Eine kleine Stadt wie Bad Brückenau ist für den Märchenkongress ideal. Heinrich Dickerhoff, der Präsident der Europäischen Märchengesellschaft (EMG), gibt gern zu, mit der Tagung lieber in einen kleineren Ort zu gehen. Die Teilnehmer wissen zu schätzen, wenn sie, wenn ihr Kongress für die Gastgeber eine Besonderheit ist.
Brigitte Meyerdierks gab mit einem kleinen Film mit stimmungsvollen Aufnahmen von Brückenau einen Eindruck, dass sich die Märchengesellschaft ein idyllisches Städtchen für die nächsten vier Tage ausgewählt hat. Der Film zeigt, dass Brückenau märchenhafte Ecken hat; so manche werden die Kongressteilnehmer am Donnerstag live bei einer Stadtführung mit Dieter Sternecker vom Kulturamt erleben.
Doch zunächst befassen sich die gut 300 Tagungsgäste mit dem glücklichen Ende von Märchen. Was ist das Glück, wer ist ein glücklicher Mensch, fragte Dickerhoff bei der Begrüßung. Märchen enden meist glücklich, aber in der realen Welt sei Glück oft nicht das Ende, stellte Dickerhoff fest. Was die Tagungsteilnehmer in den nächsten Tagen erwartet, erläuterte Professor Wilhelm Solms, Germanist aus Marburg.
Vorprogramm des Kongresses war Märchenerzählen für junge und alte Brückenauer. Die Märchenerzählerin Brigitte Klinkel aus Handthal bei Schweinfurt erzählte in der Grundschule. Sie und weitere Erzähler wollen sich mit ihren Märchen in Schulen, Kindergärten, Altenheimen und Kliniken für das große Engagement der Stadt Bad Brückenau bedanken. Brigitte Klinkel erzählte vor Schülern Märchen der Brüder Grimm in alter Sprache. „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ war ebenso dabei wie Aschenputtel, „Das Wunder des Lebens“ und „Die Geschichte von den zertanzten Schuhen“.
So geht das Programm weiter
Mit Glücksbildern befasst sich heute, Donnerstag, 25. September, der Märchenkongress. Alle Vorträge finden in der Georgi-Kurhalle statt. Der erste beginnt um 9.45 Uhr mit Wilhelm Solms. „Die Hochheit: Gewinn eines dauerhaften Glücks?“ Ob in den Märchen das glückliche Ende des Brautpaares Bestand hat, bleibt stets offen. Aus der Vorgeschichte lässt sich aber vorausahnen, ob beide auch in schlechten Tagen beistehen.
„Die Krone: Macht Macht glücklich?“ – mit dieser Frage befasst sich der Vortrag von Sabine Lutkat um 11.15 Uhr. Von der Herkunft unabhängig kann der Held in den Märchen mit der Krönung König werden. Aber nicht jeder wird damit glücklich. Und auch die Geburt als Königssohn oder -tochter ist kein Garant zum Glücklichsein. Der Vortrag geht der Frage nach, unter welchen Bedingungen im Märchen die Erlangung der Krone und der damit verbundenen Macht glücklich macht.
Ob „Das Gold: Das Ende aller Sorgen?“ bedeutet, darüber referiert Katalin Horn um 14.30 Uhr. Das anfängliche Unglück wird am Ende gut gemacht. Dabei spielt Gold oft eine wichtige Rolle. Im Referat werden einige Goldmotive beim glücklichen Ende untersucht.
Von 20 bis 22 Uhr ist Erzählnacht. An verschiedenen Ort geht es hierzu märchenhaft zu: Klinik von Weckbecker/Musikzimmer, Georgi-Kurhalle – Diaraum und Tagungsraum, Cafe M/Staatsbad, Pfadfinderjurte/Georgi-Kurpark, Gasthof Zur Mühle/Raum Aspenmühle.
Märchenglück und kindliche Realitätserfahrungen – auf welche Sehnsüchte trifft das Märchen bei Kindern, die mit der Werbung, Videos, Computerspielen, Soaps, Fantasy-Literatur aufwachsen? Diesem Thema geht am Freitag, 26. September, Kristin Wardetzky in ihrem Vortrag nach. Beginn ist um 9.45 Uhr. „Der Hunger nach Glück“ ist um 11.15 Uhr Thema beim Psychologen Dirk Revenstorf. Und Heinrich Dickerhoff stellt seinen Beitrag um 14.30 Uhr unter das Motto „Zum Glück erzähle ich Märchen“. Unter anderem geht es um die Erfahrungen, die Menschen beim Erzählen und Hören von Märchen machen. Tagungskarten gibt es im Kongressbüro in der Georgi-Kurhalle.