450 Besuchern kamen nach Angaben des Organisators – ein Konzertbüro in Augsburg – zu Klaus Karl-Kraus. Leicht hätte die Mehrzweckhalle doppelt so viele Menschen gefasst.
Von Münnerstädter Bürgern war fast nichts zu sehen. Ob manchen Bürger der stattliche Eintrittspreis von 24 Euro abgehalten hat? Sei's drum. Dafür hat der fränkische Kabarettist Klaus Karl-Kraus umso mehr Gäste aus dem Nürnberger Land angelockt.
Zu seinem Thema des Abends „Ned ins Gwerch, Gerch“ („Nicht ins Durcheinander, Georg“) brachte er zu Beginn seiner kabarettistischen Ergüsse mit der Feststellung „Der Franke ist die Krone der Schöpfung“ die Zuhörer schon bald auf seiner Seite. Am Beispiel einer „leckeren Grillwurst“ (preußisch) und der „leggeren Bratworscht“ (mittelfränkisch) hob er die typisch fränkische Sprecheweise gegenüber dem Hochdeutsch oder „Preußisch“ hervor, wobei der Begriff „legger“ in der fränkischen Mundart gar keinen Platz habe, witzelte der „Sprach-Analytiker“.
Der „Fädde“ (Fürther) spricht das „prälabiale L“, das mehr gerollte L wie etwa bei „Isabella“, so Kraus. Jedem Besucher leuchtete auch sofort ein: „Weil ein Teppich eine weiche Auslegeware ist, heißt er hier Debbich.“
Als Club-Fan eine arme Sau
Außerdem stellte er fest: „Als Club-Fan bist du die ärmste Sau der Welt.“ Karl-Kraus zeichnete die Tiefen und gelegentlichen Höhen des 1. FC Nürnberg auf seine Art so drastisch nach, dass nicht nur den Club-Fans aus der Region, sondern auch den Nichtfußball-Begeisterten die Tränen vor Lachen kamen. Sein Fazit als Franke und Clubberer: „Wenn die Seele berührt wird, kommt die Muttersprache raus.“
Als Vision für die Zukunft schwebt ihm vor, dass er als Kommentator in der BR Sendung Blickpunkt Sport die Fußballspiele mit Beteiligung fränkischer Clubs in echt fränkischer Mundart kommentiert.
Begeistert verfolgte das Publikum seine Gedanken über sechs Richtige im Lotto. In einer Sänfte ließe er sich, begleitet von einem Spielmannszug, ins Geschäft tragen, um zu kündigen.
Alles nur geprobt?
Nicht alltäglich für einen Kabarettisten ist, dass er einige Male mit einem Manuskript in der Hand – so hätte man meinen können – übte.
Das veranlasste manchen zur Vermutung, der Auftritt des Klaus Karl-Kraus in Münnerstadt sei eine Übungsstunde auf dem Land gewesen, da es dort weniger Kritiker gebe. Dennoch bedankte sich sein Publikum in Münnerstadt mit einer lang anhaltenden Applaus-Salve.
In der Pause bediente er seine Fans mit CDs und Textbüchern, in die sich viele begeisterte Anhänger eine Widmung oder ein Autogramm schreiben ließen.