Fast mutet diese Geschichte amerikanisch an: Angefangen hat alles vor weit über zehn Jahren. Sein Beruf als Fischwirt brachte es mit sich, dass Dotzel auch bei Wind und Wetter an seinen Teichen arbeiten musste. Oft kam er tropfnass und durchgefroren bis auf die Haut nach Hause. Auf der Suche nach einer regenfesten und warmen Bekleidung, die er auch in seinem Angelshop verkaufen konnte, stieß er eines Tages in einem Fachgeschäft für Berufskleidung in Nürnberg auf eine Jacke der Firma Sioen.
Und weil Dotzel die Qualität der Kleidung überzeugte, steckte er sich 20 000 Mark in die Tasche, klemmte sich hinter das Steuer seines Autos und fuhr nach Belgien. In Ardooie, dem Sitz der Firma Sioen, staunte man nicht schlecht über den Mann aus Poppenlauer.
"Ich war der erste Einzelhändler, der dort vor der Türe stand, um Ware zu kaufen", erinnert sich Dotzel. Denn bis zu diesem Zeitpunkt, man schrieb das Jahr 1992, pflegte das rund 6000 Mitarbeiter starke Familienunternehmen ausschließlich geschäftliche Kontakte zu Industrie-Kunden, wie dem Roten Kreuz oder der Lufthansa, die die Berufskleidung natürlich in riesigen Stückzahlen orderten.
Und so musste denn Dotzel von jeder Jacke, jeder Hose, ja sogar von jeder Größe 100 Stück kaufen. Weil er die natürlich nicht alle selbst an den einzelnen Mann bringen konnte, ging er vom heimatlichen Poppenlauer aus auf die Suche nach anderen Angel-Fachgeschäften, die ihm einen Teil der grüne Ware abnahmen, wie die Kleidung auch genannt wird.
Im Laufe der Jahre intensivierte sich der Kontakt mit der belgischen Firma, auch wenn man dort mit dem Namen und der Lage von Dotzels Heimatort schon ein wenig Probleme hatte. "Where the hell is Popp . . . ", wollte die Junior-Chefin nicht nur einmal von Dotzel wissen.
Mitte der 90er Jahre entschied man sich dann in Belgien, die Palette weiterzuentwickeln und die Eigenmarke Baleno ins Leben zu rufen, mit der Hilfe von Dotzel. "Die hatten zwar das richtige Material, wussten aber nicht, was man im Outdoor-Bereich braucht", sagt der Geschäftsmann. Nur relativ kurze Zeit wurden Großhändler eingeschaltet, bald schon entschied man sich in Ardooie, ein eigenes Vertriebsnetz für Fachhändler in Deutschland und Österreich aufzubauen. "Den Auftrag habe ich dann erhalten", kommentiert Dotzel lapidar den entscheidenden Wendepunkt in seinem beruflichen Leben.
Von da an ging es nämlich steil bergauf. Ein Erfolg, der aber auch hart erarbeitet werden musste. "Im ersten Jahr bin ich 80 000 Kilometer gefahren", erinnert sich Dotzel an das Jahr 1997. Seine Frau bearbeitete unterdessen zu Hause die eingehenden Bestellungen und kümmerte sich um den Angelshop. Unzählige Klinken hat er, im Bemühen die Marke einzuführen, bei Fachhändlern im ganzen Bundesgebiet geputzt, deren Adressen er aus Angel-Fachzeitschriften wie "Blinker" hatte. "Die Resonanz war sehr gut", freut er sich noch heute über seinen beruflichen Sechser im Lotto.
Bis 2003 hatte Dotzel auf seiner Ochsentour 400 Kunden in ganz Deutschland und Österreich gewonnen. 2002 war noch die skandinavische Marke Pinewood mit Hemden und Untersachen dazugekommen, seit 2003 vertreibt er zudem Tretorn-Stiefel. Außerdem kam noch Slowenien zum Verbreitungsgebiet dazu. Fünf Mitarbeiter sind für Dotzel mittlerweile unterwegs, die Zahl der Kunden hat sich auf rund 550 erhöht. Wenn das so weitergeht, wird man wohl in Belgien nicht mehr lange fragen "Where the hell is Popp. . . ".