der Oberbürgermeister aktuell mitteilen, dass der für den Neubau am Kurgarten verpflichtete Architekt Lutz Heese, Präsident der Bayerischen Architektenkammer, um Ostern erste Pläne vorlegen werde, so dass Projektentwickler Feuring anschließend die Kostenberechnung vornehmen könne. Trotz aktueller Diskussion um das Luitpoldbad werde im kommenden Jahr mit Sanierung und Umbau in ein Behördenzentrum begonnen, versicherte das Stadtoberhaupt.
Doch das schien in Kleinbrach alles ziemlich weit weg. Erst als Frank Pilhofer vom Wasserwirtschaftsamt die aktuelle Studie zum Hochwasserschutz präsentierte, kam Stimmung in den Saal. Rund 1,8 Millionen Euro seien für Deiche und Schutzmauern aufzubringen, um Kleinbrach vor kommenden Jahrhunderthochwassern zu schützen. Dies stünde allerdings in keiner gesunden Relation zu errechneten Schäden von maximal einer Million.
Einhellig waren deshalb auch die Zuhörer der Meinung, auf solche Schutzmaßnahmen verzichten zu können, wobei wohl auch der Hinweis ausschlaggebend gewesen sein dürfte, dass 50 Prozent der Kosten anteilig auf die Anlieger abgewälzt werden können.
Doch zum Schutz vor normalen, jährlich wiederkehrenden Hochwassern müsse das Wasserwirtschaftsamt tätig werden. Denn nach dem Bau der Mäander stünde das Saalewasser jetzt häufiger viel höher und viel länger als in den Vorjahren. „Wenn es bei uns zwei Tage regnet, kommen wir nicht mehr zu Fuß nach Hausen.“ Der Vorteil der Renaturierung für die Kernstadt sei zum Nachteil für Kleinbrach, wurde dem Experten des Freistaates vorgeworfen. Pilhofer sagte Verbesserungen zu. Das Flussbett müsse mal wieder ausgebaggert und loses Geäst und Unrat entfernt werden, um den Wasserabfluss zu verbessern.
In der freien Diskussionsrunde prasselten dann die für die Kleinbracher wichtigen Punkte auf die Stadtverwaltung ein: Wichtig sei „die Hege und Pflege“ der Wander- und Radwege. So werde der wichtigste Verbindungsweg nur bis Hausen gepflegt, doch das Teilstück bis Kleinbrach sei ein Matschweg.
Auch sei der Fuß- und Radweg auf der Saale-Brücke eine Zumutung, wurde moniert, da er viel zu schmal für Radfahrer oder Kinderwagen sei. Der Rollsplit auf den Wegen müsse endlich entfernt werden, da er für Kinder mit Inlinern eine Sturzgefahr bilde. Der Radweg nach Hausen solle von Schnee und Eis befreit werden. Hatte Blankenburg bisher alle Punkte wohlwollend registriert, widersprach er hier: „Wir können uns nicht alles leisten.“ Nicht jeder Weg könne im Winter gestreut werden.
Raser gefährden Schulkinder
Eine hitzige Diskussion gab es wieder einmal um die Ortseinfahrt nördlich der Kirche. Kaum ein Autofahrer halte dort die Geschwindigkeit ein. Schulkinder kämen bei morgendlichem Berufsverkehr kaum oder nur unter Lebensgefahr auf die andere Straßenseite zum Schulbus, obwohl dieser Überweg sogar für die offiziellen Wanderwege ausgewiesen sei. Rainer Warzecha, Leiter des Ordnungsamtes, hielt entgegen, eine durchgeführte einwöchige Verkehrsüberwachung habe diesen Eindruck nicht bestätigt. Dennoch werde man, so Blankenburg, die Situation noch einmal mit der Polizei prüfen.
Nach ausführlicher Diskussion dieser und anderer Probleme fand Baudirektor Hermann Schober zu vorgerückter Stunde nur noch schwaches Interesse für seinen Vortrag. Etwa 35 Hektar des Stadtforstes südwestlich von Kleinbrach würden als kommunaler Anteil dem Biosphärenreservat zugeschlagen, berichtete er. Dadurch wird Kleinbrach bald mitten in der Rhön liegen.
Doch längst war es Zeit, sich endlich dem Fußballspiel zuwenden. Das stand zum Glück immer noch Null zu Null.