120 Jahre ist es her, dass die Bahnstrecke zwischen Bad Brückenau und Jossa eröffnet wurde. In einer Ausstellung am Sonntag, 16. Oktober, in der Georgi-Kurhalle können Interessierte in die Geschichte der Sinntalbahn und in die Welt der Eisenbahner eintauchen.
Am 15. Oktober 1891 war es soweit: Der Streckenverkehr an den Bahnstationen Altengronau, Zeitlofs, Rupboden, Brückenau Bad, Brückenau Stadt und den Haltepunkten Trübenbrunn, Eckarts, Wernarz und Sinntalhof begann. Als sich um 11.10 Uhr das „Dampfroß“ mit seinen vielen Passagieren in Richtung Bahnhof bewegte, gab es drei Böllerschüsse und kräftige Hurra-Rufe, heißt es in dem Artikel des Brückenauer Anzeigers vom 17. Oktober 1891. Die Stadt Brückenau als betrieblicher Mittelpunkt einer bayerischen Lokalbahn erhielt am westlichen Eingang ein imposantes Empfangsgebäude.
Schon im Jahr 1864 hatte die Stadtverwaltung eine Petition über den Bau einer Bahnverbindung nach Jossa in Hessen (damals noch Preußen) bei der Regierung von Unterfranken eingereicht, erzählt Jürgen Lieb aus Schönderling. Das Bedürfnis, hinaus in die Welt zu gelangen und an den zunehmenden Verkehrsströmen teilzuhaben, entsprach dem damaligen Zeitgeist.
Engagierte Recherche
Lieb organisierte die Ausstellung zum 120. Geburtstag der Bahnstrecke federführend. Schon als kleiner Junge war er von der Eisenbahn fasziniert, vielleicht auch, weil sein Vater Hermann Lieb bei der Bahn arbeitete. Er war von 1953 bis 1989 als Bahnhofsvorsteher in Bad Brückenau tätig. „Das Tolle am Bahnfahren im Sinntal ist die wunderschöne Landschaft“, schwärmt Lieb, der auch Mitglied der Eisenbahnfreunde Sinntalbahn ist.
Liebs engagierte Recherche und das akribische Sammeln von historischen Dokumenten über die Sinntalbahn lohnte sich. Im Jahr 1998 veröffentlichte er das Buch „Dampf und Diesel auf der Rebenstrecke: Jossa - Bad Brückenau - Wildflecken“ im Eigenverlag. Außerdem engagierte er sich vergangenes Jahr zum Brückenauer Stadtjubiläum im „Arbeitskreis Stadtgeschichte“. Diesen erweckte er bei der Vorbereitung zur Ausstellung wieder zu neuem Leben. Einige helfende Hände packten mit an, auch Mitglieder der Eisenbahnfreunde Sinntalbahn.
Zurück zur Geschichte: Nachdem die Strecke Brückenau-Jossa etabliert war, wurde schon bald über eine Verlängerung nach Wildflecken nachgedacht, berichtet Lieb. Dafür erteilte der bayerische Landtag 1904 die Genehmigung. Am 19. Dezember 1908 wurde der fahrplanmäßige Verkehr aufgenommen.
In der Zeit während des Ersten Weltkrieges reduzierte sich die Zahl der Fahrten und es gab einen zunehmenden Transport von Verwundeten und Kriegsgefangenen.
Die Bahnstrecke zu Kriegszeiten
Auch die 20er Jahre begannen mit Einschränkungen. Der Kohlemangel durch Unruhen im besetzten Ruhrgebiet führte zur Auflösung mehrerer Haltepunkte, zwei davon – Brückenau Ost und Wernarz – wurden aber später wieder in Betrieb genommen, erzählt Lieb.
Als 1938 der neue Truppenübungsplatz der Wehrmacht in Wildflecken eröffnete, vermehrten sich die Transporte des Militärs. Im Laufe des Jahres 1944 behinderten zunehmend Kriegseinwirkungen den Bahnbetrieb. Am 3. April 1945 sprengten deutsche Truppen die Jossaer Eisenbahnbrücke. Der eingesetzte Inselverkehr konnte 1951 mit der Eröffnung der wiederaufgebauten Jossa-Brücke aufgegeben werden.
Der schrittweise Niedergang der Strecke begann in den 1960er Jahren: Der Wochenendverkehr wurde auf den Bahnbus umgestellt, nach und nach wurden auch die Güterverkehrsstrecken aufgelöst. „Immer mehr Menschen stiegen aufs Auto als Transportmittel um, das Angebot der Bahn wurde unattraktiver“, beschreibt Lieb. Am 27. Mai 1988 wurde der Personenverkehr eingestellt, Güterverkehr floss noch bis 2002.
Bei der Ausstellung in der Georgi-Halle präsentiert Lieb auch eine multimediale Show mit Filmen und Dia-Serien von Fahrten auf der Sinntalbahn. Auch eine Modellbahnanlage wird die Besucher erfreuen.
Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist am Sonntag, 16. Oktober, von 10 bis 17.30 Uhr, in der Sommerhalle (Georgi-Halle) zu sehen. Es gibt eine Sonderausstellung „Brauhaus Brückenau“mit Erinnerungen an die Zeit, als es das Brauhaus – mit Gleisanschluss an die Sinntalbahn – noch gab. Der Arbeitskreis Stadtgeschichte verkauft das Buch „Ein historischer Spaziergang durch Bad Brückenau“.