Ein Energiewald aus Pappeln: Das Thema beschäftigt derzeit insbesondere die Wernarzer. Aber auch andere, hätte die Pappelplantage doch Vorbildwirkung für den Altlandkreis, wenn sie mit den vorgesehenen acht Hektar genehmigt würde. Ein Beispiel aus Hofheim im Landkreis Haßberge zeigt, dass so etwas durchaus möglich ist.
Wie berichtet, hatte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Bad Neustadt das Pappelprojekt des gebürtigen Wernarzers Dieter Gerlach abgelehnt.
Aus forstlicher und landwirtschaftlicher Sicht hatte es keine Bedenken gegeben. Entscheidend war aber die Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Bad Kissingen.
Dort argumentiert man, dass der Pappelwald das Landschaftsbild am prägenden offenen Hang stören könnte und Biotope gefährdet seien, hieß es von Doris Hupfer, Fachreferentin für Naturschutz. Dieter Gerlach hat nun gegen den negativen Bescheid Klage eingereicht.
Ein Leser dieser Zeitung meldete sich und nannte zum Vergleich einen Fall aus Hofheim. Dort genehmigte das AELF eine Pappelenergiewaldplantage auf drei Hektar Fläche. Der staatliche Naturschutz vor Ort gab sein Ja unter der Vorgabe, dass es eine Randbepflanzung mit Weiden geben solle. Warum sollte dies nicht in Wernarz möglich sein?
Nachgefragt bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landkreis Haßberge, die im oben genannten Fall ihr Einverständnis gab, heißt es, dass die Entscheidungen immer vom Einzelfall abhängen. Es sei zwar eher selten, dass das Aufforsten eines Energiewaldes komplett abgelehnt werde. Dennoch gebe es nachvollziehbare Gründe, das Anpflanzen zu untersagen, zum Beispiel, wenn es sich um landschaftsgeschützte Flächen handle. Auch die Größe des Gebiets spiele eine wichtige Rolle.
Thomas Schoenwald, Jurist im Landratsamt Bad Kissingen: „Grundsätzlich ist bei uns die Anpflanzung eines Energiewalds natürlich möglich.“ Erst kürzlich sei einem Antragsteller aus Modlos die Genehmigung erteilt worden, auf einer kleineren Fläche Pappeln als Energieholz anzupflanzen. Aber dies müsse an einem Standort passieren, an dem es verträglich sei.
Das ist laut Doris Hupfer auf den acht Hektar bei Wernarz nicht der Fall. In der Rhön seien Freiflächen besonders schützenswert. Schönwald: „Nicht jeder Eigentümer kann mit seiner Fläche das umsetzen, was er gerne möchte.“
Natürlich spiele bei den Überlegungen der Unteren Naturschutzbehörde eine Rolle, ob die Nutzung zur Gewinnung von regenerativen Energien beitrage. In der waldreichen Gegend um Bad Brückenau sei aber prinzipiell genügend Holz vorhanden, das man für Hackschnitzel verwenden könne. „Ist es da wirklich nötig, dass man eine künstliche Aufforstung betreibt?“ Offen sei die Behörde für Gespräche mit Gerlach.
Hupfer schließt nicht grundsätzlich aus, dass das Anpflanzen einer Pappelplantage auf einer kleineren Fläche möglich wäre. Für Gerlach ist diese Aussage neu, sagt er auf Nachfrage dieser Zeitung. Er hätte sich über konstruktive Gespräche mit der Behörde gefreut, stattdessen sei „eine pauschale Ablehnung des Projekts“ im Briefkasten gewesen.
Dabei sei er gerne bereit, sachliche Argumente auszutauschen, „zumal mir selbst der Naturschutz sehr am Herzen liegt“. Einen Kompromiss, beispielsweise eine verringerte Fläche für seinen Energiewald, hält Gerlach für möglich.