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RIEDENBERG: Schlichte Trauer

RIEDENBERG

Schlichte Trauer

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    Pieta: Skulptur des Bildhauers Ludwig Kraus, die dessen Neffe Joachim Hartling, für den Friedhof gestiftet hat.
    Pieta: Skulptur des Bildhauers Ludwig Kraus, die dessen Neffe Joachim Hartling, für den Friedhof gestiftet hat. Foto: Foto: J. Kellermann

    (jok) Im Anschluss an einen Gottesdienst zu Mariä Geburt segnete Pastoralreferent Bernhard Hopf die Pieta des Bildhauers Ludwig Kraus, die künftig die Aussegnungshalle auf dem Friedhof ziert. Gestiftet hat sie Joachim Hartling, der Neffe des Künstlers.

    Nach der Messe zogen die Besucher durch den Friedhof zur Aussegnungshalle. Hopf stellte das Kunstwerk vor – eine Pieta aus Birnenholz geschnitzt, in einem warmen Farbton. Zeitlos sei diese Pieta gestaltet, reduziert auf das Wesentliche. So könne sich jeder darin wieder finden. Die Arbeiten von Ludwig Kraus, so Hopf, seien geprägt gewesen von seinen persönlichen Erfahrungen im Krieg und der Auseinandersetzung mit Aussagen der Kunst in einer Zeit des Umbruchs nach dem Krieg, der Suche nach einer „neuen Welt“.

    Kraus sei kein Nachahmer im Stil eines anderen gewesen. Seine Werke hätten eine sehr persönliche Ausprägung und damit ganz eigene Aussagekraft. Hopf baute einen Text in die Gestaltung der Feier ein, in dem der Künstler zu Lebzeiten Stellung zur Kunst bezogen hatte.

    Nach der Segnung der Pieta, die nun ihren Platz in Riedenberg gefunden hat, sprach er den Wunsch aus, dass diese Skulptur alle mitnehmen möge auf dem Weg der Verwandlung. Bürgermeister Dr. Römmelt dankte im Namen der Gemeinde für das Kunstwerk. Vielleicht könne diese Pieta bei Beerdigungen Hilfe für die Trauernden bedeuten.

    Ein sehr gerührter Joachim Hartling dankte für den bewegenden Gottesdienst und die feierliche Segnung. „Meine Eltern liegen inzwischen hier auf diesem Friedhof – auch aus diesem Grund denke ich, es ist ein guter Platz.“

    Der Künstler, Ludwig Kraus, wurde 1922 als drittes von fünf Kindern in Würzburg geboren, wo er die Schule besuchte und dann eine Lehre im Schneidergeschäft der Eltern machte. 1937 nahm er Zeichenunterricht, 1941 wurde er zum Militär eingezogen. Erkrankt, begann er im Lazarett wieder zu zeichnen. Er bekam sogar ein Stipendium, doch der Krieg verhinderte den Beginn eines Studiums. Nach dem Krieg kam er nach Würzburg zurück, wo er Arbeit fand. Aber bereits 1945 ging Kraus als Schüler zu Bildhauer Fried Heuler nach Veitshöchheim.

    Ein Jahr später begann er ein Studium an der Akademie für bildende Kunst im München. In dieser Zeit besuchte er auch Vorlesungen von Romano Guardini über Religionsphilosophie, die ihn stark prägten. Kraus kehrte 1951 wegen der Erkrankung des Vaters nach Würzburg ins elterliche Geschäft zurück. 1952 heiratete er seine Frau Dagmar. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor.

    Kraus legte 1953 die Meisterprüfung ab und wagte mit einem Mode-Atelier den Schritt in die Selbstständigkeit. 1964 ging er als Modedesigner für einen Konfektionsbetrieb in die Schweiz. Die Freizeit galt seiner Kunst. Das künstlerische Schaffen von Ludwig Kraus umfasst Bildhauer- und Bronzearbeiten, Zeichnungen und Aquarelle. Im Mittelpunkt stand mehr und mehr der Mensch. Kraus suchte in seinen Darstellungen Einfachheit und Harmonie. 1977 übernahm er eine Professur, ab 1980 arbeitete er als freischaffender Bildhauer und Maler. 1985 heirate er seine zweite Frau Ludmilla.

    Sie war es, die nach dem Tod des Künstlers am 5. Juni 1996 in Thal in der Schweiz daran ging, dessen Vermächtnis zu erfüllen. Es war der Wunsch von Ludwig Kraus gewesen, dass die Pieta aus Birnenholz an einem der Öffentlichkeit zugänglichen Platz in Unterfranken steht.

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