Der Friedhof für Urnenbestattung unter Bäumen soll auf dem ehemaligen gemeindefreien Gebiet "Eckartser Hardt und Fondsberg" entstehen, das zum 1. Januar in den Markt eingegliedert wurde. Das Plangebiet hat eine Fläche von etwa 15,8 Hektar. Hierfür müssen jedoch der Flächennutzungsplan geändert und die betreffende Fläche als "Öffentliche Grünfläche mit Zweckbestimmung Friedhof" ausgewiesen werden.
Laut Bürgermeister Wilhelm Friedrich ist der Vertrag der Gemeinde mit der Forstverwaltung über den Friedhof durch das Innenministerium genehmigt. Derzeit liege er anderen Beteiligten zur Einsicht vor. Gemeinderat Dr. Edmund Wilhelm wollte den Vertrag auch sehen und dann über die Änderung des Flächennutzungsplans entscheiden.
Schritt für Schritt
"Wenn der Vertrag vorliegt, können wir unserer Vorstellungen einbringen", sagte auch der dritte Bürgermeister Roland Limpert. Man mache den zweiten Schritt vor dem ersten, zeigte sich auch der stellvertretende Bürgermeister Hermann Keßler überzeugt. Denn wenn der Vertrag nach der Änderung des Flächennutzungsplanes doch nicht zustande kommt, übernehme der Betreiber womöglich die Kosten nicht.
Er plädierte dafür, dass der Gemeinderat erst den Vertrag einsieht, um zu entscheiden. "Was hindert uns den Vertrag erst zu sehen, zu diskutieren und abzuklopfen", fragte auch Edmund Wilhelm. Bei einem Vertrag über 99 Jahre komme es doch nicht auf vier Wochen an. Bürgermeister Friedrich hingegen hat keine Bedenken. Er setzt auf das Ministerium, das seiner Meinung nach weiß, was solch ein Vertrag beinhalten muss. "In Bayern gibt es noch keinen Naturfriedhof. Wir wollen es so schnell wie möglich über die Bühne bekommen", erklärt er die Eile.
Kein Unikat in Bayern
Dass es der erste Naturfriedhof in Bayern ist, glaubt Edmund Wilhelm nicht. Denn bereits vor drei Wochen wurde in Prozelten im Landkreis Miltenberg darüber gesprochen, einen Ruheforst einzurichten. Jedoch sei dort die Stadt auch Eigentümerin des Waldes. Wilhelm befürchtet, dass auf die Gemeinde Folgekosten zukommen, sie aber keine Einnahmen hat. Laut Bürgermeister Friedrich flössen dem Betreiber zwar die Haupteinnahmen zu, die, je nach Lage, bei 500 bis 15 000 Euro pro Grabstätte liegen. Die Gemeinde erhält für ihre Verwaltungsarbeit aber einen Prozentsatz dieser Summe.
Nachdem die Mehrheit der Räte der Änderung des Flächennutzungsplanes zustimmte, stellte Edmund Wilhelm den Antrag, dem Gremium möglichst schnell den Vertrag vorzulegen. "Wir bemühen uns, diesen so schnell wie möglich zu bekommen. Ich weiß aber nicht, wann wir ihn definitiv vorlegen können", sagte Bürgermeister Friedrich.
Auch den Bebauungsplan "Fondsberg" für den Friedhof soll das Planungsbüro für angewandte Ökologie und Forstplanung aus Kassel aufstellen und die Forstverwaltung Rupboden bezahlen. Darauf habe man sich mit den Landratsamt verständigt, so Bürgermeister Friedrich.
Kritik am Vorgehen
"Es hieß doch, ein Bebauungsplan sei nicht nötig", erkundigte sich der dritte Bürgermeister Roland Limpert. "Bei einer Naturhecke wäre kein Bebauungsplan nötig gewesen", erläuterte Bürgermeister Friedrich. Jetzt soll jedoch ein Zaun um den Friedhof gebaut werden. Für Flächennutzungs- und Bebauungspläne trage die Gemeinde die Kosten, bis der Vertrag unterschrieben sei, sagte Hermann Keßler. "Wir stimmen hier ohne eine Einsicht in den Vertrag zu", macht er klar, dass er seine Aufgabe nicht im Abnicken des Tagesordnungspunkts sehe.
Kämmerer Gerhard Gunkel erklärte, dass die Forstverwaltung die Planung in Auftrag gebe und auch bezahle. Die Gemeinde könne die Beschlüsse parallel dazu fassen.
Edmund Wilhelm blieb aber hartnäckig. Man könne nicht über einen Bebauungsplan abstimmen ohne Einsicht in den Vertrag. Der vom Bürgermeister vorgeschlagene Zusatz "Nur wenn der Betreiber die Kosten trägt" verursachte auch bei Roland Limpert Bauchschmerzen. "Es geht hier nicht um Jahre, sondern um zwei bis vier Wochen", regte Edmund Wilhelm auch beim Bebauungsplan eine Verschiebung der Entscheidung an. Im Gegensatz zum Flächennutzungsplan schloss sich Bürgermeister Friedrich diesmal an. "Dieser Weg ist der glücklichere."