"Ich wollte schon immer nach Zeitlofs zurück", erklärt der 44-jährige Geschäftsmann. 1993 legte er in Eckarts den Grundstein seiner Firma. "Mit einer Schreibmaschine im Esszimmer", schmunzelt seine Frau Erika. Ullrich vertrieb von Eckarts aus Industrietechnik und Arbeitsschutz wie Handschuhe, Masken, Brillen, Kleidung, Gehörschutz und Betriebsmittel für Firmen.
Er kauft direkt beim Produzenten ein und gibt die Artikel an den Kunden weiter. Ohne Zwischenhändler werden die Produkte günstiger. Die Waren sind international: Pakistan, Frankreich, Belgien, Holland, Polen und Deutschland. Seine Zielgruppe findet sich nicht nur in der Großindustrie, bei Mittelständlern und Handwerksbetrieben. Er legt großen Wert darauf, dass auch der Heimwerker bei ihm einkaufen kann.
Schutz für Roboter
Ullrich ist aber nicht nur ein guter Verkäufer. Als er noch als Industriemeister für Kunststoff- und Kautschukverarbeitung bei einer Lohnlackiererei in Fulda tätig war, löste er ein diffiziles Problem. "Ständig sind in der Lackiererei die Roboter ausgefallen, da der Lacknebel den Gelenken zugesetzt hat", erzählt er. "Warum haben die Menschen Schutzanzüge an, die Roboter aber nicht?", fragte er sich und begann zu entwickeln. Er schneiderte für seine damalige Firma den Prototypen einer Schutzhülle für Computer gesteuerte Roboter und testete sie.
Der Erfolg gab ihm Recht und die Idee ging dann zu Hause auf der Nähmaschine im Wohnzimmer in Produktion. Mundpropaganda und Weiterempfehlungen sorgten für Aufträge und es wurde schließlich eng in Eckarts.
Erika und Richard Ullrich mussten sich nach größeren Räumlichkeiten für die neu gegründete Firma umsehen. Die fanden sie im alten Bahnhof in Bad Brückenau. Die im ersten Jahr gemieteten 240 Quadratmeter mussten sie bald auf 600 Quadratmeter aufstocken. Denn bald schon reichten Lager-, Schneide-, Aufenthalts- und Büroräume nicht mehr aus. Neben dem Verkauf von Naturhaus-Farben kamen schließlich noch Seminare hinzu, die Richard Ullrich für Firmen und Bauherren anbietet. "Viele Produkte sind erklärungsbedürftig und entfalten ihren Nutzen erst durch die richtige Anwendung", erklärt der Fachmann.
Mehr Mitarbeiter
Und auch die Zahl der Mitarbeiter stieg. Neben seiner Frau Erika stiegen auch Sohn Dominik und dessen Frau Kristina mit ein. "Die Örtlichkeit war nicht optimal", erklärt der Geschäftsmann. Die Räume waren verwinkelt und die internen Abläufe gestalteten sich nicht so wie gewünscht. Man hätte in das gemietete Objekt investieren müssen. Doch das wollte das Paar nicht. "Ich wollte immer zurück nach Zeitlofs", so der gebürtige Trübenbrunner. Da kam die günstige Gelegenheit mit der ehemaligen Druckerei Schneider. Das Gebäude samt Wohnhaus sollte versteigert werden. Ullrich nutzte die Chance und setzte sich mit dem Insolvenzverwalter Hanselmann in Verbindung.
Man wurde sich einig und der Kauf ging im Juni vergangenen Jahres über die Bühne. Am 1. Oktober begannen die Renovierungsarbeiten. Jetzt stehen dem Familienbetrieb 700 Quadratmeter Gewerbefläche auf zwei Etagen zur Verfügung. Außerdem fünf Garagen als Palettenlager. Und diese Fläche ist nötig.
Denn neben den Naturhaus-Farben bietet das Unternehmen auch Maler- und Wandfarben, Holzschutzlasuren und Bodenbeschichtungsprodukte für den Innen- und Außenbereich an. Ihre Schutzhüllen schicken die Ullrichs mittlerweile in die ganze Welt. Unter anderem zu einer mexikanischen Firma, die mittels Laser Kunststoff schneidet. Dafür müssen die Schutzhüllen sogar Salzsäuredampf stand halten. Richard Ullrich kennt für jeden Zweck das richtige Material. Hierfür investiert er Zeit und Geld in die Weiterentwicklung. "Vorsprung durch Qualität", ist Ullrichs Motto.
Seine Kunden sind in der Holzverarbeitung zu finden, in der Automobilindustrie (Airbus, Mercedes, VW), bei der Firma Dürr, einem großen Roboterhersteller für Lackiertechnik, und bei Kawasaki-Robots. In München unterhält Ullrich eine ständige Ausstellung. Und auch bei einer Messe vom 16. bis 19. Mai ist er vor Ort. Prototypen oder Kleinserien nähen die Ullrichs mit zwei weiteren Mitarbeitern vor Ort. Für Großserien vergeben sie die Aufträge nach Polen.
Die Firma steht auf vier Säulen: Eigenproduktion der Roboterschutzhüllen, technischer Großhandel für Lackierzubehör und Betriebsmittel, die Naturhaus Farben sowie die Farben und Lacke im Werksverkauf. Es ist der Spagat zwischen Naturprodukten und der Technologie, die Richard Ullrich Spaß macht. "Jetzt verkaufe ich einem Privatmann einen Pinsel und im nächsten Moment sind meine Roboter-Schutzhüllen beim Bau der Ariane-Rakete für den Flug zum Mond beteiligt."
Am Samstag, 29. April, laden die Ullrichs zu einem Tag der offenen Tür in ihre neuen Räume ein. Von 9 bis 16 Uhr kann man sich aus- führlich informieren.