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KLEINWENKHEIM: Knackige Mädels aus der Altweibermühle

KLEINWENKHEIM

Knackige Mädels aus der Altweibermühle

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    Auch in der Rhön seit jeher Thema: die Altweibermühle. Unser Archivbild stammt vom Faschingstreiben in Mellrichstadt im Jahr 1914.
    Auch in der Rhön seit jeher Thema: die Altweibermühle. Unser Archivbild stammt vom Faschingstreiben in Mellrichstadt im Jahr 1914. Foto: Foto: P. Federlein

    Die Altweibermühle verspricht ewige Jugend: Vorn steigen alte Frälich rein, werden drinnen verjüngt und kommen hinten als junge Weibsbilder raus. Schon im Mittelalter versuchten Poeten aller Couleur dieses Wunder der Metamorphose mit Herzblut zu beschreiben. Wie jener Verjüngungsprozess genau vor sich geht, weiß bis heute keiner ganz genau – bis auf die Klennewehmer Bischöff natürlich. Die hatten ja in den 1980er Jahren schon mal eine Altweibermühle am Laufen. Sie existiert jedoch schon lange nicht mehr. 2015 haben sie sich nun eine neue zusammengeschreinert, die am 7. Februar zum ersten Mal beim Hallenfasching zum Einsatz kommen soll.

    Hubert Reuß (67) und Otmar Weipert (65), die früher selbst als Müller in der Mühle Dienst schoben, erinnern sich noch genau an den Faschingsspaß: „Wir nahmen die Damen von oben in Empfang“, sagt Reuß und muss in Erinnerung schmunzeln: Manch eine unter ihnen war schon recht „gewichtig“.

    Baumeister am Werk

    Einmal rief sein Kumpel neben ihm aus Spaß: „Passt auf Jungs, jetzt kommt wieder ein Gerät oben runter!“ Er meinte damit eine Dame, die schwer wog. Als diese dann schließlich neben ihm stand und ihre Maske abnahm, erschrak der Kumpel: Denn da stand seine eigene Frau, die wegen der Bemerkung freilich etwas grimmig dreinschaute.

    Wie viele Kilo die „alten Weibsen“ auf den Hüften (die natürlich entsprechend ausgestopft wurden) hatten, wurde vorher offiziell verbucht. Man stellte die Frauen auf eine Dezimalwaage, damit man am Ende feststellen konnte, wieviel Altersgewicht in der Mühle „eingeschmolzen“ wurde, schildert Weipert das wundersame Vorgehen. Rund 20 knackige Teenager spuckte die Mühle dann pro Session in Kleinwenkheim aus, schätzt Weipert. Und wenn das Wunder der Verwandlung nicht geklappt hatte (Die Damen zogen sich im Innern eilig um), kam auch mal ein junger Mann mit Bart über die Rutsche raus, weiß Reuß‘ Ehefrau Elfriede schmunzelnd zu berichten.

    Das alles soll sich nun beim Revival in der Halle von Theo Vorndran wiederholen. Sechs Kleinwenkheimer halfen 2015 mit beim Bau der neuen Mühle: Neben Reuß und Weipert gehörten noch Alfred Reinhard, Günther Erhard, Bernd Kunert und Günther Demling mit zum Team der Baumeister. Anja Hesselbach, Ilona Jurk und Doris Tokaiquali strichen sie später mit Farbe an. Doch zunächst wurde aus Spanholz das Gehäuse gezimmert. Vorn musste die Luke eingeplant werden, durch welche die „faltigen Seniorinnen“ Eingang in den Mahlvorgang finden sollen. Und hinten wurde eine hölzerne Rutsche angebracht, über die das „junge Gemüse“ die Mühle verlässt.

    Alles brauchte seine Zeit, schildert Otmar Weipert die Fabrikation des lustigen Wagens. Erst mal mussten die Spanplatten gerichtet werden. Von überallher lieferten plötzlich Leute alte Holzräder von Futterschneidemaschinen ab, erinnert sich Elfriede Reuß. Ihr Mann musste dann neue Radlager einbauen und entsprechende Lederriemen finden, mit denen man die insgesamt drei Mühlenräder verbinden konnte. Schließlich sollte ja der Mahlvorgang täuschend echt wirken.

    Fasching wurde wiederbelebt

    „Früher kam das sehr gut an“, sagt Hubert Reuß und man merkt, dass ihm ein bisschen bang ist, ob denn tatsächlich Leute kommen, um die Altweibermühle zu sehen. „Ich zweifle manchmal, ob das heute noch ein Gag ist?“ Aber schließlich erlebt er es ja immer wieder, dass auch die jungen Leute mit von der Partie sind, wenn altes Brauchtum wieder zum Tragen kommt. Und schließlich gehört ja der Fasching auch zum folkloristischen Schatz einer Ortschaft. Der Fasching wird in Kleinwenkheim seit jeher groß geschrieben, vor allem seit das Vereinsheim 1982 gebaut wurde und dort drei Vereine Hand in Hand arbeiten.

    Damals war Günther Katzenberger noch Sitzungspräsident. „Der hat den Fasching wiederbelebt“, sagt Reuß. Denn zu dieser Zeit formierten sich auch die Klennewehmer Bischöff, die seit 1987 sogar im Fastnachtsverband Franken sind. Heute engagieren sich beim Fasching 80 Aktive – für ein Dorf mit 310 Einwohnern ist das sehr ordentlich. „Auch der Fasching hält die Dorfgemeinschaft zusammen“, ist Reuß überzeugt. Er und die fünf anderen Tüftler freuen sich schon, wenn die Altweibermühle endlich an den Start geht.

    Und wie lange läuft das Mahlwerk am Faschingssonntag überhaupt? Reuß winkt bei der Frage ab und grinst: „So lange, bis wir wieder genug junge Mädchen haben.“

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