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OBERWILDFLECKEN: Reiseführer für neue Mitarbeiter

OBERWILDFLECKEN

Reiseführer für neue Mitarbeiter

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    Der Nachwuchs spielt bei Paul & Co eine wichtige Rolle: Das zeigt die Öffnung des Unternehmens für Aktionen wie den Girls-Day. Und das fand jetzt das Interesse des Gremialausschusses der IHK.
    Der Nachwuchs spielt bei Paul & Co eine wichtige Rolle: Das zeigt die Öffnung des Unternehmens für Aktionen wie den Girls-Day. Und das fand jetzt das Interesse des Gremialausschusses der IHK. Foto: Foto: Sebastian Schmitt-Mathea

    (seb) Wie wird sich die betriebliche Ausbildung in der Zukunft gestalten? Mit dieser Frage hat sich der Gremialausschuss Bad Kissingen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt in seiner Frühjahrssitzung bei Paul & Co in Oberwildflecken beschäftigt.

    Personalleiter Gerardo del Rio Romero stellte die Strukturen des weltweit agierenden Familienunternehmens vor und erläuterte, dass sich in Oberwildflecken der Hauptsitz der hülsenproduzierenden Werke der Kunert-Gruppe befindet – mit vielen zentralen Funktionen, wie Marketing, Vertrieb, Controlling, Entwicklung, Forschung und Qualitätsmanagement.

    „Interkulturelle Kompetenz“ spiele im Rahmen der Ausbildung eine große Rolle bei Paul & Co. Weltweit arbeiten 1800 Menschen unter dem Dach der Kunert-Gruppe zusammen, da sei es unabdingbar, mindestens zwei Sprachen zu beherrschen und kommunikative Fähigkeiten zu entwickeln. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, hat Paul & Co vor gut einem Jahr ein Ausbildungsmanagement ins Leben gerufen, das neue Impulse gibt.

    Patricia Link und Julian Gundelach, Ausbildungsbeauftragte der Abteilungen Arbeitsvorbereitung und Papiereinkauf, stellten die vier Säulen des Ausbildungsmanagements vor: innerbetrieblicher Unterricht, Ausbildungsplan, Beurteilung und Organisationsmappe. Derzeit gibt es bei Paul & Co in Oberwildflecken 34 Azubis. Am Standort Soest sind es vier, am Standort Wedderstedt fünf und am Standort Peiting drei.

    Unterricht im Unternehmen

    Die Ausbildung stützt sich auf erfahrene Ausbilder, die zum Teil auch Prüfer der IHK sind. Gemäß Rahmenlehrplan der IHK durchlaufen die Azubis alle Abteilungen und arbeiten aktiv mit. Darüber hinaus wird betriebliches Fachwissen – vor allem aus dem Bereich der Papierverarbeitung – beim innerbetrieblichen Unterricht von Fachleuten des Unternehmens vermittelt.

    Die Dozenten sind Experten in ihrem Tätigkeitsbereich und arbeiten ehrenamtlich in der Ausbildung, um jungen Mitarbeitern Know-how zu vermitteln. Dieser innerbetriebliche Unterricht wird im ersten Ausbildungsjahr durchgeführt. Im zweiten Ausbildungsjahr werden Exkursionen in die Zweigwerke der Kunert-Gruppe und andere Unternehmen der Branche durchgeführt, um den Blick über den Tellerrand hinaus zu ermöglichen. Im dritten Lehrjahr werden die Azubis auf die Prüfung vorbereitet.

    Im Ausbildungsplan, der zweiten Säule des Ausbildungsmanagements, wird die Reihenfolge der Abteilungen festgelegt, welche die Azubis kennenlernen müssen. In den einzelnen Abteilungen des Unternehmens gibt es jeweils einen Ausbildungsbeauftragten, an den sich die Lehrlinge wenden können.

    Bei der dritten Säule Beurteilung und Bewertung werden Stärken und Schwächen der Azubis festgestellt. Doch die Bewertung ist keine Einbahnstraße. Die Lehrlinge selbst bewerten die Ausbildung in der Abteilung und damit die Qualität der Vermittlung von Können und Wissen ebenfalls. Dabei soll es keineswegs um Sympathie oder persönliche Kritik gehen, sondern um eine offene und ehrliche Meinung, die dazu beiträgt, Verbesserungspotenziale in den Abteilungen offen zu legen.

    Wenn Azubis bei Paul & Co beginnen, erhalten sie eine „Orga-Mappe“, in der alle notwendigen Informationen zusammengefasst sind, die neue Mitarbeiter brauchen, um sich im Unternehmen zurechtzufinden. Wie ein Reiseführer für den Urlaub, dient die Orga-Mappe einem Auszubildenden als Wegweiser.

    Wettbewerb um Azubis

    Hans Dengel, IHK-Bereichsleiter für Berufsausbildung, zeigte sich von dem neuen Ausbildungsmanagement bei Paul & Co angetan. Er rechnet damit, dass schon in wenigen Jahren in Deutschland ein harter Wettbewerb zwischen den Unternehmen beginnen werde, wenn es darum gehe, qualifizierten und motivierten Nachwuchs für Lehrstellen zu bekommen.

    Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse war in Mainfranken zwischen 2003 und 2008 angestiegen war – von 10 114 auf 11 802. Bedingt durch Wirtschaftskrise und Kurzarbeit, sank sie 2009 auf 11 772. Auch heuer wird ein leichter Rückgang erwartet. Dengel machte deutlich, dass die Zahl der Bewerber um Ausbildungsplätze seit zwei Jahren rückläufig ist, was einfach damit zusammenhänge, dass von den Schulen weniger Absolventen kommen.

    Von den Hauptschulen werden in diesem Jahr rund zehn Prozent weniger Schulabgänger als im vergangenen Jahr erwartet. „Die Eltern wollen den höchstmöglichen Schulabschluss für ihr Kind“, so Dengel. Er betrachtet die Bemühungen bei Paul & Co um eine möglichst umfassende und gründliche Ausbildung als wichtig. „Sie haben hier etwas aufgebaut, das ihnen in den nächsten Jahren noch von Nutzen sein wird.“ Personalleiter del Rio sagte, dass die Ausbildung bei Paul & Co bedarfsorientiert erfolge.

    Ziel: Lehrlinge in der Firma halten

    Wenn es Auftragslage und Qualifikation der Azubis zulassen, werden die Lehrlinge im Unternehmen weiterbeschäftigt: „Das ist zu 99,9 Prozent unser Ziel. Die Ausbildung ist kein Selbstzweck.“

    Josef Wilhelm, wissenschaftlicher Referent des Präsidenten der Universität Würzburg, regte an, die Kooperationen zwischen Uni und Unternehmen auszubauen. Gerade in naturwissenschaftlichen und informationstechnischen Studiengängen hätte die Uni „eine Menge für Unternehmen zu bieten“.

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