Kerzen anzünden, Liedtafeln stecken, Glocken läuten vor und während des Gottesdienstes sowie die Kirche morgens auf- und abends abschließen. Das muss seit Jahresbeginn Zeitlofs' evangelische Pfarrerin Barbara Weichert selbst erledigen. Eigentlich wäre dafür der Mesner zuständig. Doch der wird gerade verzweifelt gesucht.
„Dies ist ein wirklicher Notruf“ schreibt die Pfarrerin gleich zu Beginn ihres persönlichen Briefes an alle evangelischen Gemeindeglieder in Zeitlofs. Obwohl sie etliche Personen angesprochen habe, sei noch niemand gefunden worden, der den Mesnerdienst in der Marktgemeinde übernehmen wolle.
Der vorherige Mesner hatte seinen Dienst fünf Jahre lang verrichtet und zum Jahresende 2010 aufgehört. Neben den genannten Tätigkeiten musste er noch Kirche und Gemeindehaus putzen. Dafür hat der Kirchenvorstand Ersatz gefunden. Aber eben nicht für den reinen Mesnerdienst.
Sollte sich dieser Zustand nicht ändern, könne ab März in der Zeitlofser Kirche nicht mehr jede Woche, sondern nur 14-tägig Gottesdienst abgehalten werden, informiert Pfarrerin Weichert. 700 Mitglieder hat die Zeitlofser evangelische Kirchengemeinde. Offensichtlich ist keiner bereit, den Mesnerdienst zu übernehmen.
„Die Arbeit ist nicht allzu viel; aber die Leute scheuen sich vor der Regelmäßigkeit“, sagt Christel Fischer aus Rupboden, stellvertretende Vertrauensfrau im Kirchenvorstand. Die Idee für den Brief kam aus diesem Gremium; die Pfarrerin hat sie nur umgesetzt.
„Wir wussten nicht, wie wir sonst alle Gemeindeglieder erreichen sollten. Nur ein Bruchteil kommt ja zum Gottesdienst. Und man kann nicht jeden Einzelnen ansprechen“, sagt Schäfer.
Sie hofft nun, dass jemand die Notlage erkennt und sich verantwortlich fühlt. Immerhin wird der Mesnerdienst – zwei Wochenstunden nach Bedarf – bezahlt. Der Kirchenvorstand hofft, dass sich zwei bis drei Interessenten finden – damit jeder im zwei- bis dreiwöchigen Wechsel arbeitet und freie Wochen und Sonntage hat. Ideal wäre das für Menschen aus Zeitlofs selbst.
„Dass uns niemand falsch versteht: Wir wollen niemanden verdonnern“, sagt Christel Fischer.
Sollte dieses Modell nicht funktionieren, schlägt Pfarrerin Weichert eine Alternative vor: „Wir gehen von der bezahlten Form weg und finden viele Personen, die jeweils einen Monat lang zuständig sind.“ Immer zwei teilten sich einen Monatsdienst. So sei es in Roßbach der Fall und es klappe gut, so Christel Fischer. Allerdings will niemand, dass Hochbetagte sich aufopfern, heißt es in dem Brief.
Immerhin: Das Schild neben der Kirchentür mit der Aufschrift „Unsere Kirche ist offen. Treten sie ein!“ stimmt jetzt wieder. Fürs Auf- und Abschließen hat sich inzwischen jemand gefunden.