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BAD BRÜCKENAU: Per Bus durch den Tarif-Dschungel

BAD BRÜCKENAU

Per Bus durch den Tarif-Dschungel

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    Tarif-Wirrwarr: Wer mit Bahn und Bus nach Bad Brückenau anreist, kann bei den Fahrpreisen manchmal ganz schön durcheinanderkommen.
    Tarif-Wirrwarr: Wer mit Bahn und Bus nach Bad Brückenau anreist, kann bei den Fahrpreisen manchmal ganz schön durcheinanderkommen. Foto: Foto: Steffen Standke

    Dieter Weber aus Bad Brückenau ist ein großer Freund des öffentlichen Nahverkehrs. Und als solcher nutzt er häufiger die Buslinie 8113 nach Bad Kissingen, um per Bahn weitere Ziele in Deutschland anzupeilen. Dabei muss er zwangsläufig in den Tarifdschungel eintauchen – der ihm dann prompt Streiche spielt. So jedenfalls schildert es Weber in einem Leserbrief.

    Bisher war Dieter Weber auf der Linie 8113 folgendes gewohnt: „Eine Fahrkarte, die im Reisebüro ausgestellt wurde, wies den Beginn der Fahrt in Bad Brückenau aus, das Ziel der Reise war dann beispielsweise Passau, Nürnberg oder München. Diese galt im Bus nach Bad Kissingen und darüber hinaus für weitere Bus- oder Zugverbindungen.“

    Diese Tarifverbundmöglichkeit sei mittlerweile beendet worden. Man habe Weber gesagt, dass auf dieser Strecke keine Schienenfahrausweise mehr akzeptiert würden. Eine Nachfrage im Gemündener Verkaufsbüro der zuständigen Omnibusverkehr Franken GmbH ergibt: Weber hat recht. Eine Mitarbeiterin der Verkehrsgesellschaft, die vor allem Orte mit Bahnhöfen anfährt, bestätigt, dass Bahntickets mit hinzugebuchten Busfahrkarten auf der Linie 8113 nicht akzeptiert werden.

    Das Gemeine daran: Ein weit gereister Fahrgast der Bahn, der in Bad Kissingen aussteigt, um per Bus weiter nach Bad Brückenau zu kommen, darf die Strecke noch mal bezahlen. Und das, obwohl er das schon an seinem Abfahrtsort – per Internet oder Fahrkartenautomaten – getan hat.

    Einen Hinweis, dass Schienenfahrausweise im Bus nicht gelten, findet er nirgends. So darf der Fahrgast noch einmal 5,30 Euro zusätzlich löhnen.

    Dass Schienenfahrausweise bis vor kurzem auch auf der Linie 8113 galten, kann das Verkaufsbüro in Gemünden übrigens nicht bestätigen. Doch Dieter Weber besitzt einen fünf Jahre alten Brief von der OVF an ein örtliches Reisebüro. Darin die Mitteilung, „dass auf der Strecke Bad Brückenau-Bad Kissingen Schienenfahrausweise anerkannt werden.“ Dies, so Weber, habe bis vor wenigen Monaten gegoltenen. Offensichtlich ein Versehen, das nun korrigiert wurde.

    Noch verrückter wird es, bezieht man die Buslinie 8056 von Bad Brückenau nach Jossa in die Betrachtung ein. Dort werden Schienenfahrausweise laut Verkaufsbüro anerkannt.

    Alte Vereinbarungen

    Dafür ausschlaggebend ist, dass zwischen den beiden Orten immer noch Schienen liegen. Denn, so heißt es beim Verkaufsbüro, für diesen Parallelverkehr von Bus und Eisenbahn gebe es alte Vereinbarungen zwischen Verkehrsgesellschaft und der damaligen Deutschen Bundesbahn über Ausgleichszahlungen.

    Die seien noch gültig. Dass auf den Gleisen seit 23 Jahren kein Personenzug mehr regelmäßig gefahren ist und die Schienen zugewuchert sind, spielt keine Rolle. Nach Bad Kissingen hat es nie eine Bahnstrecke gegeben – und daher keine Verträge.

    Die Bahnfahrkarten von Würzburg sowohl nach Jossa als auch Bad Kissingen kosten normal jeweils 11,70 Euro. Bucht der Fahrgast am Automaten oder im Internet zum Tripp nach Jossa die Busverbindung auf der 8056 nach Bad Brückenau dazu, bezahlt er 13,60 Euro. Mit BahnCard-Ermäßigung lässt sich der Preis um bis zu 50 Prozent drücken. BC-100-Besitzer fahren kostenlos.

    Kauft er dagegen Zugfahrkarte und Busticket extra, kommt er teurer. Zu den 11,70 Euro gesellen sich 3,65 Euro für die Busfahrt. Auch im Bus wird die BahnCard anerkannt, drückt den Preis auf 2,75 Euro.

    Von Bad Kissingen aus wird es extra im Bus gebucht sogar billiger als beim Normalpreis. Zu den 11,70 Euro Bahnfahrt kommen 5,30 Euro für den Bus, ermäßigt 3,95 Euro. Bahn und Bus vor der Fahrt zusammen gebucht, ergibt laut Online-Preisauskunft 20,70 Euro. Und es fehlt die Garantie, dass der Fahrschein anerkannt wird. Ein Feldversuch am Brückenauer Bahnhof zeigt, dass die Busfahrer wegen der vielen Tarife selbst nicht wissen, was sie anerkennen müssen und was nicht.

    Das Tarifgeflecht kurzfristig zu entwirren, ist unwahrscheinlich. Doch Michael Scheder, Nahverkehrsbeauftragter im Landkreis Bad Kissingen, sieht Chancen im Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken (vvm). Dem gehören Stadt und Landkreis Würzburg sowie der Landkreis Kitzingen an. Über Main-Spessart wird noch verhandelt; für Stadt und Landkreis Schweinfurt, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen wird ein Gutachten erstellt.

    Scheder glaubt, dass sich das Problem Schienenfahrausweise mit dem vvm erledigt. Bis dahin bleibt Dieter Weber kaum mehr, als energisch gegen den Tarifdschungel zu protestieren. Vielleicht wird er den Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags anschreiben.

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