(hub) Zu einer Informationsveranstaltung über das Thema „wohnortnahe Gesundheits- und Hausarztversorgung“ mit Dr. Alfred Dahinten, hausärztlicher Internist (Münnerstadt), hatten die Freien Wähler (FW) Münnerstadt in den Winkelmann-Saal geladen.
Gut 20 zumeist ältere Personen waren zu dem Vortrag gekommen. Die Aufgabe des Staates sei es, diese Daseinsvorsorge sicherzustellen, betonte auch stellvertretender Vorsitzender Dieter Schölzke. „Die Freien Wähler lehnen die Amerikanisierung unseres Gesundheitssystems mit Leistungseinschränkungen ab, bei dem nur anonyme Großinvestoren Kasse machen.“
„Die ständigen Reformen im Gesundheitswesen und Kürzungen der Krankenkassen führen früher oder später zu einem Sterben der Hausarztpraxen“, sagte Dr. Alfred Dahinten. Das werde gerade im ländlichen Raum zur Katastrophe. Er spreche auch im Einvernehmen mit seinen Kolleginnen und Kollegen in Münnerstadt und den Stadtteilen, betonte er.
Der Weg führe hin zu anonymen Medizinischen Versorgungszentren. Auf dem Weg dorthin stünden die Hausärzte im Weg und sollen durch gezielt gesundheitspolitische Rahmenbedingungen und Maßregelungen aus dem Weg geräumt werden. Das gelte ebenso für niedergelassene Fachärzte an kommunalen Krankenhäusern. Dahinten erläuterte den Geldfluss in den gesetzlichen und privaten Krankenkassen und die Arbeit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Sie verteilt die Gelder (rund 240 Milliarden Euro). Durch die Pflichtmitgliedschaft der Ärzte in der KV sei es möglich, sie zu reglementieren.
In diesem Zusammenhang mahnte er die Würde der Patienten in verschiedenen Kliniken (Rhönklinikum) an, die zum Teil keine eigene Küche mehr betreiben, das Essen von einer Cartering-Gesellschaft aus Frankfurt/Main beziehen. Der Hausarzt aber bekomme für jeden Patienten 45 Euro im Vierteljahr, egal wie oft dieser in seiner Praxis erscheint oder der Arzt ihn zu Hause besucht.
Wenn er die Situation dieser Großfirmen auf dem Kliniksektor betrachte, so Dahinten, befürchte er, dass die niedergelassenen Hausärzte in den nächsten Jahren aussterben.
Dazu trügen zusätzliche Verwaltungsarbeiten bei, die zur Pflicht gemacht werden und schwer auf den Praxen lasten. Geplant seien so genannte Polikliniken (wie in der ehemaligen DDR), Multifunktionszentren in größeren Städten. Die Folge sei: keine Hausbesuche und keine wohnortnahe Versorgung mehr, stattdessen eine so genannte Call- Beratung am Telefon. Klar zu erkennen sei eine Verflechtung zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung mit der Politik und den Gesundheitskonzernen, so der Arzt. In dieser misslichen Lage planen viele Ärzte, ihre kassenärztliche Zulassung zurückzugeben, damit die KV keinen Zugriff mehr auf ihre Arbeit hat. Dann aber seien viele Patienten nicht mehr ausreichend versorgt. Es laufe alles auf Privatpatienten hinaus, so Dahinten.
Rund 8000 bayerischen Ärzten stehe das Wasser bis zum Hals. In diesem Zusammenhang erinnerte er auch daran, das mit dem Verschwinden der Hausärzte zigtausende Arzthelferinnen ihren Arbeitsplatz verlieren.