Jahrelang stand es leer; jetzt tut sich was im Haus Bischofsheimer Straße 27 in Wildflecken. Handwerker sind fleißig dabei, das Innere umzugestalten. Hausinhaberin Gerlinde Kraus möchte im April dort ein Buchcafe eröffnen.
Die Wände sind kahl, die Fußböden schmutzig. Überall liegen Baumaterialien, stehen Werktische und eine Leiter. Bücher sind Fehlanzeige.
Noch ist nicht viel zu sehen von dem kleinen, gemütlichen Buchcafe, das Gerlinde Kraus in ihrem Haus plant. Immerhin: Die Stuckdecke mit klassischen Leuchtern, ein Sessel und ein kleines Sofa geben einen Vorgeschmack auf die künftige Atmosphäre. Letztere wurden erst kürlich hineingestellt, sind aber noch unter Schutztüchern verborgen. Erst im April sollen sie enthüllt werden.
Dann will Kraus ihr Projekt der Öffentlichkeit präsentieren. Es wird „Schroeders Buchcafe“ heißen: „Es soll Anziehungspunkt werden für alle, die an Literatur und Kultur interessiert sind. Nicht nur aus Wildflecken, sondern auch aus der Umgebung“, sagt Kraus. Deswegen soll man dort nicht nur Bücher lesen und kaufen können. Geplant sind Literaturabende und auch Kammerkonzerte.
Standbein Internet-Buchhandel
Große Kultur also im eher beschaulichen Wildflecken. Kann so etwas gut gehen? Wirtschaftlich stützt sich Kraus auf einen Internet-Buchversand, die Schroeder-Verlagsbuchhandlung mit Sitz in Mühlheim am Main.
Die promovierte Historikerin hatte einst mit der Gründung eines Antiquariats für Bücher aus verschiedenen Themengebieten begonnen. Grundlage waren mehrere Tausend Bände ihrer eigenen Bibliothek, die sie für ihre Studien meist aus anderen Antiquariaten im Internet erworben hatte. Im Juni 2006 wurde das Antiquariat um den Schroeder-Verlag erweitert. Beides firmiert nun unter dem Namen der Verlagsbuchhandlung.
Der Name des Cafés entstammt einer einfachen Geschichte. Kraus' Sohn brachte einmal einen kleinen Hund in die Familie mit – und nannte ihn kurzerhand Schroeder. Der Name begleitet seitdem die Unternehmungen der Mutter.
Frühere Volksbank
Für Gerlinde Kraus ist die Eröffnung des Buchcafes eine Rückkehr zu den Wurzeln. Denn im Haus Bischofsheimer Straße 27 wohnte ihr Vater Hans Kraus. Nach seinem Tod im Jahr 2003 übernahm seine Tochter die Räume.
Bekannt war das Gebäude jahrelang als Sitz der Volksbank. Doch 1998 zog das Kreditinstitut aus, baute an anderer Stelle neu.
Bis zur voraussichtlichen Eröffnung im April wird sich im ehemaligen Schalterraum noch einiges tun. Momentan sind Gustav Rahm und seine Mitarbeiter von der Firma Inko aus Schönau (Kreis Rhön-Grabfeld) mit dem Innenausbau beschäftigt. Unter anderem müssen Wände gestrichen, Leisten geklebt werden.
Bücherregale müssen von Mühlheim am Main nach Wildflecken transportiert werden: „Da werden noch einige Umzugslaster fahren müssen“, sagt Kraus.
Der Marktgemeinderat beschäftigte sich in seiner Sitzung am Dienstag mit Kraus' Antrag auf Nutzungsänderung der lange leer stehenden Räume. Laut Bürgermeister Alfred Schrenk nur eine verwaltungstechnische Formalie.