Das Wörtchen Raaf oder Reef war am vergangenen Samstag in der Dialektserie „Wördlich“ an der Reihe. In der Thüngenschen Cent um Zeitlofs ist ein Reef eine lange dürre Frau. Leo Uebelacker aus Zeitlofs hat für den Ursprung des Wortes eine sehr einleuchtende Erklärung.
Wir vermuteten in der Serie folgende Herleitung: „Wahrscheinlich kommt das Wort von der Raufe, in die das Heu für die Tiere im Stall kommt.“ Das Raaf oder Reef wäre eine Frau, bei der man die Rippen sieht wie bei einer Raufe die Stäbe.
„Wenn ich mich nicht täusche“, schreibt hingegen Leser Uebelacker, „kommt das Wort Raaf oder Reef, wie es im Brückenauer Raum heißt, nicht von der Futterraufe, sondern von einem Anbau an eine Getreidesense.“ Er beschreibt die Funktion dieses Anbaus wie folgt: „Das Reef besteht aus mehreren dünnen Holzsprossen oder -rippen, auf die ein Tuch gespannt wird. Diese halbrunde Fläche, die an die Rückseite des Sensenwurfes, also des hölzernen Sensengestelles angebracht wird, dient dazu, dass das Getreide nach dem Schnitt durch den Schwung des Mähvorganges und die Bremswirkung des Reefs oder Raafs ein wenig gebündelt oder zusammengerafft“ wird und dann in einem kleinen Bündel auf dem Boden zu liegen kommt.“
Aus diesen Bündeln konnten die Garbenbinder leichter Garben zusammenbinden als aus einzelnen Halmen.
„Das Reef“, so Uebelacker, „erinnert mit seinen Rippen und seiner Bespannung tatsächlich an einen Oberkörper, bei dem die Rippen durch die Kleidung zu sehen sind.“ Früher sei es noch ein Zeichen von Armut und nicht von Schönheit gewesen, wenn eine Frau mager war. „Deshalb war der Ausdruck ,dürr Reef‘ für eine Frau abwertend.“
Im Hochdeutschen ist der beschriebene Teil der Sense als Reff bekannt, wohl weil er das Heu zusammenrafft. Der Duden fördert Reff als umgangssprachliche Bezeichnung für eine hagere (alte) Frau zutage. Unter Reff ist dort aber nicht der Sensenanbau, sondern eine Rückentrage aufgeführt, die in der Thüngenschen Cent als Ködze bekannt ist.
Dem Raaf oder Reef scheint also tatsächlich, wie Leo Uebelacker vermutet, das Reff zugrunde zu liegen. Vielleicht kommt es aber nicht unbedingt vom Reff an der Sense, sondern allgemein von der umfassenderen Bezeichnung Reff für ein dürres Gestell zum Tragen oder Fassen.
Die Raufe, die zunächst als Erklärung diente, heißt um Zeitlofs übrigens Raffe. Verwirrenderweise heißt das Schimpfwort für eine dürre Frau im Bayerischen ebenfalls Raffe.
Dem Autor der Serie „Wördlich“ wurde wohl seine Herkunft aus dem Karlstadter Raum zum Verhängnis, wo sowohl eine Raufe als auch eine dürre oder zänkische Frau ein Raaf ist. Aber auch das Reff an der Sense.