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MÜNNERSTADT: Liebmann-Gruppe steht vor dem Verkauf

MÜNNERSTADT

Liebmann-Gruppe steht vor dem Verkauf

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    Markant: die Fabrikationshalle der sterile Products.
    Markant: die Fabrikationshalle der sterile Products.

    Die Ära Liebmann neigt sich dem Ende zu. Die in dritter Generation im Familienbesitz befindliche MGlas AG und die 2008 gegründete MG Sterile Products AG sollen verkauft werden. Das bestätigte Geschäftsführer Wolfgang Heidl auf einer Pressekonferenz am Montagmittag.

    Die gute Nachricht dabei für die 486 Beschäftigten gleich vorneweg. Die Familie verhandelt nicht mit so genannten Finanzinvestoren, die auch schon mal den Beinamen „Heuschrecken“ tragen. Die Gefahr also, dass ein florierendes Unternehmen gekauft, zerlegt und dann gewinnbringend weiterveräußert wird, besteht nach Worten von Heidl nicht. Und das aus „Sorge um die Arbeitsplätze der Mitarbeiter“, wie er betont. Es werde nur mit Unternehmen verhandelt, die ihr Geschäft im Wesentlichen so betreiben, wie die MGlas AG. „Die bisher geführten Vorgespräche haben eine 1:1-Übernahme zum Ziel“, sagt Heidl. Oder anders ausgedrückt: Es soll erst einmal alles so bleiben, wie es ist. Eine Zusage, die auch den Betriebsratsvorsitzenden Bernd Müller beruhigt. Er drückt seine Gefühle zu den bevorstehenden Veränderungen so aus: „Ich verfalle zwar nicht in Euphorie, habe aber auch keine Angst.“ Zudem fühlt er sich von der Geschäftsleitung gut informiert.

    Wer da mit am Verhandlungstisch sitzt, will Heidl nicht verraten. Das verbiete die in den Vorgesprächen vereinbarte Geheimhaltung. Doch der Markt ist ohnehin überschaubar. Da gibt es den US-amerikanischen Branchenriesen Becton Dickinson, der so ziemlich alles herstellt, was sich aus Glas fertigen lässt. Dann sind da die Mainzer Firma Schott und die nach einem Düsseldorfer Stadtteil benannte Gerresheim AG. Und schließlich ist da noch der aufstrebende Nipro-Konzern mit Sitz in Tokyo. Alles milliardenschwere Global-Player mit Werken rund um den Erdball. In der zweiten Liga wird die Besetzung noch dünner. Hier spielen lediglich eine italienische Firma und die Firmengruppe Liebmann mit MGlas und MG sterile Products AG.

    Und genau diese Position macht es dem Unternehmen zunehmend schwerer, sich auf dem Markt erfolgreich zu behaupten. Denn im Spritzensektor agiert die Liebmann-Gruppe auf absolutem Weltniveau, was permanente Investitionen erfordere, um das Niveau halten zu können, erklärt Heidl zu den Gründen des Vorhabens, das Unternehmen in andere Hände zu geben.

    Der Betrieb habe einen Status erreicht, der es nicht mehr möglich mache, aus eigener Entscheidungskraft so zu bleiben, wie man ist. Oder anders gesagt: Die Großkunden, sofern man sie gewinnen oder nicht verlieren möchte, bestimmen zunehmend den Grad der Investitionen. Und die sind, wie etwa bei der Fertigung steriler Fertigspritzen, enorm. „Früher ging es um die Entscheidung, eine Maschine zu kaufen, heute geht es darum, eine Halle zu bauen und zehn neue Maschinen hineinzustellen“, versucht Heidl die Dimensionen zu verdeutlichen. „Wir sind immer zum Erfolg verdammt“, sagt er. Fehlschläge könne sich ein Unternehmen dieser Größenordnung nicht leisten. „Diesem enormen Druck, in dem wir selbst waren, wollen wir die Kinder nicht aussetzen.“ Andererseits versetzt die erarbeitete Spitzenposition das Unternehmen in die recht angenehme Verhandlungsposition, längst nicht jedes Übernahmeangebot annehmen zu müssen. Zudem betont Heidl, dass Kaufinteressenten an die Firma herangetreten seien und nicht umgekehrt.

    Der 62 Jahre alte Heidl selbst wird den Druck noch ein paar Jahre aushalten müssen, sofern die Verhandlungen von Erfolg gekrönt sein werden. Eine der Bedingungen sei nämlich, so viel wollte er doch verraten, dass er bis 65 weitermacht.

    Liebmann-Gruppe

    Das Unternehmen wurde 1920 vom Glasbläser Otto Liebmann im thüringischen Lichte gegründet und produzierte schon damals erfolgreich Verpackungen aus Röhrenglas für pharmazeutische und kosmetische Erzeugnisse. Nach der Besetzung durch die Russen floh die Familie 1947 nach Münnerstadt, wo Otto und Harri Liebmann auf dem Schindberg die Münnerstädter Glaswarenfabrik gründeten. 1952 kam noch ein Werk in Hohn dazu, wo bis 1971 Christbaumschmuck produziert wurde. Die Geschichte des Unternehmens ist durch permanente Erweiterung gekennzeichnet. Zuletzt wurde in den umgebauten Hallen der ehemaligen Kleiderfabrik 2010 mit der Fertigung von sterilisierten vorfüllbaren Fertigspritzen begonnen. Das Unternehmen mit 486 Mitarbeitern, das sich in die M-Glas AG und die MG sterile Products AG aufteilt, produziert Spritzen, Fläschchen und Ampullen.

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