Zwölf Jahre steht das Haus von Rüdiger und Daniela Julius-Bernhart schon am Eller in Oberleichtersbach. Anfangs schaute die Familie mit ihren beiden Kindern Jannik und Sarah noch aufs freie Feld; inzwischen umrahmen viele weitere Häuser den Blick. In Oberleichtersbach zu wohnen, liegt im Trend. Im benachbarten Bad Brückenau hingegen müssen sie um Bauwillige kämpfen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Für Rüdiger Julius-Bernhart hätte alles ganz anders kommen können. Der gebürtige Oberleichtersbacher besaß schon ein Grundstück in Bad Brückenau, bevor er überhaupt daran dachte, in seinem Heimatort zu bauen. 1999 hatte er es gekauft, oberhalb der Jahnstraße, bei der Grundschule, nahe der Edelruh. Ein Gebiet, das heute als Top-Lage gilt; nahezu alles ist bebaut.
Doch dann kam ein privater Bruch. Julius-Bernhart wollte Abstand gewinnen, fing in Oberleichtersbach neu an. Er baute am Eller, gründete mit Daniela eine Familie.
Für beide eine goldrichtige Entscheidung: „In Oberleichtersbach hat es mir einfach besser gefallen, mitten in der Natur. Wir waren das letzte Haus am Platz.“
Sehr gute Infrastruktur
Damit ist es zwar heute vorbei. Aber die Julius-Bernharts loben die tolle Infrastruktur: „Die Kinder gehen nur 150 bis 200 Meter bis zu Grundschule oder Kindergarten.“ Auch ein Bäcker mit Postagentur und der Metzger lägen quasi um die Ecke. Schule, Kindergarten und Einkaufsmöglichkeiten, aber vor allem Ärzte und Vereine um die Ecke - mit diesen Vorzügen wirbt auch Willi Scheller vom städtischen Büro Bauleistungen für das Baugebiet Hart-Langeller, in Verlängerung des Auerhahnweges. Die Stadt biete dort noch 18 Bauplätze an. 27 Euro pro Quadratmeter, plus Erschließungskosten. Einige Bauplätze seien auch privat.
Für Rüdiger Julius-Bernhart kam Bad Brückenaus Hart-Langeller nie in Frage. Obwohl dort 1999 die ersten der insgesamt 70 Grundstücke bebaut wurden und der heute 49-Jährige einen Bauplatz in der Stadt suchte (und bei der Grundschule fand).
„Dort ist alles schräg; es gibt kein gerades Grundstück. Das hat jemand geplant, der keine Ahnung hatte“, so Julius-Bernharts Urteil. In Oberleichtersbach habe er ebenen Baugrund vorgefunden - und zudem viel Platz gehabt. Willi Scheller räumt ein, dass die Hanglage für Hart-Langeller einen Wettbewerbsnachteil darstellt. Es müsse eineinhalbgeschossig gebaut werden. Doch Scheller sieht in diesem Zwang auch Chancen: „Am Hang kann einem keiner den Blick verbauen.“
Viel Energie sparen
Vielen sei auch nicht bewusst, dass an so einem Haus den ganzen Tag Sonne herrsche. Es lasse sich viel Energie sparen. Allerdings: Auch Scheller kennt den Trend zum Fertighaus, auf ebenem Grund, möglichst ohne Keller. So bleiben die Kosten im Rahmen. Was vor allem jungen Familien wichtig erscheint.
Die Julius-Bernharts haben festgestellt, dass in den Anfangsjahren am Oberleichtersbacher Eller vor allem Einheimische gebaut haben. Später, als die Straße Untere Flur entstand, gesellten sich Auswärtige dazu, 80 Prozent, schätzen sie. Viele aus Bad Brückenau. Laut Bürgermeister Dieter Muth sind die Baugebiete Eller I bis III voll. Eller IV werde gerade überplant. „Die Nachfrage ist enorm. Es existiert eine Warteliste.“
Dass die Baugebiete in Konkurrenz stehen und es für Hart-Langeller nicht so gut läuft, wissen auch die Bad Brückenauer Stadträte. Birgit Poeck-Kleinhenz (PWG) schlug deshalb kürzlich vor, neue Bauplätze östlich der Konrad-Zirkel-Straße auszuweisen. Gewerbegebiet und Schulzentrum lägen in der Nähe, Bushaltestelle und Supermärkte fast vor der Haustür. Doch auch diese Lage weist Gefälle auf, was Willi Scheller bestätigt.
Inzwischen haben die Julius-Bernharts vertraute Nachbarn bekommen. Alexander und Regina Hagemann, Danielas Eltern, zogen in die Untere Flur. Familienzusammenführung sozusagen.
Vorher hatten die Hagemanns lange in Bad Brückenau gewohnt. Aus Oberleichtersbach wollen sie nun nicht mehr weg.