Wenn eine Mezzosopranistin auf eine Mundart-Combo trifft, werden die Gäste Zeugen eines Musikspektakels. So geschehen in der mittlerweile zur Kulturgaststätte avancierten „Grünen Au“ in Motten.
Unterschiedlicher können die Entertainer kaum sein: Marianne Blum im dunklen Anzug und im Abendkleid mit Stöckelschuhen. Die Rhöner Säuwäntzt in Cordhose, Leinenhemd und Holzschuhen. Dass sich Gegensätze anziehen und man damit erfolgreich sein kann, bewies die Premiere Blums mit den Rhöner Säuwäntzt aus dem hessischen Lütter.
Blum war an die Front gekommen, in die Außenstelle Motten, um die Bürger fit zu machen für das groß angelegte Bildungsprojekt „Hochdeutsch für Plattsprachler“. Umsetzen wollte sie das Musikprojekt gemeinsam mit den Rhöner Säuwäntzt.
Die Band ließ sich jedoch von der Hochsprache Blums und deren Fremdensprachenkenntnissen kaum beeindrucken. Den Text von „Theo spann den Wagen an“ konterte die Gruppe mit „Dheo schbann de Köh on“. Nicht nur bei diesem Lied siegte an diesem Abend das Rhöner Platt über das Hochdeutsche. „Wir sind die Kapelle, die die Probleme der Menschen anspricht“, sagen die Rhöner Säuwäntzt über sich.
Und wenn man die mitbekommen will, muss man sich ganz schön konzentrieren, um dem Rhöner Platt folgen zu können. Zum Beispiel dem Text des Lieds, das in Anlehnung an die Fernsehsendung „Bauer sucht Frau“ gemacht wurde und dabei helfen soll, will man in der Rhön „e Madi o'schwadz“: „Hei, du, bu kömmsd denn du her?“
Das „Rhöner Gesundheitslied“ besang den Wind, der auf der Wasserkuppe und manchmal auch auf der Mottener Haube bläst. Als Florian Silbereisen der Rhöner Säuwäntzt brillierte Martin Caba bei dem mit Gefühl interpretierten Text des Liedes „Schwartemagen“.
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, kommentierte Marianne Blum die sprachlichen Fertigkeiten des Mundartsängers, bevor sie und die Band sich auf die musikalische Gemeinsamkeit konzentrierte, den Blues. „Blue suede shoes“ rockte Blum, von den Säuwäntzt-Musikern mit Waschbrett, Ukulele und Mundharmonika begleitet. Dann gab Marianne Blum den Versuch auf, dem Hochdeutschen in der Rhön zum Durchbruch zu helfen und überließ den Säuwäntzt das Ruder. Die sorgten noch einmal für „Party“ und präsentierten dem Publikum eine musikalische Mischung der Oberkrainer mit Wolfgang Petry. Auch wenn das Hochdeutsche unterlag, die Premiere Marianne Blums mit den Rhöner Säuwäntzt ist gelungen. Das bewiesen die Sängerin und die Musiker nicht zuletzt mit der Zugabe „Sex Machine“ von James Brown.