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Bad Kissingen: Landkreis Bad Kissingen: Trügerische Hoffnung auf weniger Schädlinge?

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Landkreis Bad Kissingen: Trügerische Hoffnung auf weniger Schädlinge?

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    Berüchtigte Schädlinge wie die Schwammspinner-Raupe (im Bild) sind in diesem Jahr offenbar weniger weit im Landkreis verbreitet.
    Berüchtigte Schädlinge wie die Schwammspinner-Raupe (im Bild) sind in diesem Jahr offenbar weniger weit im Landkreis verbreitet. Foto: Archiv Wolfgang Piepers

    Warme und trockene Sommermonate haben in den letzten Jahren zur verstärkten Ausbreitung von Eichenprozessions- und Schwammspinnern im Landkreis Bad Kissingen geführt. Beide Nachtfalterarten bevorzugen nämlich heiße Temperaturen. Immer wieder stellt sich den Kommunen um diese Jahreszeit die Frage, ob man gezielt gegen die Schädlinge vorgehen soll.

    Während die Raupen des Eichenprozessionsspinners auch für Menschen zum Problem werden können, da ihre Brennhaare unter Umständen allergische Reaktionen oder gar Atemnot auslösen, ist der Schwammspinner vorwiegend für Bäume und Wälder gefährlich. Insbesondere Eichen erholen sich nicht immer vom Befall dieser gefräßigen Raupen.

    So sehen Eichenblätter aus, wenn  Schwammspinner-Raupen darüber herfallen: Rund einen Quadratmeter Blattfläche frisst eine einzelne Raupe (unten) insgesamt bis zur Verpuppung.
    So sehen Eichenblätter aus, wenn Schwammspinner-Raupen darüber herfallen: Rund einen Quadratmeter Blattfläche frisst eine einzelne Raupe (unten) insgesamt bis zur Verpuppung. Foto: Archiv Hilmar Ruppert

    Bernhard Zürner, beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) für den Landkreis Bad Kissingen zuständig, sagt: "In den letzten Jahren hatten wir viel mit dem Schwammspinner zu tun." Die Lage habe sich heuer scheinbar entspannt. "Das Problem hat sich zum großen Teil von selbst durch natürliche Gegenspieler wie Schlupfwespen erledigt", erklärt er. Die gezielte Schädlingsbekämpfung aus den letzten Jahren wirke nach.

    Dennoch führt das AELF in den nächsten Wochen Kontrollen mit sogenannten Pheromonen (Botenstoffen) durch. Bei diesem Verfahren werden die Insekten mit Duftfallen angelockt und das mutmaßliche Gesamtaufkommen entsprechend hochgerechnet. "Aber im Moment deutet alles darauf hin, dass das Problem dieses Jahr nicht so groß ist", so Zürner zuversichtlich.

    Eichenprozessionsspinner: Nicht alle Nester müssen entfernt werden

    Diese Hoffnung hatte lange Zeit auch Martin Friedrich, Baumkontrolleur bei der Stadt Bad Kissingen. Er hat es häufiger mit dem Eichenprozessionsspinner zu tun. Eben weil der auch für Menschen zum Problem werden kann, müsse man gerade in frequentierten Bereichen wie an Schulen oder in Parks und Schwimmbädern rechtzeitig eingreifen, erklärt Friedrich.

    "Es sah lange so aus, als ob es diesmal weniger Nester gebe", so Friedrich, "sehr kurzfristig sind jetzt aber doch einige aufgetaucht. So schnell wie dieses Jahr habe ich das noch nicht erlebt." Bei jeder Entdeckung müsse man abwägen, ob die Entfernung notwendig sei. Die Bäume selbst beschädigen die Raupen laut Friedrich nicht. Nur wenn Gefahr für Menschen besteht, greife man ein.

    Im Bad Kissinger Terrassenschwimmbad werden Nester mit Eichenprozessionsspinner-Raupen entfernt.
    Im Bad Kissinger Terrassenschwimmbad werden Nester mit Eichenprozessionsspinner-Raupen entfernt. Foto: Simon Snaschel

    In der letzten Woche war eine Baumpflegefirma im Bad Kissinger Terrassenschwimmbad am Werk. Teilweise hingen die Mitarbeiter an Seilen hoch oben in den Bäumen neben den Schwimmbecken und Liegewiesen und suchten nach den gesundheitsgefährdenden Nestern, um diese zuerst mit einer Art Sprühkleber zu benetzen und schließlich mühsam von der Baumrinde zu kratzen. Mehr als ein Dutzend Müllbeutel mit den Nest-Resten sammelten sich schnell unter einem befallenen Baum an.

    Um solche Einsätze erst gar nicht notwendig werden zu lassen, bemüht sich die Stadt schon im Vorfeld, den Schädlingsbestand auf naturverbundene Art zu reduzieren. Im Frühjahr werden - wie beim Schwammspinner - Fadenwürmer oder Schlupfwespen als natürliche Gegenspieler eingesetzt, so Friedrich. Laut dem Baumkontrolleur ist es allerdings schwer, dafür den optimalen Zeitpunkt zu erwischen. Offenbar sei man heuer etwas zu früh oder zu spät dran gewesen. "Genau lässt sich das im Nachhinein nicht sagen", so Friedrich.

    Edgar Thomas mahnt zur Vorsicht im Umgang mit der Natur

    Das bestätigt sich auch für Edgar Thomas, Kreisrat und Inhaber einer Baumpflegefirma in Nüdlingen. Er entfernt Nester in privaten wie gewerblichen Gärten. "Die Anrufe kommen jetzt nach und nach rein. Das Aufkommen ist schon da, aber bisher nicht so extrem." Der recht späte Temperaturanstieg habe dem Eichenprozessionsspinner nicht gefallen, vermutet er.

    "Ganz aufholen wird er das nicht, aber in den nächsten Wochen rechne ich damit, dass wir einiges zu tun haben werden", so Thomas weiter. Dennoch müsse dem Menschen eines stets bewusst sein: "Die Natur ist einfach nicht kuschelig und weiß sich zu wehren. Das müssen wir schon den Kindern vermitteln." Er habe erlebt, dass Kindergartenkinder die flauschig aussehenden Raupen in die Hand genommen haben: "Das kann unter Umständen auch schnell mal gefährlich werden."

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