Heiß ging es im Bürgerbüro zum Ende eines eher lauen Wahlkampfes zu. Bis Brigitte Meyerdierks dort bei einer gefühlten Raumtemperatur von über 30 Grad gegen 18.40 Uhr als knappe Wahlsiegerin verkündet wurde, schwitzen alle Anwesenden zunehmend.
Klar war bereits gegen 18.15 Uhr, dass die Auszählung der Briefwahl die Entscheidung bringt. Dann begann das Warten bis zur Gewissheit. Sympathisanten fielen der erleichterten Siegerin um den Hals. Brigitte Meyerdierks bleibt an der Spitze der Stadt Bad Brückenau. Die 62-jährige Amtsinhaberin setzte sich gegen Claudio Kleinhans (Perspektivwechsel) und Mike Richter (PWG) durch. Einen strahlenden Sieg verbuchte die CSU-Politikerin aber nicht. Mit 50,96 Prozent der Stimmen vermied sie überraschenderweise nur knapp eine Stichwahl.
In einer Stichwahl hätte sie gegen den 23-jährigen Claudio Kleinhans antreten müssen. Der, und das ist die zweite Überraschung, erzielte mit 34,63 Prozent ein sehr respektables Ergebnis. Mike Richter, den Kandidaten der PWG, ließ er damit klar hinter sich. Richter kam lediglich auf 14,41 Prozent der Stimmen.
Ihr stärkstes Ergebnis fuhr Brigitte Meyerdierks mit 64,1 Prozent im Wahllokal Elisabethenhof ein. Am schwächsten schnitt sie mit 40,8 Prozent in einem der beiden Wahllokale Grundschule ab. Kleinhans erzielte sein bestes Ergebnis im Wahllokal Stadtwerke. Dort gewann er ebenso wie in der Georgi-Kurhalle. Schlechter schnitt er dagegen bei den traditionell konservativeren Briefwählern ab. Richter kam in dem Wahllokal Grundschule, wo Meyerdierks schwächelte, auf 19,1 Prozent. Im Elisabethenhof erreichte er nur 7,8 Prozent.
Ein ungünstiges Signal ist die Wahlbeteiligung. Lediglich 46,2 Prozent der Wahlberechtigten wollten mitentscheiden, wer Bad Brückenau künftig regiert. Ein Ergebnis mit dem alle drei Kandidaten haderten. Fair gingen die Kontrahenten aufeinander zu. „Es tut mir leid, es ist mir aber lieber so“, sagte die alte und neue Amtsinhaberin, als ihr Mike Richter gratulierte. Ausdrücklich zollte sie Claudio Kleinhans bei einer gegenseitigen Umarmung Respekt. Ohne seine Mobilisierung wäre die Wahlbeteiligung ihrer Meinung nach noch schlechter ausgefallen.
Zweiter Bürgermeister Jürgen Pfister dankt den Mitkandidaten, dass sie den Wahlkampf spannender gemacht haben. Claudio Kleinhans drückt seine Freude über sein Abschneiden aus und wertet seine Kandidatur als Bereicherung. „Ich habe viele neue Leute kennengelernt. Er wolle sich weiter engagieren. Mike Richter sagt, die Brückenauer hätten ihm wohl nicht verziehen, dass er im Falle seiner Wahl in seinem Elternhaus im acht Kilometer entfernten Oberzell wohnen geblieben wäre.
Brigitte Meyerdierks kündigt an, in der Verwaltung jetzt wieder Gas zu geben. Manche Dinge sei man in den vergangenen Wochen langsamer angegangen, um den Eindruck von Parteilichkeit zu vermeiden.