Es gibt Lieder, die schwirren einem im Kopf herum, obwohl man sie seit Jahrzehnten nicht mehr gehört hat. Sie haben sich tief in das kulturelle Gedächtnis eingegraben, obwohl sie leicht wie eine Vogelfeder daherkommen. „Der Theodor im Fußballtor“ ist so ein Schlager, aber auch der Fernweh-Schmachtfetzen „Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise“. Alterslose Klassiker sind das.
Berühmt wurden solche Lieder aber nicht durch Theo Lingen oder Freddy Quinn, sondern durch den Sängerstar der Fünfziger, Will Höhne. Am 24. Februar 1909 erblickte er in Münnerstadt das Licht der Welt.
Viele Hinweise auf seine Jugend in Münnerstadt gibt es nicht. Als Beruf des Vaters wird Schornsteinfeger angegeben. Nach anderen Quellen soll er aus einer Landwirtsfamilie stammen. Sicher ist jedoch, dass Höhne nach seinem Abitur zuerst eine Ausbildung in der chemischen Industrie begann.
Schon früh wurde das Gesangstalent Will Höhnes entdeckt, das entsprechend gefördert wurde. Während seiner Gesangsausbildung hielt er sich als Schwimmlehrer finanziell über Wasser. Er besuchte die Musikakademie in Darmstadt und auch die Opernschule.
1940, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, wurde Höhne in Berlin von Willi Schaeffers an dessen „Kabarett der Komiker“ engagiert. Deutschlandweit erfolgreich wurde Will Höhne freilich erst nach Ende des Kriegs, den er als Soldat miterlebte. Schon 1945 arbeitete er bereits wieder beim „Kabarett der Komiker“ und knüpfte Kontakte zu Rundfunkanstalten.
Höhne auf dem Rundfunk-Index
Ein prüder katholischer Franke wurde aus dem Münnerstädter Will Höhne beileibe nicht. Schon sehr früh eckte er mit dem einen oder anderen moralisch zweideutigen Lied bei den Sender-Verantwortlichen an und musste die eine oder andere Rundfunk-Sperre erleben, wie zum Beispiel mit dem Lied „Die heikle Geschichte“. Richtig in die Schlagzeilen kam er 1952, als sein schlüpfriges „Wirtshaus an der Lahn“ mit den berühmt-berüchtigten Wirtinnen-Versen auf den Rundfunk-Index kam. Bald darauf waren alle Höhne-Schlager Tabu.
In der prüden Adenauer-Ära war offiziell kein Platz für solcherlei Frivolitäten. Andererseits schuf sich Will Höhne genau mit dieser Musik für Herrenabende eine Nische, die ihn bekannt machte.
1949 spielte Höhne in einem Hamburger Theater die Titelrolle der Seemanns-Komödie „Käp'n Bay Bay“ mit dem bekannten „Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise“. Das Stück wurde – auch mit Höhnes passender rauchigen Bassstimme – ein großer Erfolg.
Bei der Verfilmung zwei Jahre später kam allerdings Hans Albers zum Zug. Auch den auf Theodor Heuß anspielenden Hit „Theodor im Fußballtor“ verbindet man mit einer Filmlegende, nämlich Theo Lingen, obwohl das Original Will Höhne eingespielt hat.
Ende der Fünfzigerjahre wurde es stiller um Höhne. Er zog mit seiner Familie nach Düsseldorf, kurze Zeit später eröffnete er in der Nähe von Frankfurt/Main seinen „Pferdestall“, eine Musikkneipe, in der Höhne seine eigenen Lieder sang, aber auch Gäste wie Evelyn Künneke begrüßte. „Pferdestall“ hieß später auch das Lokal in München, wo Will Höhne bis zu seinem Tod 1992 mit seiner Frau Eva zurückgezogen lebte.
Im Blickpunkt
Will Höhne: Werke und Infos Will Höhnes Diskographie ist umfangreich. Weitere bekannte Lieder sind „Auf Regen folgt Sonne“, „Der Mann, der vor mir war“, „Weit ist das Meer“ oder „So viel Glück gibt's nicht auf Erden“.
In einem 30-minütigen Feature befasst sich der Deutschlandfunk am 22. Februar um 18.05 Uhr mit „Zensur in Adenauers Republik – Will Höhne und seine anrüchigen Lieder“. Infos unter www.dradio.de