Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bad Kissingen
Icon Pfeil nach unten
Münnerstadt
Icon Pfeil nach unten

POPPENLAUER: Von der Anstalt zum modernen Kindergarten

POPPENLAUER

Von der Anstalt zum modernen Kindergarten

    • |
    • |
    Die alte Kinderbewahranstalt in Poppenlauer auf einer Postkarte.
    Die alte Kinderbewahranstalt in Poppenlauer auf einer Postkarte. Foto: FOTO Privat

    1905 war der Johannis-Zweig-Verein gegründet worden mit der Zielsetzung, eine „Kleinkinderbewahranstalt mit Krankenpflege in hiesiger Gemeinde“ ins Leben zu rufen. Der Verein hatte damals 72 Mitglieder. Das Startkapital betrug 610 Mark, schreibt Pfarrer Manfred Finger in seiner Chronik.

    1907 war der Rohbau des Kindergartengebäudes fertig gestellt. Der Baupreis betrug 9430 Mark. Fast 8000 Mark mussten aufgenommen werden. Dafür bürgte der damalige Lehrer Georg Hein. Am 3. Januar 1909 wurde das Anstaltsgebäude feierlich eingeweiht. Das hieß damals Betreuung der Kleinkinder, eine Nähstube und die häusliche Krankenpflege.

    Kindergarten für alle

    Mit dem Tag der Einweihung nahmen zwei Erlöserschwestern aus Würzburg ihre Arbeit auf: Schwester M. Designata und Schwester M. Madelberta. Die Erlöser-Schwestern waren bis zum 15. September 1992 in Poppenlauer tätig. Es war damals der einzige Kindergarten im Ort, der für alle Kinder von Poppenlauer offen war. Ebenso war es mit der Nähstube und der Krankenpflege.

    Heute leitet Romana Müller die Einrichtung. Die quirlige Mutter zweier Kinder verkörpert quasi selbst ein Stück Kindergartengeschichte. Als kleines Kind ging sie selbst dorthin, absolvierte hier ein Praktikum vor dem Besuch der Fachakademie für Sozialpädagogik in Münnerstadt. Seit 2007 leitet sie den Kindergarten.„Das war immer mein Traum“, sagt die Erzieherin, die jetzt in Großbardorf wohnt.

    40 Kinder besuchen derzeit die Einrichtung, die sich seit September vergangenen Jahres als „offener Kindergarten“ versteht. Das bedeutet, das die Buben und Mädchen vom großen Gruppenraum aus nach Lust und Laune und vorheriger Abmeldung andere Zimmer im Gebäude, wie den Turnraum, das Werkzimmer oder das Höhlenzimmer mit gemütlicher Kuschelecke aufsuchen können. Zwischen einem und acht Jahre alt sind die Kinder, die von insgesamt fünf Fachkräften (Inge Bernhard, Anja Suckfüll, Simone Denner und Christine Güth) betreut werden.

    Wenn auch Um- und Anbauten das Gesicht des Gebäudes verändert haben, an die alte Zeit erinnert noch über der Eingangstür zum Gruppenraum die Tafel mit dem Namen von Romanus Eußner. Er machte im Frühjahr 1913 von Amerika aus eine Spende über 1000 Mark. Später vermachte er testamentarisch nochmals eine Spende.

    Unentbehrliche Schwestern

    Interessant die Statistik von 1926, aus der hervorgeht, dass die Schwestern weit mehr Aufgaben zu erfüllen hatten als die Kinderbetreuung. Zehn ganze und 81 halbe Nachtwachen, 27 halbe Tagespflegen an 87 Kranken, weiter 696 Besuche und 27 Dienstleistungen. Den Kindergarten besuchten 88 Kinder, die Handarbeitsschule 23 Mädchen. Während des „Dritten Reiches“ hatte der Trägerverein zu leiden. Die politische Gemeinde kürzte ihren jährlichen Zuschuss von 200 Mark um die Hälfte, und das Bezirksamt Bad Kissingen zahlte ab 1935 nichts mehr.

    Lebensmittelspenden

    Die Lage der Schwesternstation war teilweise so angespannt, dass die Bevölkerung um Lebensmittelspenden gebeten wurde. Erst nach der Währungsreform stabilisierte sich die Lage. In dieser Zeit war auch die Hilfe und Unterstützung der Krankenschwester sehr gefragt. Im Vergleich zu 1925/1926 waren die Dienstleistungen um das Fünf- bis Sechsfache gestiegen.

    Auf den 5. August 1971 fiel die Umbenennung in Sankt-Georgs-Verein. Im Jahr 1977 wurde Waltraud Schreiber als Kinderpflegerin eingestellt. Sie arbeitete mit Schwester Leonora zusammen und war die erste Angestellte des Vereins, die keine Ordensschwester war.

    Ihr folgte Dagmar Schnabel (Großwenkheim). Fünf Jahre später gab Schwester Leonora die Leitung ab. Monika Eußner (Stadtlauringen) war ihre Nachfolgerin. Dann folgten Bea Rogos (1989), Daniela Jakubowski (2005) und Romana Müller. Am 15. September 1982 wurde die Schwesternstation aufgelöst. Die drei letzten Schwestern waren: Majosa (seit 4. Juli 1967) Leonora (seit 18. Februar 1953) und Ludgeria (seit 1. September 1970). Anschließend wurden die Wohnung zu Kindergartenräumen umgebaut und eine zweite Gruppe eröffnet.

    In seinem Bericht würdigt Pfarrer Finger auch das ehrenamtliche Engagement und nennt stellvertretend den bereits Verstorbenen Ludwig Kehl sowie den jahrelangen Vorsitzenden Walter Köth. Der Vorstand des Trägervereins setzt sich heute zusammen aus Jessica Wenzel, Ute Reuscher, Michael Ullrich und Pfarrer Manfred Finger.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden