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MÜNNERSTADT (FB): Von adeligen Bankrotteuren und Wirren des Mittelalters

MÜNNERSTADT (FB)

Von adeligen Bankrotteuren und Wirren des Mittelalters

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    Dr. Johannes Mötsch referierte im Henneberg-Museum über das Verhältnis der Grafen von Henneberg/Röhmhild und Münnerstadt. Museumsleiterin Katja Schenkenberger hatte den Direktor des Staatsarchivs Meiningen eingeladen.
    Dr. Johannes Mötsch referierte im Henneberg-Museum über das Verhältnis der Grafen von Henneberg/Röhmhild und Münnerstadt. Museumsleiterin Katja Schenkenberger hatte den Direktor des Staatsarchivs Meiningen eingeladen. Foto: FOTO Ferdinand Betzer

    Die Henneberger benannten sich erstmals 1069 nach der Burg Henneberg unmittelbar an der Grenze zwischen Thüringen und Unterfranken auf einem Höhenzug, der die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten von Werra und fränkischer Saale bildet. Angehörige des Geschlechts konnten wenig später die Ämter eines Burggrafen von Würzburg und eines Vogtes des Hochstifts Würzburg erwerben und gehörten damit zu den Spitzen der Grafen in Franken.

    Zur Sicherung ihres zahlreichen Besitzes zwischen dem Rennsteig, dem Grabfeld und der Rhön bauten sie sich um 1100 in Münnerstadt eine Talburg. Sie führte schnell bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts zu einer bereits umwehrten Kleinstadt mit eigenem Marktrecht. Im Jahre 1244 wird ein erster Deutschordensherr der von Graf Poppo VII von Henneberg gegründeten Ordenskommende bezeugt. Dr. Günther Wölfing berichtet in seiner „Geschichte des Henneberger Landes“ (1992), dass das 770 erstmals urkundlich als agrarische Siedlung erwähnte Münnerstadt bereits 1279 als Stadt bezeugt ist und ein städtisches Siegel hatte. Auch ein Bürgermeister (consul) sowie Schultheiß und Schöffen (scabini) seien bereits 1292 erwähnt. Schon 1274 habe „halb Münnerstadt“ zum Streubesitz der Henneberger gehört.

    Die weitere Entwicklung führte schließlich dazu, dass die städtischen Rechte und Funktionen durch königliche Privilegien offiziell bestätigt werden mussten. Im Falle der Lauerstadt geschah das durch Graf Berthold VII von Henneberg-Schleusingen (1284-1340), der als Berater von Kaiser Ludwig dem Bayern erreichen konnte, im gleichen Jahr wie Schmalkalden und Fladungen seiner Stadt Münnerstadt 1335 das Stadtrecht zu übertragen.

    Zerfall der Regierung

    Mit dem Vortragsthema „Die Grafen von Henneberg-Römhild und Münnerstadt“ setzte sich nun Dr. Johannes Mötsch besonders auseinander. Ausgangspunkt war der Zerfall der einheitlichen Regierung und die mehrfache Teilung des gemeinsamen Besitzes und Herrschaftsbereiches der Henneberger auf einzelne Linien.

    Das Jahr 1274 hatte nach der Hauptteilung zu drei Linien geführt: Henneberg-Schleusingen, Henneberg-Hartenberg und Henneberg-Aschach. Die Linie Hartenberg war bereits 1378 ausgestorben und schon einige Zeit davor bankrott. Es gab sogar kostenträchtige kriegerische Auseinandersetzungen mit den Anverwandten. Nach Erbfolgen in der Schleusinger Linie kam ein Graf von Württemberg zum Beispiel in den Besitz einer Hälfte von Münnerstadt, die er 1354 an den Bischof von Würzburg verkaufte.

    Ein Nachkomme aus der Linie Aschach, später Hartenberg/Römhild, konnte 1434 zusammen mit Schloss und Amt Aschach mit einer Pfandleihe die Würzburgische Hälfte Münnerstadts wieder übernehmen und war damit bis 1483 alleiniger Stadtherr, um die Stadt als südlichen Vorposten der Henneberger zu halten.

    Finanzielle Krise

    Die weitere Hälfte befand sich bereits seit 1274 im Besitz der Aschacher. Aus dieser Linie kamen später Philipp als Bischof von Bamberg (1475-1487) und Berthold als Erzbischof von Mainz (1484-1504). Nach erheblichen Aufwendungen für Schlossbau und Ausbau in Römhild und einer Erbteilung unter den Grafen Berthold und Albrecht verschärfte sich die finanzielle Krise dieser Linie, die mit dem Tod beider Brüder 1549 erlosch.

    Unmittelbar davor 1548/49 war auch die Linie Römhild bankrott. Die Schleusinger Vettern schlossen 1555 mit den Herzögen von Sachsen (Wettinern) einen Vertrag, der diesen gegen Übernahme aller Schulden die Erbfolge nach dem absehbaren Ende des Hauses Henneberg zusicherte.

    Mötsch schilderte mit Beispielen die Bereiche des bedeutenden Grafengeschlechts, die deren Lebensräume und wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Möglichkeiten nachfühlbar darstellten. Er meinte, die Linie Henneberg/Aschach, dann Hartenberg, habe durch den Bau des erstmals 1392 erwähnten Schlosses, die Errichtung eines Stifts und den Neubau der Pfarrkirche ihre Residenz nach Römhild verlegen wollen.

    Münnerstadt war nur Nebenresidenz, aber auch bevorzugter Wohnsitz für einzelne Angehörige der Familie. Die Besitzverhältnisse hätten einen weiteren Ausbau verhindert. Für einen weiteren Hinderungsgrund hält er, dass der Stadtherr, für die damalige aktuelle Situation verständlich, keine Verfügung über die Stadtkirche hatte. Die Beherrschung der Schrift war lange ein Privileg der Geistlichkeit, der Landesherr auf die Klöster und Kirchen angewiesen. In Münnerstadt war aber die Kirche auf nicht absehbare Zeit in den Händen des Deutschen Ordens.

    Aufwändige Hofhaltung

    Dr. Mötsch hatte bereits früher die zahlreichen Namen der in der Stadt nachweisbaren Burglehen in Münnerstadt vorgestellt, die ebenso wie die recht aufwändige Hofhaltung der Linie Henneberg-Römhild mit deren baulichen Investitionen und ihrer Ausstattung erhebliches Geld erforderten. Ein gräflicher Hof sei immer auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor gewesen und direkt und indirekt der größte Arbeitgeber in seinem Bereich.

    Zeitvertreib des Hofes sei die Jagd gewesen, die wesentlichen Reisen die Wallfahrten in das Heilige Land, wo zum Beispiel der der Römhilder Linie zuzurechnende Minnesänger Graf Otto von Botenlauben, Kissingen, als bekanntester Adeliger aus dem deutschen Sprachraum durch Heirat Zugang zur Aristokratie des Königreichs Jerusalem finden konnte. Die erheblichen Kosten dieses Lebens konnten aus dem Herrschaftsgebiet nach der Entwicklung der städtischen Verfassungen, ihrem Kleinadel und ihren eigenen Strukturen für den Landesherrn nicht mehr erwirtschaftet werden. Sie hatten auch zum Untergang der Römhilder Linie geführt.

    Dr. Mötsch sei, so Museumsleiterin Katja Schenkenberger bei ihren Dankesworten, als Direktor des Staatsarchivs Meiningen und Vorsitzender des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins, der in Münnerstadt seinen fränkischen Sitz hat, dazu berufen, die Henneberger Grafen und die Jahrhunderte langen Verbindungen in Erinnerung zu halten. Unter den knapp 100 Zuhörern waren diesmal nicht nur viele Gäste aus der Umgebung, sondern auch Münnerstädter.

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