Die Strom-Dachständer in Weißenbach sind Bürgermeister Wilhelm Friedrich ein Ärgernis. Weil E.ON diese bislang nicht entfernt hat, verweigerte der Bürgermeister vor kurzem auch die Zustimmung zu einer Maßnahme des Energieversorgers. Dieser wollte im Stockbergweg in Weißenbach eine Stromleitung zur Zwischenstation der neuen Gastrasse verlegen.
„Seit einem Jahr gibt es in ganz Weißenbach Erdverkabelung“, weiß Kämmerer Gerhard Gunkel. Die Dachständer seien deshalb nicht mehr nötig. Weil sie aber noch nicht abgebaut sind, stocken in Weißenbach die Baumaßnahmen der Feuerwehr. Das zumindest sagt Bürgermeister Friedrich. Denn seit zwei Jahren schon möchte die Feuerwehr den Hof vor ihrem Neubau pflastern. Das geht aber nicht wegen der alten Schule nebenan. Denn diese möchte die Gemeinde abreißen. Und das kann erst geschehen, wenn die Dachständer von den Dächern entfernt sind.
Schon 2011 sei der Gemeinde von E.ON der Abbau zugesichert worden, sagt Friedrich. Auch habe man versucht, den Abbau der Dachständer mit der Zustimmung zur Verlegung von Stromkabeln voranzutreiben, was allerdings auch nicht zum Ziel geführt habe. In einem Schreiben habe E.ON mitgeteilt, dass der Abbau von Dachständern derzeit nicht die oberste Priorität habe, sondern Netzausbaumaßnahmen zur Einspeisung von erneuerbaren Energien.
Allerdings bot E.ON in den Schreiben auch an, dass bei Dachausbaumaßnahmen im Einzelfall ein vorgezogener Abbau der Dachständer geprüft werde. „Einen konkreten Termin für den Abbau des nicht mehr zur Versorgung benötigten Freileitungsnetzbereichs können wir derzeit aber nicht nennen“, zitiert Friedrich weiter aus dem Schreiben.
Verhandlungen seit einem Jahr
Die Gemeinde Zeitlofs hatte mit der Überlandwerk AG Fulda (ÜWAG) im März 2011 einen neuen Konzessionsvertrag unterzeichnet. Formal läuft dieser seit dem 17. Oktober 2011 (wir berichteten). Bis zur Übereignung an die ÜWAG ist E.ON verpflichtet, den Betrieb des Netzes sicherzustellen. Die Verhandlungen begannen vor etwa einem Jahr. Das sei aber nicht unüblich, da ein Netzübernahme eine komplexe Angelegenheit sei, erklären die Mitarbeiter von E.ON und ÜWAG.
Allerdings: „Im vorliegenden Fall haben wir noch keinen Verhandlungsstand erreicht, um eine belastbare Prognose zum voraussichtlichen Ende der Verhandlungen abgeben zu können“, sagt Fritz Wilhelm von der ÜWAG. Das Zeitlofser Netz ist nicht das einzige, das E.ON der ÜWAG als neuem Konzessionspartner übereignen muss. So werden künftig auch die Gemeinden Aura im Sinngrund, Fellen, Obersinn und Mittelsinn von ÜWAG versorgt.
Eine baldige Übernahme des Netzes ist nach Ansicht von Günter Jira von E.ON nicht in Sicht. „Es gibt bestimmte Leitungen, die E.ON zur Versorgung anderer Gemeinden braucht und die die ÜWAG gerne hätte“, erklärt Jira. Das Entflechten des Netzes sei technisch sehr komplex. Auch eine Einigung des Kaufpreises sei nicht in Sicht, würde das Angebot der ÜWAG an Enteignung grenzen. „Die Vorstellungen der ÜWAG sind weit entfernt von den Vorstellungen der E.ON“, beschreibt Jira das Problem. Die letzten Verhandlungen habe die ÜWAG ergebnislos abgebrochen.
Dass die Freileitungen in Weißenbach noch nicht entfernt wurden, sei laut Jira kein böser Wille, weil das Netz weggeben wurde. Derzeit hätten aber andere dringende Netzarbeiten wegen des EEG Priorität. „Wir sind nicht in der Lage eine Firma zu finden, die noch Kapazitäten frei hat.“
Dass durch die Dachständer auf der alten Schule in Weißenbach die Feuerwehr mit der Hofpflasterung blockiert wird, das war Jira bisher nicht bekannt: „Wir wollen keine Baumaßnahmen behindern.“ Er sichert nun zu, die Angelegenheit zu prüfen. Im Ausnahmefall könnten in dem betroffenen Straßenzug die Dachständer entfernt werden. Voraussetzung ist jedoch, dass alle Häuser an die Erdverkabelung angeschlossen sind. Bislang würden von zehn Hausbesitzern aus Weißenbach die Rückmeldungen fehlen. Mit diesen will man sich nun in Verbindung setzen.