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Nebenfluss des Nebenflusses

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Nebenfluss des Nebenflusses

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    Nur ein Rinnsal: die Lauer im Quellort Oberlauringen.
    Nur ein Rinnsal: die Lauer im Quellort Oberlauringen. Foto: Foto: Britz

    Main und Meer steht ganz groß über dem Eingang der Kunsthalle in Schweinfurt. Hier findet noch bis Oktober die zu Recht viel gelobte Bayerische Landesausstellung 2013 statt. Schon während ich durch diese interessante und informative Schau schlenderte, fiel mir dazu spontan „Main und mehr“ als Arbeitstitel für meinen geplanten Artikel ein.

    Was wäre der 530 Kilometer lange Main schließlich ohne seine mindestens 300 Nebenflüsse und -flüsschen? Erst durch sie wird er zu dem respektablen Fluss, auf dem sogar große Fracht- und Passagierschiffe fahren können.

    Der sechstlängste deutsche Wasserlauf bliebe für immer ein kümmerliches Rinnsaal, ein Bach, der es vielleicht gar nicht bis zur Einmündung in den Rhein schaffen würde! Auch die eher unscheinbare, etwa 30 Kilometer lange Lauer liefert mit ihrem Wasser einen, wenn auch eher bescheidenen Beitrag dazu, dass dieser Fluss zu den großen und wichtigen in Deutschland gezählt werden kann.

    Allerdings muss das Lauer-Wasser zuerst noch einen Umweg über die Fränkische Saale nehmen. Nur durch das Wasser seiner vielen Nebenflüsse, von denen so gut wie jeder auch Nebenflüsse hat, kann der Main über den Rhein-Main-Donau-Kanal die Verbindung zwischen Rhein und Donau herstellen. Er ist damit sogar die Verbindung zwischen der Nordsee und dem Mittelmeer. Und unsere schöne Lauer, die sich idyllisch durch die Landschaft des Lauertals schlängelt, liefert einen kleinen Beitrag dazu.

    Über den Main selbst erfahren wir sehr viel in der Bayerischen Landesausstellung „Main und Meer“. So gut wie alle Aspekte werden beleuchtet, vom Umweltschutz über Fische bis Berufe am Fluss und „Wein am Main“ oder über die Verbindung zum Meer – aber nichts über die Nebenflüsse, die einen kleinen Bach in der Regel erst zum Fluss oder gar Strom machen. Die vielen Wasser-Lieferanten werden in der Ausstellung einfach ignoriert, so wichtig sie auch sind. Schade eigentlich, das wäre wohl ein paar Schautafeln wert gewesen.

    Unsere Lauer kann es natürlich nicht mit den großen Flüssen in Deutschland aufnehmen, sie ist ganz bescheiden und nur ein recht kleiner Fluss. Aber sie ist immerhin groß genug, dass sie eine so genannte Gewässerkennzahl bekommen hat, also eine Art Katalognummer im Register der deutschen Flüsse. Die für die Lauer lautet 2444.

    Hilfe beim Kinderwunsch

    Das Flüsschen entspringt in Oberlauringen aus dem „Storchenbrünnle“, das so heißt, weil dort eine Tafel mit einem Storch und der Inschrift „Lauerquelle“ angebracht wurde. Diese soll übrigens jungen Paaren beim Kinderwunsch helfen, sagt die Legende. Die Quelle liegt in 330 Metern Höhe über dem Meer.

    Die Lauer bringt es von der Quelle bis zur Mündung auf gerade einmal 30,3 Kilometer Länge und schlängelt sich größtenteils als weithin erkennbares grünes Band mit Büschen und hohen Bäumen an beiden Ufern durch das Lauertal entlang der Orte Stadtlauringen, Rothhausen, Maßbach, Poppenlauer, Brünn, Althausen, Münnerstadt, Burglauer und Niederlauer. Dieses nur an wenigen Stellen unterbrochene markante Band der Lauer ist nicht nur von der Straße aus gut sichtbar, sondern besonders gut im Internet per „Google Maps“. Dort lässt sich der Verlauf des Flusses aus der Vogelperspektive von der Quelle bis zur Mündung sehr gut verfolgen.

    Die Lauer mündet nach besagten gut 30 Kilometern schließlich 225 Meter über dem Meeresspiegel bei Niederlauer in die Fränkische Saale. Der Höhenunterschied von 105 Metern auf nur gut 30 Kilometer Flusslänge ist die Ursache für die relativ starke Strömung.

    Die Strecke durch das Lauertal ist ein beliebtes Teilstück des Fernradwanderweges zwischen der Rhön und den Hassbergen. Hier hat auch das Lied „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ noch seine Berechtigung, denn entlang der Lauer stehen mehrere wassergetriebene Mühlen, von denen die meisten noch in Betrieb sind.

    Brusthoch im Wasser

    Nur am Rande sei hier erwähnt, dass beim alljährlichen „Braveheart Battle“ immer Hunderte von Extremsportlern aus ganz Deutschland die im Frühjahr stets noch eiskalte Lauer durchqueren müssen und dabei brusthoch im Wasser stehen. Sie behalten die Lauer wohl in weniger guter Erinnerung.

    Und nicht zu vergessen: Die Lauer ist sogar Namensgeber des Autobahn-Parkplatzes „Lauertal“ östlich von Münnerstadt. Ein Schützenverein, eine Apotheke, ein FC-Bayern-Fanclub, eine evangelische Pfarrei, ein Reit- und Fahrverein, ein Gasthaus, ein Angelverein, um nur einige zu nennen, nennen sich nach dem Lauertal und damit nach der Lauer.

    Die Lauer ist zwar „nur“ ein Nebenfluss eines Nebenflusses des Mains. Doch auch sie kommt nicht ohne eigene Nebenflüsse aus. Hier die etwas größeren: Leinach in Oberlauringen direkt nach der Quelle, Bruchgraben und Geißler bei Stadtlauringen, Maß in Maßbach, Ransbach und Mittelgraben in Poppenlauer, Wannigsbach bei Brünn, Talwasser in Münnerstadt, Großer Holbachsgraben, Reichenbach und Lauerbachgraben bei Burglauer, Erbiggraben bei Niederlauer. Sie bilden zusammen ein Wassereinzugsgebiet von fast 300 Quadratkilometern. Die Lauer ist nur einer von mehr als 50 größeren und kleineren Nebenflüssen der Fränkischen Saale. Ingesamt gesehen, ist sie also Teil eines höchst komplexen, riesigen Flusssystems.

    Stellen Sie sich einmal vor, Sie werfen in Oberlauringen in die Leinach eine Flaschenpost. Diese landet dann sehr rasch in der Lauer. Von dort geht es weiter in die Fränkische Saale und von da in den Main. Bei Frankfurt nimmt der Rhein die Flaschenpost mit Ihren Grüßen auf und der trägt sie dann in die Nordsee und weiter geht es irgendwohin auf dem Ozean, weit weg in andere Erdteile. Natürlich immer vorausgesetzt, kein Wehr oder Kraftwerk hält die Flaschenpost auf. Das wäre doch eine schöne Illustration für die Ausstellung „Main und Meer“ gewesen. Schließlich bliebe, wie schon mehrfach gesagt, der große Main ohne die kleinere Saale, die noch kleinere Lauer und die vielen anderen Nebenflüsse und deren Nebenflüsse ein Nichts.

    Main-und-Meer-Serie: Im fünften Teil der Main-Post-Serie nehmen wir vom Ilgenbach im Kissinger Kaskadental Fahrt auf zur Landesausstellung „Main und Meer“ in Schweinfurt. Zu lesen ist dies am Samstag, 22. Juni, im Lokalteil Bad Kissingen.

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