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Rotkohl, Klöße, Fragezeichen

Bad Brückenau

Rotkohl, Klöße, Fragezeichen

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    "Ich hätte 250 bis 300 Gänse mehr verkaufen können", seufzt Heinle. Aber das, was noch in seinen Kühlräumen lagert oder noch auf der umzäunten Wiese neben seinem Hof herum läuft, sei bereits lange vorbestellt worden. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

    Grund für diese plötzlich Markt-Lücke: Die Hühner-Grippe, die zu Jahresanfang nicht nur Berufs-Geflügelzüchter, sondern auch die Hobbyhalter mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen und Vorschriften einschränkte und auch in natürliche Abläufe eingriff.

    Weswegen gerade die Hobby-Halter, die mit ihren Gänsen sonst einen beachtlichen Teil der Nachfrage bedienten, diese Weihnachten weitest gehend als Lieferanten ausfallen. Wer sonst bei ihnen kaufte und nun nicht leer ausgehen will, ohne zu ausländischem Gefrier-Geflügel zu greifen, sucht nun beinahe verzweifelt bei kleineren Profi-Züchtern wie Heinle nach frischen deutschen Gänsen fürs Fest.

    Mit drastischer Wirkung, denn der Markt ist wie leer gefegt. Heinle musste sogar schon solche Stammkunden mit leeren Händen nach Hause schicken, die zwar regelmäßig kurz vor dem Fest auf seinen Hof kommen und eine Gans kaufen, aber eben nicht vorbestellt haben. "Da hat schon mancher gesagt: ,Wie kannst du denn bloß meine Gans verkaufen, ich komm' doch jedes Jahr'", bedauert Heinle. Und zieht mitfühlend die Schultern hoch: Aber was nicht reserviert sei, könne er nun mal nicht zurück halten. Zumal es auch Jahre gegeben habe, in denen er vierzig, fünfzig Gänse übrig behielt.

    Eine Haupt-Ursache des jetzigen Engpasses war womöglich die mindestens achtwöchige Pflicht zur Stallhaltung zu Jahresbeginn, die die drohende Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus unter Wassergeflügel verhindern sollte. Was insbesondere für Kleintierzüchter Konsequenzen hatte: "Wenn die Tiere vom Freiland in den Stall kommen, dann brüten die nicht", erklärt Bernhard Olbrich vom Kleintierzuchtverein Oerlenbach und Umgebung. "Es wurden ja auch keine Küken verkauft - das ist ein Komplett-Ausfall von acht Wochen", sagt der Geflügel-Halter.

    Und auch Dr. Richard Roider vom Staatlichen Veterinäramt in Bad Kissingen bestätigt: "Die Kleintierhalter sind in der Hinsicht relativ dünn besetzt, das sieht man an den Ausstellungen." An der Anzahl der bundesweit bestellten Ringe, mit denen Kleintierzüchter ihre Tiere kennzeichnen, wird das Ausmaß deutlich: Es seien so etwa 80 Prozent weniger, schätzt Kleintierzüchter Olbrich.

    Das gewaltige Manko kann auch jemand wie Heinle nicht abfangen, der im Frühjahr so viele Küken wie immer eingestellt hat. Schon vor Wochen hat der Geflügel-Züchter reagiert und treuen Kunden per Brief angekündigt, dass es eng werden kann, übrigens auch mit Enten. Wenigstens Weihnachtsgockel und Pute könne er in einem begrenzten Umfang abgeben, aber auch hier sei Eile geboten, heißt es in dem Brief.

    "Mit einer Früh-Reservierung bis zu einem Jahr im Voraus passiert so was nicht", sagt Heinle. Aber irgendwie ist er sich fast sicher, dass mancher, der zwar wisse, dass er Weihnachten eine Gans oder Ostern eine Ente haben wolle, die Vorbestellung verbummeln wird. Mit den gezeigten Konsequenzen.

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