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ROTHHAUSEN: Mit Cowboystiefeln fährt keiner mehr

ROTHHAUSEN

Mit Cowboystiefeln fährt keiner mehr

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    Die Riege der Menninger-Auzbis: (von links) Yusuf Seyhan, Leander Kleinhenz, Patrik Pfister, Dominic Denson, Benjamin Graf, Julian Hahner, Felix Mahr, Marcel Mix und Fuhrparkleiter Manrico Trott.
    Die Riege der Menninger-Auzbis: (von links) Yusuf Seyhan, Leander Kleinhenz, Patrik Pfister, Dominic Denson, Benjamin Graf, Julian Hahner, Felix Mahr, Marcel Mix und Fuhrparkleiter Manrico Trott. Foto: Foto: Daniel Wiener

    Der Speditionsbetrieb Menninger ist mit rund 100 Beschäftigten nicht nur ein großer Arbeitgeber, sondern auch wichtiger Ausbildungsbetrieb. Neben Speditionskaufleuten werden hier derzeit sieben Berufskraftfahrer an ihren Beruf heran geführt. Inhaber Otto Menninger würde sogar noch einige weitere Fahrer ausbilden, wenn er geeignete Bewerber fände.

    „Von der Kapazität her könnte ich in jedem Lehrjahr drei bis vier junge Männer oder Frauen ausbilden“, führt der Speditionsunternehmer an. Der Betrieb sei gut ausgelastet. Die anziehende Konjunktur macht sich bei den Aufträgen bemerkbar.

    Doch viele junge Menschen wüssten gar nicht, dass Lkw-Fahrer ein richtiger Beruf sei, bedauert Menninger. Er erfordere eine fundierte dreijährige Ausbildung, die bei Bewerbern aus anderen Berufen oder mit gewissen Vorkenntnissen auch auf zwei Jahre verkürzt werden könne.

    Einsetzbar erst ab 18

    Ein anderes Dilemma sei die Tatsache, dass Fahrer erst mit 18 Jahren richtig einsetzbar seien. Die Lehre könne zwar schon mit 16 begonnen werden, die Azubis könnten aber natürlich nicht zwei Jahre lang nur den Hof kehren. „Schulabgänger mit 15 oder 16 Jahren lernen daher einen anderen Beruf, den sie danach meistens auch weiter ausüben“, so Menninger.

    Junge Männer wie Felix Mahr aus Poppenhausen, der das Gymnasium vorzeitig abgebrochen hat und sich für den Beruf des Kraftfahrers interessierte, sind die Ausnahme. Marcel Mix aus Haßfurt hat zuvor Maler gelernt. Er ist mit seinen 18 Jahren der jüngste im Team von Ausbildungsleiter Manrico Trott. Mix bereut den Wechsel des Berufs nicht. Durch ein Praktikum war er auf die Tätigkeit als Kraftfahrer gestoßen. Er schätzt das Arbeitsklima bei der Spedition Menninger und die sehr gute Betreuung.

    Alle drei bis vier Wochen haben die Azubis eine Woche Blockunterricht in Kulmbach, in der sie Theorie pauken. Von gesetzlichen Vorschriften über Erste-Hilfe-Maßnahmen bis hin zu Lkw-Technik wird ein breites Feld abgedeckt. Buchhaltung ist ein wichtiger Bereich geworden, sind Lastwagenfahrer doch auch für die ordnungsgemäße Abwicklung von Frachtpapieren und Zollbestimmungen verantwortlich. Neben der Fracht ist es auch der stete Austausch von Paletten, der sorgsam registriert sein muss, damit nicht irgendwann das Lager leer ist.

    Immer wieder macht sich Otto Menninger mit anderen Spediteurskollegen für eine Berufsschule in der Region stark, da die häufigen Fahrten der Azubis nach Kulmbach zeitaufwändig sind. Er weiß von 40 Berufskraftfahrern allein im ersten Lehrjahr hier in der Region, weswegen er einen Berufsschulstandort in Haßfurt oder Schweinfurt für längst überfällig hält. Diesbezügliche Gespräche mit der IHK laufen schon. Für die eigenen Auszubildenden hat die Firma Menninger ein eigenes Fahrschul-Fahrzeug im Fuhrpark, mit dem die praktischen Übungen durchgeführt werden.

    Patrick Pfister aus Lebenhan ist mit 27 Jahren derzeit der älteste unter den Azubis. Er freut sich auf seine künftige Aufgabe als Berufskraftfahrer, die seiner Meinung nach auch ganz gut bezahlt werde. Sie sei annähernd vergleichbar mit einem Job in der Fabrik, urteilt er. Und wenn er auch oft samstags auf dem Firmengelände zu tun habe, müsse er doch keine Schichtarbeit leisten.

    Die Samstage sind vor allem dazu da, die Lastwagen in Schuss zu halten. Da wird das Führerhaus ausgesaugt, das Fahrzeug gewaschen, getankt und nach dem technischen Zustand geschaut. Speditionschef Menninger legt Wert auf das „außenherum“, wie er sagt. Anständige Kleidung und gesundheitsbewußte Ernährung fordert er von seinen Fahrern obendrein. „Die Fahrer müssen auch außerhalb ihrer Arbeitszeit verantwortungsvollen Umgang zeigen, um sich sicher im immer stärker werdenden Straßenverkehr zu bewegen“, so Menninger.

    „Mit Cowboystiefeln fährt heute keiner mehr“, macht er klar. Moderne Fernfahrer hätten kaum mehr etwas mit Wild-West-Romantik am Hut. Immerhin hätten Vorabendserien wie „Auf Achse“ aus den 80er Jahren geholfen, den Beruf des Kraftfahrers etwas populärer zu machen.

    Vorbilder in der Familie

    Solche Vorbilder benötigte Dominik Denson nicht. Der Rannunger ist in einer Familie von Lastwagenfahrern groß geworden. Schon Vater und Großvater sind Lkw gefahren. Denson durfte schon als Kind gelegentlich mitfahren. Der Beruf des Fahrers hat ihn schon immer fasziniert. Wie man Reifen wechselt oder Schneeketten anlegt, hat er schon vor der Ausbildung mitbekommen. Nicht einmal der Umstand, dass sein Vater in Ausübung dieses Berufs sein Leben verloren hat, hat ihn davon abgebracht, Fahrer zu werden.

    Dass die Menninger-Azubis hinter ihrem Beruf stehen, zeigt die Tatsache, dass die sieben die Vorbereitungen des Betriebsfests im Juli übernehmen. Zusammen mit ihrem Chef, dessen Frau Claudia und Ausbildungsleiter Trott trafen sie sich am Samstag, um die Bestellung für Getränke und Essen zu koordinieren und den musikalischen Ablauf zu besprechen.

    Über 100 Mitarbeiter mit Familienangehörigen werden bei dem Fest erwartet, das für die Firma den Höhepunkt des Jahres darstellt. Kinder können sich dann auch wieder über den Beruf des Vaters als Fahrer informieren.

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