Am 9. Mai werden der Campingplatz Rhönperle und das davor stehende Gebäude Am Schmelzhof mit Laden und Wohnungen zwangsversteigert. Das hat das Amtsgericht Schweinfurt noch einmal bestätigt. Indes ist ein Gastwirt Leidtragender der unschönen Sache geworden, der eigentlich gar nichts mit ihr zu tun hat.
Kuno Jahn ist momentan nicht sehr glücklich. Er betreibt die Rhönperle in Kothen. Nur ist das nicht der Campingplatz, der im Rahmen der Zwangsvollstreckung versteigert werden soll. Es ist die benachbarte gleichnamige Gaststätte.
Doch diese Tatsache führt bei Geschäftspartner und Gästen offensichtlich zu Verwirrung. „Wird Eure Gaststätte auch versteigert?“, sei er zuletzt häufig gefragt worden. Es sei gar soweit gegangen, dass er bei der Warenbestellung gefragt wurde, wie er denn gedenke zu bezahlen.
Weniger Gäste
Was für Kuno Jahn schlimmer wiegen dürfte: Die Zahl der Gäste im Gasthof Rhönperle ist merklich zurückgegangen. Er begründet das mit der Anzahl der Besucher, die dem Campingplatz den Rücken gekehrt haben. Aber auch damit, dass sein Unternehmen zuletzt mit dem Campingplatz in Verbindung gebracht wurde.
„Schlimm“, findet Jahn das. Er leitet den Familienbetrieb mit Gaststätte und Pension gemeinsam mit Frau Ingrid seit mehr als 40 Jahren. Die erst im Januar verstorbene Gudrun Hain, einst gemeinsam mit ihrem Mann Betreiberin des benachbarten Zeltplatzes und des Dorfladens Herch, war seine Schwägerin. Deswegen falle es ihm jetzt nicht leicht, an die Öffentlichkeit zu gehen.
Dass sein Gasthof mit der Zwangsversteigerung in Zusammenhang gebracht wird, schiebt Jahn überwiegend auf Medienberichte. Dort sei von „Versteigerung des Wirtschaftsgebäudes“ berichtet worden.
Der Gastwirt glaubt, dass das zu Missverständnissen bei Lesern geführt habe. Jahn fürchtet, dass sich ein negativer Ruf auch bei Gästen aus der weiteren Region ausbreitet und vor allem das in seinem Gaststättengebäude befindliche Irish-Pub Cinn Mhara leidet. Sohn Andreas hatte es erst vor einem Jahr eröffnet.
Bei der Zwangsversteigerung des Nachbar-Areals kommen das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Hain mit sanitären Einrichtungen für den Campingplatz im Keller unter den Hammer. Im Erdgeschoss befindet sich der Lebensmittelladen, der seit Januar geschlossen ist. Versteigert werden auch der Campingplatz selbst mit Freizeitgebäude, Badesee und Spielplatz.
Ob es schon Interessenten gibt, war beim Hauptgläubiger Archon Group Deutschland GmbH mit Sitz in München nicht zu erfahren. Das werde sich erst unmittelbar bei der Versteigerung zeigen.
Die Immobilienfirma bietet das Gelände für 385 000 Euro an; der Verkehrswert liegt bei 550 000 Euro. Laut Gesetz dürfen Objekte bei der ersten Versteigerungsrunde nicht für weniger als 50 Prozent ihres Verkehrswert verkauft werden.
Begründer des gesamten Areals war einst Rudolf Herch. Er errichtete eine Tankstelle, Laden und unter dem Namen „Rhönperle“ Gaststätte, Pension und Campingplatz mit Badesee. Er verstarb 1976 und hinterließ das Erbe seinen Nichten, den Schwestern Ingrid und Gudrun. Ingrid übernahm den Gast- und Pensionsbetrieb, Gudrun den Campingplatz mit Badesee und ließ das Wohn- und Geschäftshaus errichten.