Rund 30 Kilometer sind es von Bad Brückenau bis nach Fulda. Seit Bad Brückenau kein eigenes Krankenhaus mit Geburtenstation mehr hat, gehört das Klinikum Fulda zu den Häusern, in die auch Frauen aus dem hessisch-bayerischen Grenzgebiet um Bad Brückenau gehen, um ihr Kind zur Welt zu bringen.
Gerade auch bei drohenden Frühgeburten ist das Fuldaer Klinikum eine Anlaufstelle für Schwangere aus dem Altlandkreis Bad Brückenau. Denn das hessische Krankenhaus ist für die Versorgung von Frühchen ausgerüstet.
Allerdings bekommt die Frühgeborenenstation des Klinikums nun Probleme. Wie die Fuldaer Zeitung berichtet, sollen künftig die besonders leichtgewichtigen Frühchen unter 1250 Gramm dort nicht mehr versorgt werden.
Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten Krankenhäusern und Kassen (G-BA) will demnach, dass Säuglinge, die zu früh auf die Welt gekommen sind und weniger als 1250 Gramm wiegen, nur noch in größeren Zentren versorgt werden – in Zentren, die mindestens 30 dieser sehr leichten Frühgeborenen pro Jahr versorgen. Fulda liegt derzeit bei etwa 28, doppelt so hoch wie die bisher geltende Mindestzahl von 14.
Grundlage für die geplante Änderung ist eine Studie der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK). Die hatte zum Ergebnis, dass 91 Frühchen unter 1250 Gramm pro Jahr mehr gerettet werden könnten, wenn es nur größere Zentren für sie gäbe – ab einer Mindestzahl von 30 Fällen.
Doch man kann die Qualität der Versorgung der kleinsten Frühchen auf den so genannten Level-1-Stationen für die ganz kleinen Neugeborenen nicht an der Fallzahl festmachen, betonen die Verantwortlichen am Fuldaer Klinikum laut dem Bericht der Fuldaer Zeitung.
Erfolgreiche Versorgung
„Das wäre in unserem Fall besonders ungerecht“, zitiert die Zeitung den Chefarzt der Kinderklinik, Professor Reinald Repp. „Unsere Station behandelt zwar nur knapp 30 der allerkleinsten Frühchen pro Jahr, versorgt diese aber besonders erfolgreich.“ Er belegt das mit den folgenden Zahlen. Während das Sterberisiko für ein Frühchen auf einer Level-1-Station im Schnitt bei 18 Prozent liegt, sei es in Fulda mit neun Prozent gerade mal halb so hoch. Und besonders erfolgreich sei die Frühgeborenenstation bei den ganz Kleinen unter 500 Gramm Geburtsgewicht. Da sei die Überlebenschance von 2005 bis 2009 doppelt so hoch gewesen wie im hessischen Durchschnitt.
Sollte das Klinikum Fulda tatsächlich keine Level-1-Station mehr sein, dann sieht der Chef der Frauenklinik, Professor Ludwig Spätling, laut Bericht der Fuldaer Zeitung gravierende Folgen. Frauen, bei denen in einem frühen Stadium der Schwangerschaft das Risiko einer Frühgeburt festgestellt werde, könnten künftig nicht mehr am Fuldaer Klinikum aufgenommen werden. Außerdem müssten Eltern von Frühgeborenen weitere Wege zu ihrem Kind auf sich nehmen. Und es entfiele dann der positive Effekt, dass größere Frühgeborene von den Erfahrungen profitieren, die die Mediziner bei den kleinen machen.
Ausnahmen möglich machen
Dennoch ist man in Fulda angesichts der „bärenstarken Statistiken“ zuversichtlich. Denn auch am hessischen Sozialministerium ist man der Meinung, dass die Zahl der behandelten Kinder nicht dass einzige Qualitätskriterium für den Erhalt einer Level-1-Station sein könne, berichtet die Fuldaer Zeitung.
Derzeit erarbeite eine Arbeitsgruppe von Frühchen-Medizinern, auf welchen Grundlagen Ausnahmen möglich sein müssten.