Wie schwierig es bisweilen sein kann, in Münnerstadt einen geeigneten Standort für eine Betriebserweiterung zu finden, zeigen die Bemühungen von Martin Schmitt. Schon seit einigen Monaten plant Schmitt, der eine Standort-Vertretung der Firma „Colorworks“ gegründet hatte, zu expandieren.
Arbeitet er jetzt noch von zu Hause aus, will der Unternehmer eine Werkstatt mit Geschäftsraum und Lagerhallen errichten. Im Gespräch mit der Main-Post erzählt Schmitt von Kontakten nach Luxemburg, monatelanges Warten auf Rückrufe und einer Flurnummer, die schließlich doch Bewegung in die Sache bringt.
Im vergangenen Jahr hatte Schmitt bei der Stadt wegen des leer stehenden Gebäudes am Schindberg angefragt, das sich ein Getränkemarkt eine Schlecker- und eine Kik-Filiale geteilt hatten. Dort verwies man ihn an eine luxemburgische Adresse, mit der er allerdings nichts anzufangen wusste, sagt Schmitt im Gespräch mit der Main-Post. Anschließend nahm er Kontakt mit Günter Köth auf, der Grundstücke in der Umgebung besitzt. Der verwies Schmitt an ein Büro in Dortmund. Dieses, so stellte sich heraus, verwaltet die Grundstücke einer luxemburgischen Investorin, zu denen unter anderem auch besagtes Gelände am Schindberg zählt. Die Investorin sei allerdings nur zum Verkauf bereit, wenn er auch noch das benachbarte ehemalige Lidl-Gebäude erwerben würde, vermieten könne sie es aber einzeln, erfuhr Schmitt. Beide Optionen kamen für ihn nicht in Frage.
„Die Stadt würde es gerne sehen, wenn Bewegung in das Gewerbegebiet kommt“, sagt Bruno Rolof, Fachbereichsleiter für das Bauwesen. Allerdings habe man dort keinen Einfluss. Die Stadt bot Schmitt schließlich noch ein Grundstück im Gewerbegebiet Hörnau und in Seubrigshausen an. Beide Angebote schienen ihm nicht geeignet, da der in Münnerstadt wohnende Unternehmer seinen Arbeitsplatz schnell und flexibel erreichen und mit seinem neuen Geschäft auch vermehrt Laufkundschaft anlocken will. Das sei bei beiden Standorten nicht gegeben, findet er.
Das ideale Grundstück für ihn liege zwischen dem Netto-Markt und dem Getränkemarkt entlang der Bahnstrecke, so Schmitt weiter. Eigentümer der Fläche ist die Deutsche Bahn. Er habe den zuständigen Sachbearbeiter in Schweinfurt kontaktiert, so Schmitt. Der war allerdings nicht zu erreichen, ein Kollege nahm den Anruf entgegen. Ihn habe er um einen Rückruf gebeten, wenn der Sachverständige wieder verfügbar war. „Das ist jetzt rund vier Monate her – eine Antwort gab es nicht“, sagt Schmitt. Weitere Anrufe folgten, so der Unternehmer, keiner habe den Hörer abgenommen. E-Mails, in denen er sein Anliegen formulierte, seien unbeantwortet geblieben.
Hilfe im Bürgerbüro
Im Bürgerbüro der Stadt konnte man Martin Schmitt schließlich weiterhelfen, dort erhielt er Kopien der Standortpläne und die Flurnummer. Ein weiteres Schreiben an die Deutsche Bahn mit diesen Angaben folgte, und „prompt kam ein Rückruf“, so Schmitt. Ein Mitarbeiter versicherte ihm, man werde sein Anliegen prüfen, bis Ende September könne er aber mit einer Antwort rechnen.
„Was geprüft wird, weiß ich nicht“, sagt Schmitt. Zudem erklärte die Bahn, für das seit Jahren brach liegende Grundstück gebe es weitere Interessenten. Bruno Rolof bestätigte, dass es immer sehr schwierig sei, bei der Bahn einen Ansprechpartner zu finden. Von Interessenten für das Grundstück habe die Stadt keine Kenntnis, lediglich vor zwei Jahren habe es eine Anfrage gegeben, ein Möbelhaus sollte errichtet werden.
Etwas Kopfzerbrechen bereitet Schmitt der dort seit Jahren ansässige Getränkemarkt. Das Grundstück der Bahn erstreckt sich vom Nettomarkt bis wenige Meter vor den Bahnhof, der Markt steht also auf einem Teil der Fläche, die sein Interesse geweckt hat. Schmitt hofft nun, dass die Bahn das Grundstück in Parzellen verkauft, sodass er nur das von ihm benötigte Areal bezahlen muss. Sollte die Bahn nur die Fläche vom Netto- bis zum Getränkemarkt anbieten, gibt es eine Käufergemeinschaft. Das Grundstück sei für ihn der „absolut ideale Standort in Münnerstadt“. Der Getränkemarkt sei aber „in keinster Form von Interesse“, betont Schmitt.
Müsste er das gesamte Grundstück plus Getränkemarkt erwerben, dann „lass ich die Finger davon“. Nach einer telefonischen Nachfrage der Main Post meldete sich die Bahn wieder bei Schmitt, Inhalt der Nachricht: Sein Fall werde geprüft.