Bürgermeister Karlheinz Kickuth ist es nicht viel anders ergangen als den unmittelbar Betroffenen. Die Nachricht von der geplanten Schließung des Schaeffler-Werks in Elfershausen traf ihn völlig unvorbereitet. „Ich verstehe die Welt nicht mehr“, sagte er in einer ersten Reaktion.
Zuvor hatte Kickuth aus der Erfahrung seiner eigenen Kontakte mit dem Unternehmen heraus bestätigt, was auch Arbeitnehmervertreter berichtet. Schaeffler habe in den vergangenen Jahren und bis vor kurzem namhaft in den Standort investiert. Erst vor wenigen Wochen sei in seiner Anwesenheit die Produktion des hundertmillionsten Federbeinlagers gefeiert worden. Mit Stolz darüber, dass sich dieses Produkt aus Elfershausen in jedem 15. Fahrzeug auf der Welt befinde. Und jetzt das.
Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann, Witwe des Unternehmensgründers und Miteigentümerin, sei eine soziale Person, sagt Kickuth und fragt sich, ob sie „überhaupt weiß, was mit dem Werk Elfershausen passiert.“ Er werde deshalb in nächster Zeit das Gespräch mit ihr suchen.
Für den Erhalt des Standorts Elfershausen einsetzen wird sich nach Kickuths Worten auch die regionale Politik. Landrat Thomas Bold habe angekündigt, das Thema bei einem Gespräch, das er am Donnerstag mit Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hatte, vorzubringen. Auch die Abgeordneten der Region in Landtag und Bundestag würden einbezogen. Kontakt aufnehmen will Kickuth zudem mit Betriebsrat und Werksleitung vor Ort in Elfershausen.
Klaglos hinnehmen wird auch die Arbeitnehmervertretung die angekündigte Schließung nicht. Michael Walter, Vorsitzender des Betriebsrats im Werk Elfershausen, legt sich aber noch nicht fest, was und wann von Seiten der 280 Beschäftigten geschieht. Zunächst wolle der Betriebsrat sehen, wie ernst es dem Unternehmen mit der Umsetzung der Ankündigung ist. Sollte es bei den Plänen bleiben, wäre das aus Walters Sicht durchaus ein Bruch mit der bisherigen Kultur im Unternehmen.
Schließlich gebe es seit 2006 eine 2011 verlängerte Beschäftigungs- und Standortsicherungsvereinbarung des Arbeitgebers mit den Mitarbeitern. Diese schreibe bis Ende 2020 in Elfershausen eine Beschäftigtenzahl von „300 bis minus zehn Prozent“ fest. Die Beschäftigten leisten im Gegenzug zusätzlich zu 35 tariflichen Wochenstunden unentgeltlich fünf Arbeitsstunden pro Woche. Bislang sei man gewohnt gewesen, „dass Management und Familie“ sich stets an solche Vereinbarungen hielten. Wenn das jetzt anders werde, habe das einen Vertrauensverlust zur Folge, der auch an den anderen Standorten des Unternehmens aufmerksam registriert wird.
Der Betriebsrat, so Walter, könne zudem keinerlei Grund für den Einschnitt in Elfershausen erkennen. Wie Kickuth berichtet er, das Unternehmen habe vor Ort investiert. Die Rede ist im Unternehmen von mehr als zehn Millionen Euro. Zudem, sagt Walter, haben sich der Standort von den wirtschaftlichen „Kennzahlen her positiv entwickelt“.
Vom Unternehmen ist auf Nachfrage wenig Konkretes zu den Plänen zu erfahren. Die wirtschaftliche Lage der Sparte Industrie im Unternehmen mache es erforderlich, die Produktionsstrukturen neu auszurichten. In diesem Zusammenhang sei auch Elfershausen auf den Prüfstand gestellt worden. „Mit dem Ergebnis, dass die Verlagerung der Produktionskapazitäten und Arbeitsplätze im Rahmen des Gesamtkonzepts als unausweichlich erscheint.“
Dass es die vertragliche Vereinbarung zur Beschäftigungs- und Standortsicherung gibt, bestätigt ein Sprecher es Unternehmens. Man müsse aber sehen, ob die Rahmenbedingungen dafür „noch gegeben sind.“